Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
trotzdem ihr Gesicht wahren.«
Waverly seufzte schwer. »Haben wir eigentlich alle den Verstand verloren?«
»Kinder sollten sich mit derlei Dingen eigentlich überhaupt nicht beschäftigen.«
»Aber Erwachsene sind auch nicht besser«, sagte Waverly kläglich, weil sie daran dachte, wie Captain Jones und Anne Mather ihre Crews aus Erwachsenen so umfassend getäuscht und hintergangen hatten.
»Also wirst du es tun?«
Waverly nickte.
»Und du wirst damit nicht schnurstracks zu Kieran rennen?«
»Ich glaube, es ist das Beste, wenn wir uns erst einmal aus dem Weg gehen.«
»Morgen früh wäre eine gute Zeit, um Sarah zu besuchen«, sagte Arthur.
»Nein, ich gehe jetzt zu ihr.« Sie wandte sich um und ging in Richtung des Aufzugs, aber Arthur hielt sie auf, indem er eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie wandte sich zu ihm um und sah, wie er sich unruhig auf die Unterlippe biss.
»Ich wollte nur, dass du weißt, dass Kierans Ausdrucksweise nicht meine Idee war. In dieser Durchsage, meine ich.«
»Wie genau meinst du das?«
»Ich meine, dass Kieran gesagt hat, dass der Terrorist mit dem Shuttle an Bord der Empyrean gekommen sein muss, das von Waverly Marshall gesteuert wurde.«
Sie starrte Arthur an, als verstünde sie erst jetzt, was Kierans Formulierung bedeutete. Natürlich. Indem er sie in einem Satz mit dem blinden Passagier erwähnte, schob er ihr die Verantwortung für dessen Anwesenheit auf dem Schiff zu. »Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.«
»Ich hielt es für eine ziemliche Sauerei«, sagte Arthur betreten.
»Da hast du wohl recht.« Ihre Stimme klang fremd und kalt in ihren Ohren.
»Er steht stark unter Druck …«, hob Arthur an.
»Versuch es erst gar nicht«, sagte Waverly, schüttelte den Kopf, ließ Arthur stehen und entfernte sich in Richtung des Aufzugs an der Steuerbordseite. Als die Türen sich öffneten, trat sie ein und donnerte mit der Hand auf den Schalter. Es war ein weiter Weg bis hinunter zu den Arrestzellen, und je mehr sie über all das nachdachte, das Kieran getan hatte, desto zorniger wurde sie.
An der Talsohle des Schiffs angekommen, öffneten sich die Fahrstuhltüren, und Waverly machte sich auf den Weg in Richtung Brig. Das Wummern der Maschinen war hier unten besonders laut, und sie fragte sich, wie Seth dieses Geräusch Nacht für Nacht hatte ertragen können. Aber dann dachte sie, dass man sich vermutlich an alles gewöhnen konnte, wenn man musste.
Als sie den Korridor erreichte, der zur Brig führte, hörte sie Stimmen. Überwiegend Stimmen von Jungen, und dann ein Schrei, der nach Sarah klang.
Waverly rannte los, alle Warnungen Arthurs waren vergessen. Als sie den Zellentrakt erreichte, hielt sie inne und lauschte auf Sarahs Stimme. Hier unten gab es über ein Dutzend Zellen, und rechts und links von ihr erstreckte sich eine lange Reihe eiserner Gitterstäbe. Zu ihrer Linken hörte sie Geräusche und begann erneut zu rennen. In der dritten Zelle fand sie schließlich Kieran, der hoch über Sarah aufragte, die auf einem Gitterbett in der Mitte saß, umgeben von Jungen, die sie zornig anstarrten.
»Sarah, ich habe ein Schiff voller Kinder zu beschützen, und ich habe keine Zeit, irgendwelche Spielchen mit dir zu spielen.«
»Ich werde es dir sagen, wenn du mich hier rauslässt!«, knurrte Sarah durch zusammengebissene Zähne.
Kieran richtete sich noch weiter auf, die Hand erhoben, zitternd vor Zorn. Es sah aus, als wolle er sie schlagen.
»Hör auf!«, schrie Waverly. Sie raste an zwei Wachen vorbei, die sich vor der Zelle aufgebaut hatten. »Was verdammt noch mal tust du hier?«
Kieran starrte sie an, als würde er das soeben Geschehene noch einmal vor seinem inneren Auge Revue passieren lassen, um zu ermitteln, wie es von außen betrachtet gewirkt haben könnte. Aber er hatte sich schnell wieder im Griff. »Verschwinde hier, Waverly.«
»Nein! Ich werde dich damit nicht durchkommen lassen!« Ihre Stimme klang rauh und panisch.
Kieran packte sie am Ellbogen, aber sie riss sich los und wich zurück. »Du bist ein Monster! Ich kenne dich nicht!«
»Waverly«, sagte Kieran sanft, griff erneut nach ihrem Arm und schob sie aus Sarahs Zelle. Sie warf sich gegen ihn, aber sein Griff verstärkte sich schmerzvoll, und er drängte sie weiter aus der Zelle heraus. Ihre Füße rutschten über den Boden, als sie mit der freien Hand nach ihm zu greifen versuchte, bis es ihm schließlich gelang, ihr Handgelenk zu packen. Kaum waren sie in dem Korridor, schob er sie
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