Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
halten.
Während Kieran zusah, wie das Raumschiff im Cockpitfenster größer wurde, stellte er sich das Shuttle und die
Empyrean
von oben vor, verdeutlichte sich die Flugbahn, der das Shuttle folgen musste, um korrekt in die Luftschleuse zu gelangen. Ihm wurde klar, dass er viel schneller fliegen musste, um das Mutterschiff einzuholen.
Er schob die Schubkontrolle auf Maximum und wurde in seinen Sitz gepresst. Nun konnte er kaum mehr den Arm heben, um das Schiff zu steuern, und seine Bauchmuskulatur brachte kaum genug Kraft auf, dass er sich nach vorne lehnen konnte, um den Steuerknüppel zu erreichen. Seine Gedanken rasten, dann kam ihm die zündende Idee. Er tippte auf die Steuerungskonsole und aktivierte die automatische Geschwindigkeitsanpassung. Bei dem Landemanöver würde ihm das auch nicht viel weiterhelfen, aber immerhin verringerte sich so die Gefahr, dass er mit voller Kraft in die
Empyrean
hineinkrachte.
Statt direkt auf die
Empyrean
zu zielen, richtete Kieran das Shuttle auf einen Punkt vor dem Schiff aus und versuchte einzuschätzen, wo sich die Flugbahnen des Shuttles und der
Empyrean
kreuzen würden. Er hielt das Shuttle gerade, ignorierte seine zitternden Glieder, die ängstlichen Warnungen Sareks, die über das Kom-Sys kamen, den Schmerz, der sich in seinem Rücken und seinem zusammengepressten Brustkorb formte. Es würde funktionieren.
Bald schon dominierte die
Empyrean
Kierans Blickfeld. Er war fast da. Fieberhaft suchte er auf der beuligen Oberfläche des Schiffs nach der vertrauten oktogonalen Form der Luftschleuse des Shuttle-Hangars, bis schließlich die orangefarbenen Linien auftauchten. Die Luftschleuse sah winzig aus, als Kieran das Shuttle auf sie ausrichtete und das Schiff in eine diagonale Flugbahn zwang. Die äußeren Luftschleusentore öffneten sich, Kieran nahm die Beschleunigung vorsichtig zurück. Er konnte wieder atmen, und seine Glieder waren nicht mehr so schwer. Er biss sich in die Innenseite der Wange, bis er Blut schmeckte. »Komm schon, komm schon«, murmelte er.
Ein echtes Shuttle zu landen war eine weitaus intuitivere Angelegenheit als eine Simulation. Kieran hielt den Steuerknüppel gleichmäßig gedrückt, während das Shuttle durch die äußeren Luftschleusentore glitt. Das Schiff schlug unterwegs an der Decke an und kratzte dann an den Wänden entlang – aber sie waren drin.
Die äußeren Tore schlossen sich hinter dem Shuttle; die Luftschleuse wurde unter Druck gesetzt, und die inneren Tore öffneten sich zu einem Shuttle-Hangar, in dem sich eine Meute hoffnungsvoller Jungen versammelt hatte. Kieran wünschte, er könnte ihnen den Anblick ihrer Eltern – aufgeschwemmt, zerschlagen und leidend – ersparen, aber als sich die Rampe senkte und die Jungen die Erwachsenen auf dem Boden des Frachtraums liegen sahen, stürmten sie vor Erleichterung weinend hinein. Als Kieran die Rampe nach unten ging, trugen Gruppen von Jungen ihre Eltern hinaus, zogen sie die Frachtrampe hinunter und beförderten sie zur Krankenstation. Niemand von ihnen wirkte beim Anblick von Vater oder Mutter entsetzt – vielmehr überwog die Erleichterung, dass sie immer noch atmeten. In den Gesichtern der Jungen stand wieder Hoffnung, und das gab auch Kieran das erste Mal, seit er Waverly in dem fremden Shuttle hatte verschwinden sehen, Hoffnung. Vielleicht würde er sie wiedersehen. Vielleicht gab es einen Weg, sie zu finden. Und seine Eltern – sie konnten immer noch am Leben sein. Er musste an dieser Hoffnung festhalten, solange er konnte.
Kieran sah, wie Seth sich mit seinem Vater aus dem Shuttle kämpfte. Er bedauerte, dass er diesen brillanten und erfinderischen Jungen jemals wie eine Bedrohung behandelt hatte. Schließlich hatte Waverly nicht Seth zu ihrem zukünftigen Mann erwählt, sondern ihn, oder etwa nicht? Deshalb, so beschloss Kieran, würde er versuchen, ihre alte Rivalität hinter sich zu lassen, eine Art Allianz zu schließen und zusammenzuarbeiten.
Seth hielt seinen Vater allein aufrecht, bis mehrere Jungen ihm zu Hilfe eilten. Mason Ardvale verdrehte die Augen in seinem geschwollenen Gesicht; seine Lippen waren gesprungen, und die Nasenspitze glänzte und war schwarz vor Frostbrand, aber er lebte. Es war unglaublich. Es sah so aus, als hätten alle Erwachsenen, die im Maschinenraum gewesen waren, überlebt.
»Ohne dich hätte ich es nicht geschafft«, sagte Kieran zu Seth und hoffte, dass Mason es hörte.
Die anderen Jungen hielten inne, um zuzuhören, was Seth
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