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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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so verdammt gut aussiehst.« Harvey lehnte sich über Seth, legte ihm den Arm über eine Schulter und zog ihn in eine Sitzposition hoch. »Okay?«
    »Ja«, sagte Seth und schloss die Finger um den Ständer seiner Infusion. »Ganz langsam, ja?«
    Stöhnend zog Harvey an Seths Arm, bis er auf eigenen Füßen stand, und langsam schwankten die beiden aus der Zelle hinaus auf den Gang.
    »Hat Kieran das Tempo gedrosselt?«, fragte Seth.
    »Ja. Meinem Rücken geht es seitdem schon viel besser.«
    Seth hatte seit Tagen nicht gestanden und erkannte nun, wie schwach er tatsächlich war. Er versuchte diesen Umstand vor Harvey zu verbergen und dankte dem Jungen innerlich, dass der so taktvoll war und seine Augen auf den Boden vor ihnen gerichtet hielt.
    Harvey schien sich ein Herz zu fassen und fragte: »Dann warst du es also, der mich hoch zum Zentralbunker getragen hat, nachdem ich bewusstlos geschlagen worden bin?«
    »Ja«, erwiderte Seth keuchend.
    »Das war sehr nett von dir.«
    »Glaub bloß nicht, dass ich darüber nicht zweimal habe nachdenken müssen«, krächzte Seth.
    »Und warum hast du es dann getan?«
    »Weil du mitleiderregend aussahst.«
    »Tja, dann – danke.«
    Seth fühlte sich peinlich berührt und schaute in die leeren Zellen, an denen sie vorbeikamen. Schließlich zog Harvey ihn in die Zelle gegenüber dem Gorilla und ließ ihn auf die Pritsche sinken. Er warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, während er die Tür hinter sich verschloss, und ging dann fort, ohne den Gorilla eines Blicks zu würdigen.
    Der Gefangene saß auf dem Boden seiner Zelle und lehnte mit dem Rücken an der Metallpritsche. Er hatte nicht aufgehört, seine heißgeliebte Melodie zu summen, während seine milchigen Augen die Decke fixierten. Sein sonderbarer, glasiger Blick weckte in Seth die Frage, ob der Mann psychisch vollständig gesund war, denn er meinte, diesen Ausdruck schon einmal gesehen zu haben, und zwar viele Male auf seinem eigenen Gesicht. Es war der Blick eines Menschen, der nichts zu verlieren hatte, der Blick eines Menschen, der stets spontan und impulsiv handelte, weil es zu schmerzhaft für ihn war, allzu lange über etwas nachzudenken.
    »Hast du was dagegen, wenn ich mitsinge?«, fragte Seth den Mann.
    Das Summen hörte augenblicklich auf, aber der Gorilla begann die Melodie schnell wieder von vorne.
    Wie bringt man jemanden zum Reden? Seth war nicht gerade der geselligste Mensch; sein Leben lang war er eifersüchtig auf Leute gewesen, die sich ohne Weiteres öffnen und über sich selbst sprechen konnten. Andere schienen darauf immer mit Gesprächsbereitschaft zu reagieren.
    »Du und deine Crewmitglieder wissen, wie man einen bleibenden ersten Eindruck hinterlässt«, sagte Seth und blickte den Mann von der Seite an. »Ein ausgezeichneter Angriff. Sehr effizient.«
    Der Mann summte weiter und starrte auf seine Hände, die er kelchförmig zwischen seinen angewinkelten Knien hielt.
    »Mein Dad ist gestorben wegen dem, was du und deine Freunde getan habt«, sagte Seth. »Und seitdem bin ich allein. Danke dafür. Ich habe viel über mich gelernt.«
    Das Summen des Mannes schien ein wenig leiser geworden zu sein, und er saß sehr still, so als würde er zuhören.
    »Meine Mom habe ich vor Jahren verloren«, sagte Seth und starrte an die Decke. Er wusste, dass er nicht weitersprechen würde, wenn er den anderen jetzt ansah. »Irgendein beschissener Unfall in der Luftschleuse, sagten sie. Da war ich vier Jahre alt. Ich erinnere mich fast gar nicht mehr an sie. Alles, was mir von ihr geblieben ist, sind ein paar Fotos.«
    »Willst du Mitleid?«, brummte der Gorilla.
    »Ich schlage nur die Zeit tot«, sagte Seth, während er versuchte, seine Aufregung zu verbergen. Der Kerl hatte gesprochen!
    »Bin nicht interessiert.«
    »Dann hör nicht zu«, blaffte Seth zurück.
    Der Mann summte weiter.
    Seth schaute wieder zur Decke, während er die Schwielen an seinen Händen befühlte. »Schon witzig, was einem so fehlt. Meine Mom machte die beste heiße Schokolade der Welt. Sie war herrlich cremig und hinterließ einen dicken Schnurrbart auf der Oberlippe. Ich habe immer einen Riesenakt daraus gemacht, ihn abzulecken, nur um sie zum Lachen zu bringen. Als sie tot war, versuchte mein Dad, diese Schokolade für mich zu machen, aber ich habe sie nie runterbekommen. Als ich älter wurde, habe ich sogar versucht, sie selbst zu machen, aber Mom muss etwas Besonderes hineingetan haben, irgendeine Zutat, die dem Ganzen dieses gewisse

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