Sternenfaust - 199 - Das Ende (2 of 2)
vernichten?«
»Der höchste Kodex der Shisheni ist die Bewahrung des Normalraums. Denn dieser Normalraum ist durch die Quantensprünge massiv gefährdet.«
Erneut sendete Austen einen Funkspruch ab, in dem er Shesha’a als die Tashna’ak der anderen Zeitlinie vorstellte und um Gehör bat.
»Die fremden Schiffe halten noch immer auf uns zu«, sagte Austen, der sämtliche Vorgänge auf einer einzigen Anzeigetafel verfolgte. Endlich meldete er den Empfang einer Funknachricht und aktivierte den großen Bildschirm.
Für Dana sahen ohnehin nahezu alle Shisheni gleich aus, doch auch Shesha’a schien die Kriegerin nicht zu kennen.
»Ich bin Kashu’u, Kommandantin der SHOTOSHAS STERN. Das Verwenden des Portals wird als Verbrechen am Sein eingestuft.«
»Wir haben gute Gründe dafür«, erklärte Shesha’a.
»Es gibt keine Gründe«, widersprach Kashu’u und konnte offenbar ein leichtes Schuppenrasseln, das ein Ausdruck ihrer Wut war, nicht unterdrücken.
»In meiner Realität bin ich Herrscherin der Shisheni«, sagte Shesha’a und reckte sich auf. »Ich habe den Entschluss nicht leichtfertig gefällt. Auch ich musste dafür alles, wofür ich in den letzten Jahren viele Opfer erbrachte, infrage stellen. Ich erwarte nicht mehr, als Gehör zu finden.«
Das Rasseln von Kashu’u wurde stärker, was Dana als kein gutes Zeichen wertete. Dennoch kam schließlich die überraschende Antwort: »Eine Anhörung ist dir gewährt. Bis dahin bist du und jene, die dich begleiten, Gefangene der Shisheni.«
*
So, wie man Dana und die anderen auf Shishena untergebracht hatte, fühlte es sich nicht wie ein Gefängnis an. Es war ein angenehm erhellter, ovalförmiger Raum, und wie üblich waren auch die Fenster oval und boten einen Blick auf die Regierungshauptstadt.
Es gab mehrere ringförmig angeordnete Sitzgruppen, wobei sich an jedem Platz ein Terminal befand. Außerdem standen mehrere eiförmige Karaffen auf nahezu jeder Abstellfläche. An den Wänden befanden sich transportable Kunststoffschalen mit duftenden Gräsern, die für Menschen weniger geeignet waren. Aber die Shisheni konnten sich darin, wenn sie darauf Lust verspürten, einkringeln.
Nur der Umstand, dass keine physischen Helfer anwesend waren, die sich normalerweise um das Wohl der Gäste kümmerten, zeigte, dass Dana und die anderen nicht als Gäste angesehen wurden, sondern im Moment nur geduldet waren.
Shesha’a war nicht anwesend, was bedauerlich war, denn Dana hätte viele Fragen gehabt. Und Dana konnte sehen, dass es den anderen nicht viel anders erging.
»Was glaubst du, werden die Shisheni mit uns machen?«, wollte Daniel wissen.
Dana legte ihren Arm um seine Schulter und sagte: »Du brauchst dir keine Sorgen machen.« Sie runzelte selbst die Stirn über diese Aussage. Sie hatten gegen ein oberstes Gesetz des Shisheni verstoßen und waren in die zweite Zeitlinie zurückgekehrt, eine Zeitlinie, an der Dana auch noch »schuld« war. Außerdem schien die Große Leere zurückgekehrt, und es war mehr als fraglich, wie es ihnen gelingen sollte, alle Dodekoren einzusammeln. Wenn das überhaupt von Erfolg gekrönt war. Für optimistische Phrasen war der Zeitpunkt also denkbar ungünstig.
»Ich mache mir keine Sorgen, Dana«, sagte Daniel. »Ich hoffe, du machst dir auch keine.«
Dana lächelte ihn an. »Es ist seltsam; aber ich tue es wirklich nicht. Selbst wenn die Shisheni uns hinrichten, würde ich nichts bereuen. Ich hatte ein aufregendes Leben. Manchmal zu aufregend, aber wenn ich zurückblicke, möchte ich nichts davon missen.«
»Wirklich nichts?«, fragte Daniel nach.
»Nun gut, als Teenager hatte ich einmal fürchterlichen Liebeskummer. Dann die Zeit bei den Morax. Und natürlich der STERNENFAUST-Zwischenfall. Und der Tumor. Und die Große Leere, die Vernichtung der Erde, der Kampf der Wanagi …« Dann grinste Dana: »Ich sollte wohl besser aufhören.« Seltsamerweise erwiderte Daniel das Grinsen nicht, sodass Dana ihn fragte: »Was ist los?«
»Dein Tumor …«
»Was ist damit?«
»Ohne deinen Tumor wären wir uns niemals begegnet.«
Erst da erkannte Dana, was sie mit ihrer Bemerkung in Daniel ausgelöst hatte. »Du gehörst zu den Dingen, die ich nie bereut habe, Daniel. Das versichere ich dir. Du nicht, und auch nicht Yngvar. Dafür würde ich jederzeit jeden Tumor in Kauf nehmen.« Daniel lächelte nur leicht. »Und was ist mir dir?«, wollte Dana von ihm wissen.
»Was soll mit mir sein?«
»Du hast auch sehr viel
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