Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
Gesichtern machte. Sie verzog sie, rötete Augen, weitete Münder, ließ die Haut feucht werden.
»Captain …«, Sammys Stimme war zögerlich. »Ich glaube, ich sehe ein EMS gleich bei der äußeren Luftschleuse.«
Kieran sah den Captain an. »Was tut es da?«
»Sich Einlass verschaffen.«
Der Captain donnerte auf die Kom-Konsole und schrie: »Sicherheitsalarm! Alle verfügbaren Leute in den Steuerbord-Shuttle-Hangar!«
Dann schlug er auf das Schloss zum Shuttle-Hangar, und das Sicherheitsteam stürmte durch den Eingang. Kieran blieb dem Captain dicht auf den Fersen, doch der schob ihn weg. »Verschwinde von hier!«
»Ich will helfen!«, insistierte Kieran, obwohl seine Beine sich ganz weich anfühlten vor Angst. Ströme von Crewmitgliedern schossen durch den immensen Hangar. Alak Bhuvanath, der Präsident des Zentralrats, rannte zu den manuellen Luftschleusenkontrollen und versuchte mehrfach, sie zu verriegeln.
»Sie haben die Schlösser außer Kraft gesetzt! Wie haben sie das geschafft?«
Das war eine sehr berechtigte Frage, wie Kieran fand. Dann fiel ihm das zweite, kleinere Shuttle ein, das er auf dem Bildschirm gesehen hatte. Wo war es geblieben? Hatte sich dessen Besatzung bereits unbemerkt Zutritt zum Schiff verschafft und griff nun irgendwie auf Teile der Steuerungssysteme zu? Aber wie?
Das Interkom summte, und Waverlys Stimme gellte durch den Lautsprecher. Irgendwas davon, alle Kinder ins Auditorium zu bringen. Gut. Dort würden sie sicherer sein. Kieran beobachtete, wie ein Technikerteam am Schloss arbeitete, während der Rest der Erwachsenen zusah. Barbara Coolidges kleine Hände waren wie festgenietet an der Schaufel, die sie hielt; Ratsherr Ganan Kumars Kiefer arbeitete, während er mit schwarzen, glühenden Augen auf die Tür starrte; Tadeo Silva balancierte seine Hacke über der Schulter, als wäre es ein Speer. Alle schienen den Atem anzuhalten. Etwa die Hälfte der Crew hatte sich bereits versammelt, und Kieran hoffte, dass das genug für den Kampf sein würde.
Außer natürlich …
»Es könnte sein, dass sie genau das wollen, was wir hier tun«, sagte Kieran zu sich selbst. »Was ist, wenn sie uns alle hier haben wollen? Captain?«
Aber Jones schob ihn fort. »Geh! Stell sicher, dass es alle Kinder ins Auditorium geschafft haben. Dann führ sie durch die Druckröhren in den Zentralbunker.«
»Aber –«
»Du willst helfen? Dann geh!« Der Captain brüllte, und Kieran erkannte, dass es sinnlos war, jetzt mit ihm reden zu wollen. Er nickte knapp, rannte zurück durch den riesigen Hangar und wich dabei Dutzenden von Menschen aus, die hineinströmten, um ihr Schiff zu verteidigen. Aber noch immer schrien all seine Instinkte, dass es ein schrecklicher Fehler war, jedes einzelne Crewmitglied in den Shuttle-Hangar zu pferchen. Als ihm am Hangar-Eingang Harvard Stapleton, sein Physiklehrer, entgegenkam, hielt Kieran ihn am Ärmel fest. »Harvard, was ist, wenn sie genau wollen, dass wir das hier machen?«
»Jetzt nicht, Kieran!«
Aber Kieran ließ ihn nicht los. »Was, wenn …« Die Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an, während er sprach. »Was ist, wenn sie vorhaben, den Shuttle-Hangar zu dekompressieren?«
Harvard hielt an und schien tatsächlich nachzudenken, während einige der Nachstürmenden in ihn hineinrannten. Sein Gesicht wirkte blass unter seinem dichten, ergrauten Haar.
»Wir müssen die Leute daran hindern, weiter hineinzugehen«, beschwor Kieran ihn. »Wir dürfen nicht die ganze Crew dort hineinrennen lassen! Sie sitzen auf dem Präsentierteller!«
»Willst du damit sagen, ich soll die Befehle des Captains missachten?«
»Ja!«, rief Kieran, während eine weitere Gruppe vorbeirannte. Es sah nun so aus, als sei fast die gesamte Crew dort drinnen.
»Harvard, du musst es ihnen sagen!«, flehte Kieran. »Auf mich werden sie nicht hören.«
»Vielleicht hast du recht.« Die Augen des Mannes suchten in der Menge nach dem Captain, während weitere Crewmitglieder sich an ihnen vorbeischoben, unter ihnen Kierans Eltern. Er konnte den breiten Rücken seines Vaters und das goldene Haar seiner Mutter sehen. »Mama! Papa!«
Seine Mutter winkte ihn weg. »Kieran, verschwinde von hier!«
»Geht da nicht rein!«, bettelte Kieran. »Es ist eine Falle!«
Aber sie rannten bereits auf die Luftschleuse zu. Wie viele standen da jetzt, zusammengedrängt um die Tore, und warteten? Dreihundert? Vierhundert?
Sie schienen so dumm zu sein, wie sie da standen und ihre Harken und Schaufeln
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