Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
das?«
»Sagt der Mann, der sich selbst aus einer Luftschleuse blasen will.«
»Wir müssen die radioaktiven Partikel auslüften.«
»Hab ich kein Problem mit. Aber ihr werdet das nicht tun, ehe ich bei euch bin, um euch einzusammeln.«
Mason lachte, aber es war ein bitteres, humorloses Lachen. »Was bringt dich eigentlich auf den Gedanken, dass das Shuttle an den Maschinenraum andocken könnte?«
Kieran schien zu fallen, als das Blut aus seinem Körper wich. »Die Luftschleusen sind nicht kompatibel?«
»Die Luftschleusen in den Maschinenräumen wurden zur Entlüftung von Gasen entworfen.« Mason hustete schwach. »Da passt nicht einmal ein EMS hindurch.«
»Aber das ist Wahnsinn!«, schrie Seth hysterisch. »Wer würde ein Schiff so entwerfen?«
»In jedem normalen Szenario hätten wir ungefähr zwanzig Warnungen bekommen, ehe der Reaktorzustand kritisch wurde. Die übliche Sechs-Mann-Crew hätte jede normale Art von Zusammenbruch in den Griff kriegen können.«
»Die Entwickler haben nie die Möglichkeit einer Kernschmelze in Betracht gezogen?«, schrie Kieran.
»Sie haben nie Sabotage in Betracht gezogen.« Mason sprach ruhig, mit monotoner Stimme. »Wenn doch, meinst du nicht, wir hätten es versucht, Sohn?«
Kieran sah zu Seth, der kreideweiß wurde, als er hörte, wie sein eigener Vater jemand anderen
Sohn
nannte.
»Also können wir nichts tun?«, fragte Kieran.
Eine quälende Stille senkte sich über das Cockpit. Ein Schweißfilm bedeckte Kierans Haut, und er fror.
Der Mann seufzte. »Okay, das wird uns höchstwahrscheinlich umbringen, aber du kannst versuchen, den Shuttle-Laderaum über die Luftschleuse zu bringen. Wenn wir dekompressieren, werden wir vielleicht hineingeblasen.«
»Ja, dann lass es uns versuchen!«, rief Kieran.
»Du verstehst es nicht richtig«, sagte Mason düster. »Die frei werdenden Kräfte beim Ausblasen könnten das Shuttle beschädigen. Sie werden das Shuttle in Drehungen versetzen, die du vielleicht nicht kontrollieren kannst. Deswegen haben wir gehofft, dass ihr Kinder das nicht versuchen würdet.«
»O Gott«, sagte Seth. Er ließ sich in den Sitz sinken und starrte teilnahmslos auf die Steuerung vor sich. Als sein Blick den von Kieran traf, erkannte der, dass alle Willensstärke in Seths Augen erloschen war.
Kierans Gedanken rasten. Er war vielleicht dazu verdammt, den Rest seines kurzen Lebens in das Gesicht von Seth Ardvale zu starren, während sie wie ein wirbelnder Pulsar von der
Empyrean
forttrieben. Aber was für eine Wahl hatten sie?
»Okay, wir versuchen es«, sagte er. Er fühlte sich krank und hatte pochende Kopfschmerzen. Kurz nahm er die Hände vom Steuerknüppel und streckte die Finger, um das Zittern zu bändigen.
»Wenn meine Augäpfel aufgehört haben zu bluten, werde ich euch eine Abreibung verpassen«, sagte Mason.
»Wenn du uns erwischst, alter Mann«, entgegnete Seth, und die beiden lachten in ihrer verdrießlichen Art.
»Okay, Mason, was muss ich tun?« Kieran rückte seine Finger auf dem Steuerknüppel zurecht.
»Du musst das Shuttle über die Backbordklappe bringen.«
Seth deutete nach rechts. »Da ist sie!«
Kieran nickte. Auch er sah den ovalen Umriss der Luftschleusen auf der Außenhülle der
Empyrean
hervorragen und bugsierte das Shuttle über sie, bis die Luftschleuse auf seinem Vidschirm erschien. Seth drückte einen Knopf, und die Worte ANDOCK - MANÖVER erschienen unten auf dem Bildschirm.
Kieran senkte das Shuttle über der Schleuse ab.
Das Fahrzeug kam schlagartig zum Stehen, und das Geräusch von Metall auf Metall winselte durch das Shuttle.
»O Gott«, sagte Seth, als er einen Schalter betätigte, mit dem die Luft aus dem Frachtraum in die Reservetanks gepumpt wurde, damit sie für den anschließenden Druckausgleich wieder zur Verfügung stand.
Die beiden Jungen sahen einander an. Seth biss sich auf die Innenseite der Wange, eine nervöse Angewohnheit, die sein Gesicht verzerrte. Kieran befeuchtete sich die Lippen. »Wir haben angedockt, Mason. Wann immer ihr bereit seid.«
»Okay. Sobald ihr die Dekompression hört, schließt ihr das Shuttle-Schott, habt ihr verstanden? Ihr müsst schnell sein, oder wir werden wieder hinausgeschleudert.«
»Ich weiß, Papa.« Seths Stimme war ruhig, und sein Finger schwebte über dem Knopf.
»Auf drei«, sagte Mason.
Vorsichtig, um das Schiff nicht zu bewegen, ergriff Kieran den Steuerknüppel. Sein Blick ruhte auf dem Nebel, der darauf wartete, die letzten erwachsenen
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