Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
beenden, anstatt es hinauszuzögern. Aber er würde das nicht zulassen.
Er öffnete sein Geschirr und zeigte mit dem Finger auf Sarek. »Bleib am Kom. Sprich weiter mit ihnen. Ich nehme Kontakt mit dir auf, wenn ich im Shuttle bin.«
Seth warf ihm einen finsteren Blick zu. »Du weißt nicht, wie man so ein Ding fliegt.«
»Genauso wenig wie du«, warf ihm Kieran über die Schulter hinweg zu.
Seth nickte. »Ich komme mit dir.«
Kieran zog sich an der Decke entlang zum Zentralfahrstuhl und hämmerte auf den Knopf. Die Fahrstuhltür öffnete sich augenblicklich, und er zog sich hinein, ohne sich umzuschauen, ob Seth ihm folgte. Dann drückte er den Knopf zum Hangar-Deck. Seth schwebte neben ihm, hielt sich an der Decke fest, und Kieran betrachtete sein Profil. Er versuchte ihn so zu sehen, wie Waverly ihn vielleicht sah, aber er kam sich dabei idiotisch vor – erst recht in einem Moment wie diesem –, und so drehte er sich weg und starrte stattdessen an die Wand des Fahrstuhls.
Seth schien seine Gedanken zu lesen. »Du machst dir bestimmt Sorgen wegen Waverly.«
»Ich kann an nichts anderes denken.«
»Ich auch nicht«, sagte Seth, die Augen beständig auf Kieran gerichtet. »Ich habe versucht, sie aufzuhalten. Ich wollte, dass du das weißt.«
»Ich weiß. Ich habe es gesehen«, sagte Kieran leise. Er konnte hören, wie der andere Junge kraftvoll Luft holte. Alles, was Seth tat, war kraftvoll. »Danke, dass du es versucht hast.«
»War doch selbstverständlich.«
Kieran sah ihn an, öffnete den Mund, um endlich herauszubekommen, was er sich schon seit Jahren gefragt hatte.
Du liebst sie, oder?
Aber er konnte es nicht aussprechen. Er wollte sich dem nicht stellen, wollte nicht glauben, dass ein Typ wie Seth zu wahrer Liebe fähig war.
Sobald der Fahrstuhl auf dem Deck des Shuttle-Hangars angekommen war und die Türen sich öffneten, schwang Kieran sich in den Gang, zielte direkt auf das Schott zum Hangar und schwebte schneller darauf zu, als er hätte laufen können. Er spürte Seth direkt hinter sich. Sobald er innerhalb des Schotts war, presste er die Beine an die Wand, stieß sich wieder ab und zielte jetzt auf das Shuttle, das am nächsten an der Luftschleuse stand. Ihm wurde schummrig, so schnell flog er durch den Hangar. Er sah die Lachen getrockneten Bluts und erinnerte sich, wie er und Arthur die Körper aus der Luftschleuse geblasen hatten. Am liebsten hätte er nie wieder daran gedacht. Er wünschte sich, er könnte so tun, als wäre es nie geschehen.
Ein Blick zu Seth verriet, dass der bereits die Shuttlerampe geöffnet hatte und hineinschwebte. Kieran folgte ihm.
»Die Leichen«, flüsterte Seth. »Hast du –«
»Ja«, sagte Kieran kurz angebunden.
»Ich hätte geholfen.«
»Du warst verletzt.« Kieran ließ sich in den Pilotensitz sinken und schnallte sich an. Er hatte nie darüber nachgedacht, wie groß die Shuttles eigentlich waren und wie schwer es sein mochte, sie durch die Schleuse zu manövrieren. Sein Magen rebellierte, und die allgegenwärtige Angst wuchs. Konnte er das schaffen? Er hatte bis jetzt nicht einmal ein EMS gesteuert.
»Okay.« Kieran starrte auf das aufwendige Steuerpult und war sich nicht sicher, welchen Knopf er zuerst drücken musste.
Seth legte einen Schalter um, und Kieran hörte, wie die Maschinen hustend zum Leben erwachten.
»Danke«, sagte Kieran, der auf einmal froh war, Seth dabeizuhaben.
Seth deutete auf den Pilotensitz. »Du bist sechzehn, oder? Also hast du schon Simulatorstunden gehabt?«
»Ja«, antwortete Kieran, obwohl er nie wirklich gut dabei gewesen war. Ein Shuttle zu fliegen war enorm schwierig. Die Schwerelosigkeit machte es nahezu unmöglich, sich weiter räumlich zu orientieren; die Schubkraft war enorm, und die kleinste Fehleinschätzung konnte tödlich enden. Was er versuchte, war extrem gefährlich, nicht nur für sich und Seth, sondern für alle auf der
Empyrean.
Wenn er mit der Außenhülle kollidierte, konnte es zu einer explosiven Dekompression kommen, die möglicherweise alle an Bord töten würde. In den Simulatorstunden hatte er es nicht einmal geschafft, ein Shuttle erfolgreich zu landen. Er war jedes einzelne Mal kollidiert. Er biss sich auf die Unterlippe, um das Zittern loszuwerden.
»Jetzt mach mir bloß nicht schlapp«, sagte Seth mit warnendem Unterton.
»Halt die Klappe.«
»Fahr zur Hölle.«
»Du bist nicht hilfreich.«
»Ich bin hier, oder etwa nicht?«
Kieran sah auf Seths trotzig vorgerecktes Kinn, seine
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