Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
Vom Netzwerk:
die die Schießerei auf dem Hangar eröffnet hatte, schwebte am Kopf der Kabine, war in ein an der Wand aufgehängtes Geschirr geschnallt und hielt ihre Waffe vor der Brust. Sie behielt die Mädchen mit ihren kleinen Augen im Blick, aber irgendetwas an ihr wirkte unstet: Sie war wackelig, und alle paar Augenblicke schniefte sie. Fast wirkte es, als weinte sie.
So ein Monster sollte nicht zu Tränen fähig sein,
dachte Waverly. Dann stupste sie Felicity an. Selbst diese kleine Bewegung sandte Wellen des Schmerzes durch ihr Inneres. Sie war sehr schwach.
    »Was?«, flüsterte Felicity kaum hörbar.
    »Wir sind mehr als sie«, sagte sie leise. Der eine Satz verbrauchte ihren ganzen Atem, und sie holte japsend Luft, ehe sie den Rest herausbekam. »Vielleicht können wir das Shuttle übernehmen.«
    »Sie haben Gewehre.«
    »Wenn sie uns erst an Bord der
New Horizon
haben, kommen wir nie mehr weg.«
    »Aber wir werden leben.«
    Waverly versuchte, eine Antwort darauf zu finden, aber Spasmen durchzuckten sie, und sie beugte sich wimmernd nach vorn. Sie spürte Felicitys Hand auf ihrem Rücken und ihr Flüstern im Haar. »Halt den Mund und verhalt dich still. Du bist zu schwach, um irgendetwas zu tun.«
    Waverlys Innerstes, ihr ganzes Selbst, schrie gegen Felicitys Worte an. Es
musste
etwas geben, das sie tun konnten – irgendetwas, um zu verhindern, dass all diese schrecklichen Dinge einfach weiterhin geschahen. Aber je mehr sie sich aufregte, desto schwächer wurden ihre Beine, umso wilder ihr Herzschlag, immer benebelter ihr Kopf. Sie sackte gegen Felicity, die ihren Arm um sie legte, und konzentrierte sich auf den Herzschlag des anderen Mädchens, hörte den regelmäßigen Schlägen zu und befahl ihrem eigenen Herzen, seinen wilden Schlag zu verlangsamen.
    Die Tür zum Cockpit glitt auf, und die Mädchen zogen die Köpfe ein und versuchten, mit ihren Sitzen zu verschmelzen.
    In den Raum trat eine plumpe Frau mittleren Alters, das graue Haar zu einem Dutt zusammengesteckt. Die Frau hatte freundliche graue Augen und ein heiteres Lächeln, und sie streckte ihre Hände aus, als wollte sie alle Mädchen im Raum umarmen. Einen Moment lang fragte sich Waverly, wie die Frau bei null Schwerkraft auf dem Boden stehen konnte, aber dann sah sie, dass sie magnetische Grav-Stiefel trug. Alle anderen an Bord des Shuttles schienen sich unwohl unter null Schwerkraft zu fühlen, aber diese Frau stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden.
    »Mädchen, ich bin Anne Mather, und ich bin hier, um euch zu helfen. Ihr habt eine Menge durchgemacht, und was geschehen ist, tut mir unendlich leid.«
    »Es tut Ihnen
leid?
«, kreischte Samantha Stapleton. »Ihr habt Menschen getötet!«
    »Getötet? O du meine Güte!«, rief die Frau. Sie hob Samanthas Kinn, bis das Mädchen feindselig zu ihr hochstarrte. »Nein, meine Liebe. Es tut mir leid, dass du das missverstanden hast. Niemand wurde bei unserer Rettungsmission getötet. Einige Menschen wurden mit unseren Betäubungswaffen außer Gefecht gesetzt, aber ich versichere euch, dass sie gesund und munter wieder aufwachen werden.«
    Viele der Mädchen richteten sich in ihren Sitzen auf, und in ihren Augen, die sie fest auf diese beruhigende, mütterliche Frau gerichtet hatten, glomm Hoffnung. »Meine Mutter wird wieder gesund?«, fragte Melissa Dickinson unter fransigem, mausbraunem Haar hervor.
    »Ich versichere dir, es geht ihr gut, Kleine.«
    Melissa brach auf dem Mädchen neben ihr zusammen und weinte vor Erleichterung. Laura Martin hob ihren knochigen Arm und räusperte sich. Waverly dachte, wie absurd es war, dass die Mädchen sich bereits benahmen, als sei das hier eine normale Unterrichtsstunde und diese Frau eine normale Lehrerin. Sie waren schwer mitgenommen und willens, sich an jedem winzigen Stück Normalität festzuklammern.
    »Das war eine Rettungsmission? Rettung wovor?«
    »Das wusstet ihr nicht?«, antwortete die Frau, und ihre Stimme war voller Zuneigung. »Meine Lieben, eine Luftschleusenfehlfunktion hat eine explosive Dekompression verursacht. Wir haben versucht, es von außen zu reparieren, aber als das fehlschlug, wussten wir, dass wir euch Mädchen so schnell wie möglich vom Schiff holen mussten.«
    Waverly sah, dass einige das schluckten. Zu guter Letzt stand hier endlich ein vertrauenswürdiger Erwachsener, der alles erklärte. Aber das funktionierte nicht für alle. Samantha funkelte die Frau noch immer an und wirkte, als wollte sie sie jeden Moment erwürgen. Sarah Hodges,

Weitere Kostenlose Bücher