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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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zusprintete. Felicity! Weshalb war sie nicht an Bord des Shuttles?
    »Was machst du da?«, brüllte Waverly, aber Felicity hörte sie natürlich nicht und schlug nun auf das Tastenfeld für die Luftschleuse ein.
    Eine blonde Frau schlang ihre Arme um ihre Schultern und flüsterte ihr etwas ins Ohr, während Felicity nun konzentriert Zahlentasten drückte, bis sich die Luftschleuse schließlich öffnete. Sie drehten sich beide um und winkten Waverly zum Abschied zu. Da verstand sie. Sie nickte ihrer Freundin zu, und in diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass sie sich vielleicht niemals wiedersehen würden. Sie formte das Wort
Danke
mit dem Mund.
    Felicity lächelte Waverly zum ersten Mal seit langer Zeit an.
    Waverly fuhr die Maschinen hoch, löste die Parkklammern und spürte, wie sich das Shuttle vom Boden des Hangars erhob. Mit zitternden Händen lenkte sie es auf die nunmehr geöffnete Luftschleuse zu. Sie versuchte sich an die Simulationen zu erinnern, die sie mit Kieran zusammen gemacht hatte, und ließ das Shuttle vorwärts in die Kammer gleiten. Mit zischender Hydraulik schloss sich die Luftschleuse hinter ihnen, und die äußeren Türen öffneten sich in die Endlosigkeit des Alls. Waverly schob den Steuerknüppel nach vorn.
    Sie waren draußen.
    Sie drückte auf den Knopf für die Schubdüsen, das Schiff schoss vorwärts und warf sie in ihrem Sitz zurück. Auf dem Monitor verschwand die
New Horizon
langsam in der Schwärze.
    »Wo sind die anderen?«, fragte Sarah vom Kopilotensitz aus.
    Waverly stutzte. War sie schon die ganze Zeit über da gewesen?
    Sarahs Gesicht war bleich unter ihren Sommersprossen, und ihre Stimme schien sehr weit entfernt zu sein – sie klang blechern und als käme sie aus einem anderen Raum. »Wo sind unsere Eltern?«
    Waverly schloss den Mund und presste die Lippen zu einer dünnen, geraden Linie zusammen.
    »Waverly?«

[home]
    Teil Fünf
    Metamorphose
    Ein Führer ist ein Händler der Hoffnung.
    Napoleon Bonaparte

Ein Silberstreif
    W ie viele Stunden – Tage – er auf seiner Liege in der Brig gelegen und an die Decke gestarrt hatte, wusste Kieran nicht. Sie ließen das Licht rund um die Uhr brennen, also hatte er keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Ging man von seinem Hunger aus, war sehr viel Zeit vergangen.
    Früher, als alles normal und Waverly in Sicherheit war und er bei seinen Eltern lebte, hatte er niemals Hunger gehabt. Das wurde ihm jetzt klar. Er hatte diese nörgelnde Leere in seinen Eingeweiden Hunger genannt – damals, als er alles, was er wollte, essen konnte, wann immer ihm danach war. Maiskolben. Das war sein Lieblingsessen gewesen. Er mochte sie mit ein bisschen Walnussöl darauf, nur ein wenig und gerade mal angedünstet, genug, um sie aufzuwärmen. So knusprig und süß. Oder weiße Bohnen, vor Olivenöl triefend, mit Petersilie und Knoblauch. Hühnchen, geröstet, mit Estragon und Rosmarin, so wie es aus der Küche seiner Mutter kam. Er war aus der Schule nach Hause gekommen, und der Geruch des Essens hatte seinen Magen zum Knurren gebracht, und das hatte er Hunger genannt. Aber was er damals gefühlt hatte, war kein Hunger gewesen.
    Hunger, das war dieser quälende Schmerz, den er nun in seinen Gelenken spürte. Er ließ seinen Kopf schmerzen und sein Ohr bei jedem Geräusch zucken. Er machte seine Zähne weich und ließ sie im Zahnfleisch wackeln, als würden sie in Erwägung ziehen auszufallen, weil sie ohnehin nicht benutzt wurden. Und der Hunger machte ihn schwach. Kieran fühlte sich, als wöge jeder seiner Arme hundert Pfund. Sich aufzurichten erforderte jedes Quentchen Kraft. Von der Liege aufzustehen und die zwei Schritte zum Waschbecken zu gehen brauchte eine Stunde Planung und Mut.
    Das Einzige, das er neben seinem Hunger zu fühlen imstande war, war seine Wut. Er hatte ihre Eltern gerettet, hatte sein Leben für sie riskiert, und sie ließen ihn sterben.
    Er hasste sie alle.
    »Du siehst nicht besonders gut aus«, sagte jemand.
    Er hatte vergessen, dass da noch jemand auf der anderen Seite der Gitterstäbe war. Sealy Arndt oder Max Brent, Seths Kumpane, hatten ihn ständig unter Bewachung gehalten. Diesmal war es Max.
    »O ja, ich hatte gerade einen prima Salat.« Max grinste und ließ seine großen, krummen Zähne aufblitzen. »Der war frisch und knackig. Allerdings nicht sehr sättigend. Ich glaube, ich werde mir noch ein paar Eier holen, wenn meine Schicht zu Ende ist. Meine Mama hat mir beigebracht, wie man Rührei macht. Am

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