Sternenfaust - 199 - Das Ende (2 of 2)
verschenken und vererben konnten. Sie wollten in ihrer Umgebung Objekte, die mit all ihren Kratzern und Abnutzungserscheinungen eine Geschichte erzählten.
Das Ergebnis war ein Umschwung. Plötzlich füllten sich Wohnungen und Büros mit allerlei »echtem« Plunder, und die Frage »ist das echt?«, tauchte immer wieder auf, wenn Menschen auf etwas stießen und wissen wollten, ob ein schön besticktes Kissen nur eine künstlich erzeugte Holografie oder »tatsächlich« vorhanden war.
Umso seltsamer erschien es daher Dana, dass das Büro des Admirals tatsächlich so gut wie leer war. Es wirkte wie ein Büro, bei dem man vergessen hatte, die Virto-Simulationen zu aktivieren.
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, wollte der Admiral wissen, der sich Dana als Admiral Fuller vorgestellt hatte.
Normalerweise hätte Dana abgelehnt, aber sie fand es in dem Raum derart ungemütlich, dass sie zu ihrer eigenen Überraschung »ja« sagte.
»Ich hörte, Sie trinken gerne Kaffee«, erklärte der Offizier.
»Das stimmt«, erwiderte Dana. Kaffee hatte vor zwanzig Jahren eine Art Wiedergeburt erlebt. Findige Werbefachleute hatten es als wiedergefundenes Allheilmittel »von früher« angepriesen, nachdem man nicht nur herausgefunden hatte, dass es im zwanzigsten und im einundzwanzigsten Jahrhundert eines der wichtigsten Handelsprodukte gewesen und von den Menschen in erstaunlichen Mengen getrunken worden war. Fast täglich war damals in den Medien ein Bericht über Kaffee und seine heilsamen Wirkungen erschienen, da das Getränk große Mengen von wertvollem Acrylamid und zahllose andere, angeblich Leber schützende Substanzen enthielt.
»Und ich nehme an, Sie möchten kein Virto-Getränk«, schmunzelte der Offizier.
»Ganz sicher nicht«, erwiderte Dana und lächelte unterkühlt. Gerade der Umstand, dass der Offizier es ihr bequem machen wollte, sprach dafür, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit mit ihrer Bitte gescheitert war.
»Hatten Sie die Möglichkeiten, die Unterlagen von Professor MacShane und Professor Frost zu untersuchen?«, wollte Dana wissen, noch während der Admiral eine Klappe in der Wand öffnete und dort eine Kaffeekanne und zwei Tassen entnahm, die offenbar über die Versorgungsautomatik bereitgestellt worden waren.
»Ich hätte diese Unterlagen ohnehin nicht verstanden«, wehrte der Admiral ab. Es bildeten sich winzige Schweißtropfen auf seiner Stirn, die aber wahrscheinlich bei ihm regelmäßig auftraten. Seine Stirn begann unschön zu glänzen, während er mit dem Tablett zu seinem Schreibtisch ging, vor dem Dana Platz genommen hatte. »Aber ich habe die Stellungnahme des Wissenschaftsrats des Star Corps gelesen.«
Dana konnte sich schon denken, wie diese Stellungnahme ausgefallen war. Sie nahm einen Schluck aus der Tasse, genoss den anregenden Geschmack auf der Zunge und fragte unvermittelt: »Was haben Sie verbrochen?«
Der Admiral runzelte die Stirn. Er schien die Frage nicht ganz verstanden zu haben.
»Irgendetwas müssen Sie verbrochen haben«, holte Dana weiter aus, »sonst hätte man Ihnen nicht die undankbare Aufgabe übertragen, mir zu sagen, dass der Wissenschaftsrat des Senats im Moment nicht davon ausgeht, dass die Große Leere zurückgekommen ist.«
»Es war in der Tat keine Aufgabe, auf die ich mich gefreut habe. Ich wünschte tatsächlich, es gäbe deutlichere Beweise. Man hat zunächst von Karalon aus automatisierte Virto-Aufklärungsschiffe in die von Ihnen angegebenen Regionen geschickt.«
»Wo sie entweder von der Großen Leere verschluckt wurden, oder ähnliche Scans einfahren wie die, die wir schon haben. Messergebnisse also, die nicht genug aussagen.«
»Immerhin wird die Angelegenheit genau untersucht.«
»Ich sehe schon«, seufzte Dana. »Solange die Große Leere nicht das Sonnensystem erreicht, werden sich die Ratsmitglieder nicht überzeugen lassen.«
»Wahrscheinlich glaubt über die Hälfte des Rats noch nicht einmal, dass es jemals so etwas wie eine ›Große Leere‹ gegeben hat.«
»Das finde ich immer wieder erstaunlich«, sagte Dana. »Wie es den Menschen doch gelingt, Fakten zu verdrängen. Dafür glauben sie nur zu gerne an allerlei esoterischen Hokuspokus.«
»Die Fakten sind in diesem Fall leider ein wenig dünn, das müssen Sie zugeben. Immerhin kann sich niemand wirklich an die ›Große Leere‹ erinnern. Wer kann den Menschen verdenken, nicht daran zu glauben?«
»Die Pulsarvermessung, die nach dem Ende der Großen Leere vorgenommen wurde,
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