Sternenfaust - 199 - Das Ende (2 of 2)
werden der Tashna’ak einen Rat erteilen.«
Dana atmete innerlich auf. Die Sh’gash bestanden aus den Besten der Besten der Shisheni, sie besaßen das größte Wissen, und nur sie durften ihr Wissen in den Universitäten an die Kinder der Shisheni weitergeben. Wenn jemand in der Lage war, die komplizierten Thesen von Yngvar und Daniel zu verstehen, dann sie.
»Freue dich nicht zu früh, Dana«, sagte Shesha’a, die offenbar Danas Gedanken an ihrem Gesicht abgelesen hatte. »Was du forderst, widerspricht allem, was die Shisheni seit über zwanzig Erdenjahren glauben. Es widerspricht dem, wofür die Shisheni bereit waren, einen bitteren Krieg gegen viele Völker zu führen.«
»Wenn die Große Leere erst einmal die Galaxis aufgelöst hat, werden auch diese Prinzipien verschwunden sein.«
»Wir Shisheni sind überzeugt, dass Prinzipien die Materie überdauern können.«
Dana verlor die Hoffnung, die sie zuvor noch gehabt hatte. »Du bist eine der Dodekoren, Shesha’a«, sagte Dana schließlich. »Damit dienst du einem höheren Prinzip.«
»Vielleicht«, erwiderte Shesha’a. »Vielleicht aber hat die Große Leere einen Grund. Eine Berechtigung, die wir nie in Betracht ziehen wollten. Vielleicht haben wir versagt. Vielleicht ist die Rückkehr der Großen Leere die Strafe für unsere Vergehen an dem Fluss der Zeit. Wir begingen Verbrechen an den grundlegenden Pfeilern der Kausalität.«
»Dann bist du hier aufgrund eines solchen Verbrechens«, sagte Dana.
Shesha’a klapperte zornig mit ihren Schuppen. »Glaubst du wirklich, ich wüsste das nicht? Warum denkst du wohl, habe ich es vermieden, in meine Zeitlinie zurückzukehren, obwohl ich das nur zu gerne getan hätte? Diese Welt soll mich stets daran erinnern, dass es falsch war, die neuen Zeitlinien zu errichten.«
»Die Quantenportale wurden entwickelt, um gerade das zu schaffen. Um denen, die sich in dieser Zeitlinie gefangen fühlten, eine Rückkehr in ihr Universum zu ermöglichen.«
»Ursprünglich war das sicher nicht die Antriebsfeder von Yngvar und Daniel gewesen«, erwiderte Shesha’a streng.
»Die beiden haben die Portale nicht allein entwickelt«, entgegnete Dana vorsichtig. Das, was Shesha’a sagte, bestürzte sie weniger als die Verbitterung, die sie in ihr wahrnahm. Dann fügte Dana hinzu: »Wird der Umstand, dass Yngvar und Daniel die Rückkehr der Großen Leere entdeckten, die Sh’gash beeinflussen?«
»Du müsstest uns besser kennen, Dana«, erwiderte Shesha’a, und erneut klapperte sie ungeduldig mit ihren Schuppen.
»Ehrlich gesagt, erkenne ich dich nicht wieder, Shesha’a«, antwortete Dana betrübt. »Ich hatte keine Ahnung, dass du so unglücklich bist.«
Shesha’a glitt über den Boden und wanderte auf und ab, bis sie schließlich innehielt. »In den vergangenen Jahren habe ich vieles hinterfragt«, sagte sie schließlich. »Die Toten Götter haben mit der Nullraumenergie das Ende allen Seins herbeigeführt. Es war ein Verbrechen am Universum. Und wir haben durch die Quantenportale ebenfalls an den Grundfesten des Universums gerüttelt. Und jetzt sollen wir genau das wieder tun?«
»Wir können nicht mehr tun, als aus unseren Fehlern zu lernen«, sagte Dana.
»Manche Fehler sind so weitreichend, dass am Ende nur der Verlust steht. Und es ist niemand mehr da, der die gezogene Lehre weitergeben kann.«
Dana holte tief Luft. »Dann soll es so sein!«
Diese Worte ließen Shesha’a aufschrecken.
Sie raschelte verlegen mit den Schuppen, wanderte kurz im Raum auf und ab, bis sie schließlich Dana in die shishenische Ganzkörperumarmung einwickelte und ihre Stirn gegen Danas legte. »Das klang sehr mutlos«, sagte sie schließlich.
»Wohl kaum mutloser als du«, erwiderte Dana. »Aber es stimmt. Ich bin müde. Ich habe in meinem Leben zu viel gekämpft. Und vielleicht ist es so. Unser Forscherdrang, unser Drang, zu kämpfen, er ist unser Antrieb und unser Untergang zugleich. Vielleicht ist es nun an der Zeit, es mit dem Ende bewenden zu lassen.«
Shesha’a löste die Umarmung und wandte sich ab. »So wird es nicht enden«, sagte sie schließlich.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Dana. »Nach allem, was du soeben selbst gesagt hast.«
»Weil ich es spüre«, erwiderte Shesha’a. »Etwas liegt noch vor uns.«
»Dann hoffen wir, dass die Sh’gash der Herrscherin einen entsprechenden Rat erteilen werden.«
»Das ist nicht von Belang«, sagte Shesha’a. »Die Herrscherin kann auch gegen den Rat der Sh’gash
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