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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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das Schloss bewegte sich nicht.
    Die Luft war erfüllt von Gewehrfeuer.
    »Geh!«, schrie ihre Mutter ihr aus dem Container heraus zu.
    »Nein, Mama! Ich kann dich rausholen!«
    Ihre Mutter steckte die Finger aus dem Container, und sie griff danach. »Wo sind die anderen Mädchen?«
    »Warten im Shuttle-Hangar«, rief Waverly zurück.
    »Sie warten auf dich? Du musst gehen, Waverly! Renn zu ihnen und verschwinde von diesem Schiff. Wir finden einen Weg hier heraus.«
    »Ich kann dich nicht alleinlassen, Mama!«, schluchzte sie. Es war alles zu viel. Sie brauchte jemanden, der ihr die Sache abnahm, der die Mädchen nach Hause brachte. Sie konnte sich einfach nicht mehr um alles kümmern. Sie hatte nicht mehr die Kraft dazu. »Ich brauche dich!«, flehte sie ihre Mutter an.
    »Komm da runter, Waverly!«, brüllte Anne Mather. »Du hast keine Chance.« Ihre Stimme klang jetzt näher, obwohl die Schüsse direkt unter ihr nahelegten, dass Jessica und Amanda die Angreifer auf Abstand hielten.
    Waverly hob ihr Gewehr, zielte und schoss auf Anne Mather, die sich gerade noch rechtzeitig in Deckung warf. Dann drehte sie sich um, um weiter an dem Schloss zu arbeiten, aber der Schlüssel steckte fest.
    Blut spritzte auf den Metallboden.
    Ihr Blut.
    Eine Kugel hatte ihren Arm gestreift. Sie spürte es kaum.
    »Sie werden dich töten, Waverly. Lauf!«, brüllte ihre Mutter.
    »Mama!«, weinte Waverly. Ihr Arm schmerzte jetzt. Ihr Bein schmerzte. Sie konnte so nicht weitermachen. Immerhin löste sich der Schlüssel.
    »Lauf!«, kreischte ihre Mutter erneut – und schließlich gab Waverly auf.
    Sie warf den Schlüsselbund in den Container, bevor sie ungeschickt die Leiter nach unten rutschte. Das verdammte Bein! Kugeln jaulten über ihren Kopf hinweg, während sie zu der nahen Öffnung zwischen den Filtereinheiten lief und sich dann zu den Backbord-Fahrstühlen wandte, die sie direkt zum Shuttle-Hangar bringen würden.
    Kurz hielt Waverly inne und wandte sich zu Amanda und Jessica um, die sich hinter eine Filtereinheit gekauert hatten. Amanda kreischte immer noch: »Hört auf zu schießen! Habt ihr euren Verstand verloren?« Sie drückte ihr Gewehr an die Brust, schien aber zu verängstigt, es auch zu benutzen. Nur Jessica schoss, aber das war genug, um Mather und ihre Wachen etwas zögern zu lassen.
    Amanda winkte Waverly weiterzugehen. »Wenn du durch die Tür bist, schließ sie und schieß auf den Türmechanismus. Geh!«
    Waverly starrte sie an, wollte etwas sagen, »danke« vielleicht. Aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Also machte sie auf der Stelle kehrt, ging durch das Schott, und als sie sich in den Gang dahinter duckte, hatte sie das Gefühl, ihre Lungen würden explodieren. Sie hämmerte auf den Knopf, um das Schott zu schließen, schoss dann auf das Tastenfeld und hoffte, dass das Mather und ihre Wachen eine Zeitlang aufhalten würde. Dann humpelte sie, so schnell sie konnte, zu den Fahrstühlen – und kam schlitternd zum Stehen.
    Sie war mitten in einem Alptraum gelandet.
    Am Fahrstuhl stand der Mann mit der Narbe, Samanthas Mörder. Er hielt die Waffe locker in der Hand, und als er sie erkannte, begegneten sich ihre Blicke.
    Er hob eine Hand, als wollte er höflich darum bitten, ihn nicht zu erschießen.
    Waverly zielte, ohne nachzudenken. Gerade als ihr Finger den Abzug fand, öffnete er den Mund, um zu sprechen.
    »Warte«, sagte er.
    Sie zog den Abzug durch.
    Er stöhnte und fiel zu Boden.
    So einfach war das also. In einem Moment stand er, und im nächsten sackte er an der Fahrstuhltür zusammen, seine Hand an der Bauchhöhle, die zu einer blutigen Masse geworden war. Waverly wartete so lange, wie sie es wagte – zehn Sekunden? Eine Minute? Eine Ewigkeit? Schließlich brachen seine Augen, und eine feucht glänzende Zungenspitze quoll ihm aus dem Mund.
    In diesem Moment hörte sie Anne Mather und ihre Wachen gegen das Schott hämmern, und dann das Kreischen von Metall, als das Schott aufgezwängt wurde. Sie kamen, um sie zu töten.
    Sie rannte zum Fahrstuhl und schlug auf den Knopf über der Schulter des Toten. Sie wusste, dass sie sein Gewehr an sich nehmen sollte, und beinahe hätte sie es auch getan, aber dann konnte sie es doch nicht ertragen, ihn zu berühren.
    Die Aufzugtüren öffneten sich, er fiel nach hinten, und sein Kopf hüpfte, als er auf dem Metallboden aufschlug. Seine Zähne klapperten, Luft gurgelte aus seinem Hals, und dann lag er wieder still, sein Körper im Fahrstuhl, die Beine ragten

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