Sternenfaust - 196 - Die Feuer von Skia
wie ein menschliches Blinzeln. Tatsächlich glaubte sie, in einer Aschewolke über einem Metallsee andere Wesen zu erkennen, die so wie Anjuli oder sie nur aus Flammen bestanden.
Die Gestalten schwebten näher, völlig unbeeindruckt von einer Lavafontäne, die unvermittelt aus einer sich auftuenden Spalte emporschoss. Sie gingen nicht einmal in Deckung, als die glühenden Brocken wieder herabregneten.
Was da auf sie zu flog, waren Wesen, die eine mehr oder weniger entfernt humanoide Gestalt besaßen. Vier Arme waren genauso vertreten wie zwei, ein großer Kopf ebenso wie ein kleiner mit langen Ohren, kurze und lange Beine, dicke und dünne Körper.
Aber Romana Hel’gara erkannte auch, dass das Aussehen der Flammenwesen nicht festgeschrieben war wie jenes von Menschen und Tibaa, sondern in unregelmäßigen Intervallen zwischen unterschiedlichen Ausprägungen oszillierte.
Sie fragte sich, warum dies so war, aber sie gab sich auch gleichzeitig selbst die Antwort: weil sie es konnten. Weil Gestaltwandler sich eben nicht auf eine molekulare Struktur festlegen mussten. Und genau da ähnelten sich Wanagi und Skianer sehr.
Diese Ähnlichkeit war es schließlich auch gewesen, die sie Vertrauen fassen ließ in jene Skianerin, die das Aussehen von Anjuli angenommen hatte. Dabei spielte nicht einmal eine Rolle, ob es weibliche Skianer überhaupt gab.
»Danke« , antwortete sie auf mentalem Weg. »Wer bist du?«
Das vorderste Flammenwesen wogte hin und her, wie um ihr zu zeigen, dass es gesprochen hatte.
Auf einmal stand Anjuli zwischen ihr und den anderen Flammenwesen. Romana Hel’gara wusste sofort, dass es nur Anjuli sein konnte, denn im Inneren der Gestalt schwebten zehn Akoluthoren um einen gemeinsamen Mittelpunkt.
Ein mentaler Jubelschrei brandete durch den Äther. Hunderte von Flammenwesen, die bisher in den dunklen Wolken verborgen gewesen waren, tanzten um Anjuli und Romana Hel’gara herum.
»Akoluthoren« , hallte es vielstimmig in ihrem Geist. »Akoluthoren!«
»In der Tat.« Die mächtige Stimme von vorhin drängte sich in den Vordergrund. Sie klang voll und gebieterisch und fast ein wenig wie Wambli Gleska, als er das Urteil über sie gesprochen hatte. »Über so viele Akoluthoren geboten wir noch nie.«
» Ich freue mich … «, begann Romana Hel’gara, aber die dominante Stimme unterbrach sie, als hätte sie ihre Gedanken zu leise, unhörbar für den Skianer, ausgesprochen.
»Endlich« , dröhnte die Stimme in ihrem Kopf, »endlich können wir die Energie in den Akoluthoren umkehren.«
»Endlich« , sang ein Chor aus Tausenden Skianern den Refrain.
»Endlich« , donnerte die Stimme, »endlich können wir diese Energie nutzen, um die Galaxie zu verändern.«
»Endlich« , tirilierte der vielstimmige Chor.
»Aber …« , versuchte Romana Hel’gara aufzubegehren, doch die titanische Stimme unterbrach sie abermals.
»Warte, und auch du wirst verstehen.« Das Flammenwesen machte eine theatralische Pause, ehe es fortfuhr, wie um sich zu vergewissern, dass Romana Hel’gara auch wirklich zuhörte. »Das Ungleichgewicht, das dadurch entstanden war, dass ein Akoluthorum vor einer Million Jahren in die Milchstraße gelangte, hat zur Anti-Prana-Energie geführt. Es ist eine Negativ-Energie, eine Schattenenergie, die zur mächtigsten Energiequelle aller Zeiten genutzt werden konnte.«
Romana Hel’gara schnürte es die Kehle zu. Was hatten die Skianer vor?
»Es gibt zwei Möglichkeiten, wie wir neue Schattenenergie freisetzen können« , fuhr das Wesen fort, das nun bedrohlich näher kam. »Entweder entsenden wir weitere Akoluthoren in anderen Galaxien – oder …«
»Oder was …« , hauchte Romana Hel’gara in einer bösen Vorahnung.
»Oder wir vernichten die Akoluthoren!«
»Das war nicht ausgemacht« , rief Romana Hel’gara.
Sie spürte, wie die Energie des Anführers der Skianer sie einhüllte. Sogar die Hitze, die ihr bisher nichts anhaben konnte, schien nun durch jede Faser und jedes Flämmchen in sie einzudringen.
»Du gehörst zu uns.« Die Worte stürmten von allen Seiten auf sie zu und bedrängten sie. Jede Silbe brachte einen Teil ihres neuen Körpers zum Schwingen, bis das Zittern sie von den flammenden Zehen bis zu den lodernden Haaren erfasste. »Widersetze dich nicht der Gemeinschaft!«
»Ich will mein Akoluthorum behalten« , versuchte sie aufzubegehren.
»Du wirst dich fügen!« , grollte es ihr entgegen.
In den Gedankenwellen schwang noch etwas mit, das Romana Hel’gara
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