Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
in eine Ecke und presste sich mit seinem Gewicht gegen sie, sein Blick fest auf ihren geheftet. Sein Gesicht war angeschwollen von dem Wasser, das sich dort durch die erhöhte Schwerkraft gesammelt hatte, und sie konnte die kleinen Kapillargefäße unter der Oberfläche seiner Haut deutlich sehen. Einst war er ihr so attraktiv erschienen, nun kam er ihr nur noch abscheulich vor.
»Waverly«, sagte er sanft. »Ich hatte nicht vor, ihr weh zu tun. Ich war nur wütend.«
»Klar, natürlich!«, spie sie ihm entgegen.
»Aber es ist die Wahrheit. Komm schon, du kennst mich. Ich bin kein Tyrann.«
»Du warst kein Tyrann, bis du dich selbst zum Captain ernannt hast.«
»Schau.« Er legte ihr einen seiner Finger ins Gesicht. »Ich habe hier einen Terroristen auf diesem Schiff, der meine Crew umbringt. Ich habe keine Zeit für Sarahs Dickköpfigkeit. Sie weiß, was mit dem Überwachungssystem nicht in Ordnung ist, und sie weigert sich zu sagen, was es ist.«
»Je mehr du sie auf diese Art behandelst, desto weniger wird sie dir helfen wollen!«
»Und was schlägst du vor?«
»Überzeuge sie mit Argumenten, um Gottes willen!«
»Willst du es versuchen?«, sagte er. Es klang wie eine rhetorische Frage, aber er hob dennoch hoffnungsvoll eine Augenbraue.
»Und wenn sie kooperiert, lässt du sie raus?«
»Natürlich.«
»Ich werde es versuchen«, sagte Waverly kühl. »Wenn du mir versprichst, niemals wieder irgendjemanden auf diesem Schiff zu bedrohen, egal aus welchem Grund.«
Dann entfernte sie sich von ihm und ging zurück in die Zelle. Die beiden Wachen, Harvey Markem und Vince Petrelli, warfen Kieran über ihre Schulter hinweg einen fragenden Blick zu. Harvey trug einen schmuddeligen Verband um die Stirn, wirkte aber ansonsten robust wie immer. Vince war ebenso groß wie Harvey, aber die Gesichter der beiden Jungen waren noch immer die von Kindern. Kieran musste ihnen ein nonverbales Zeichen gegeben haben, denn nun traten sie beiseite, ließen Waverly passieren, und sie ging zu Sarahs Zelle.
Das Mädchen sah erschüttert aus, aber noch immer stark. Sie starrte Kieran voller Hass an, aber als Waverly vor ihr in die Hocke ging, entspannte sie sich etwas.
»Sarah, wenn du weißt, wie wir das Videoüberwachungssystem wieder zum Laufen bringen können, musst du uns das sagen.«
»Warum muss ich das?«, spuckte Sarah ihr entgegen.
»Du weißt, warum. Weil ein blinder Passagier von der New Horizon an Bord ist und wir versuchen müssen, ihn zu finden.«
»Wir haben einen blinden Passagier? « Sarah riss ihre Augen so weit auf, dass sie fast nur noch weiß waren.
Waverly wandte sich zu Kieran um. »Du hast ihr das nicht gesagt?«
»Ich habe die Durchsage vor einer Stunde gemacht«, sagte Kieran, anscheinend selbst irritiert.
»Nun, ich habe es jedenfalls nicht gehört«, sagte Sarah. »Weil du nämlich die Lautsprecher im Zellentrakt nicht eingeschaltet hast, du Idiot!«
Kieran wollte aufbegehren, aber Waverly hielt eine Hand warnend vor ihm in die Luft. Das Beste für Sarah wäre im Augenblick, wenn es ihr gelänge, Kieran davon abzubringen, seine Fassung zu verlieren.
»Sarah«, sagte Waverly. »Wenn du wirklich irgendwelche Hintergrundinformationen –«
»Ich werde euch sagen, was ihr wissen müsst«, sagte Sarah, aber nicht zu Waverly. Mit Augen hart wie Murmeln starrte sie Kieran an. »Wenn du mich hier rauslässt.«
»Und ich werde dich hier rauslassen«, sagte Kieran, » nachdem du es mir gesagt hast.«
Sarah wandte sich erneut zu Waverly um und seufzte. »Kannst du meine Handfesseln lösen?«
Waverly umrundete sie und sah, dass ihre Hände bläulich rot waren. Die Kordel, mit der sie gefesselt waren, schnitt so eng ein, dass ihre Finger sich zu Klauen gekrümmt hatten. Waverly schüttelte den Kopf, womöglich noch wütender als zuvor, doch sie sagte nichts, als sie nun an dem Knoten zerrte, bis er sich lockerte und Sarah ihre Hände hinausziehen konnte, um sich über die rauhe Haut zu reiben.
»Sie haben die Software neu programmiert, die die Bewegungsmelder steuert«, sagte Sarah mit einem schadenfrohen Grinsen.
»Das ist es nicht«, sagte Kieran. »Wir haben den Code überprüft. Er ist unverändert.«
»Es wäre leicht zu übersehen. Alles, was sie getan haben, ist, die Befehle auszutauschen. Jetzt hören die Kameras auf aufzuzeichnen, wenn sie Bewegung wahrnehmen, und beginnen mit der Aufzeichnung, wenn alles ruhig ist. Also genau andersherum als ursprünglich vorgesehen. Vermutlich haben sie
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