Sternenfeuer

ein solches Instrument war nicht einmal theoretisch möglich. So sehr er sich auch über die majestätische Sternenparade gefreut hätte, während die Lichtjahre vorbeiflogen, musste er sich mit der unabänderlichen Schwärze hinter den Sichtfenstern begnügen.
    Einmal wöchentlich fielen sie für eine Stunde in den Unterlichtbereich zurück, um ihre Position zu bestätigen und Sichtungen der umgebenden Sterne vorzunehmen. Und dann ging es zurück in die absolute Schwärze, in die es ein Schiff verschlägt, wenn es die Licht-Barriere durchbricht. Weil es die meiste Zeit nichts zu sehen gab, hatte auch das astronomische Personal kaum etwas zu tun.
    Deshalb hatte er kürzlich einen »alternativen Beruf« ergriffen. Seit dem Abflug der Ruptured Whale von Neptun hatte Mark Rykand sich autodidaktisch mit der broanischen Computerwissenschaft befasst. Gegenstand seiner Studien war der Zentralrechner der Hraal, der Computer, den die Spezialisten auf Luna gründlich studiert hatten. Sie hatten nach der Ursache für den Datenverlust gesucht, der etwa zur gleichen Zeit aufgetreten war, als das Schiff im Gefecht von Neu-Eden die explosive Dekompression erlitt, waren aber nicht fündig geworden.
    Wie alles andere an Bord der Ruptured Whale war der broanische Computer eine Kontraststudie. Die Schnittstelle ähnelte den frühen grafischen Benutzerschnittstellen, die im einundzwanzigsten Jahrhundert ein Merkmal menschlicher Computer gewesen waren — auch wenn »Zeigen und Klicken« ein Konzept war, das die Broa nicht entwickelt zu haben schienen.
    Der Computer stellte die Informationen auf einem Holobildschirm in einer Punkt-und-Schnörkel-Schrift dar, die mit intuitiven symbolischen Darstellungen garniert war. Den Wissenschaftlern, die den Computer auf Luna untersucht hatten, war es immerhin gelungen, seine grundlegende Struktur und Funktionsweise zu ermitteln. Eine große Menge der Daten war noch intakt, einschließlich der Abschnitte, die den Betrieb der meisten ursprünglichen Systeme der Ruptured Whale beschrieben. Und es war diesen Aufzeichnungen zu verdanken, dass menschliche Ingenieure den vithianischen Frachter so schnell zu restaurieren vermocht hatten.
    Dennoch klafften große Lücken im Speicher des Computers. Was sie verursacht hatte, war nach wie vor ein Rätsel. Vielleicht hatte ein Energiestrahl des broanischen Rächers eine Überspannung im Schiff verursacht und just in dem Moment wahllos Speicherbereiche gelöscht, als alle Drucktüren aufgingen. Der Haken an der »Überspannungs«-Theorie war jedoch der, dass die broanische Ausrüstung immun war gegen eine Überspannung. Im Gegensatz zu den Menschen, die dazu neigten, alles zu verkabeln, rüsteten die Broa ihre Maschinen mit einer autarken Energiezelle aus. Außer der Hülle gab es für elektrische Ladungen keine Leitungspfade, auf denen sie die Schaltkreise des Computers im Faraday'schen Käfig zu erreichen vermochten.
    Als die Ruptured Whale etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, war Mark Rykand alle Berichte durchgegangen und beherrschte den broanischen Computer fast so gut wie ein von Menschen fabriziertes Modell. Dennoch trug nichts in seinen Studien auch nur ansatzweise zur Lösung des Rätsels bei. Deshalb hatten er und Chefingenieurin Dresser mit Captain Landons Erlaubnis die Maschine geöffnet und untersuchten sein Innenleben, um irgendeinen Hinweis auf die Fehlfunktion zu finden.
    Der Computer befand sich in der Räumlichkeit, die nun Dekonstruktionsabteilung war. Er war ein Würfel mit einer Kantenlänge von zwei Metern. Wenn ihre Energiezellen-Technologie auch fortschrittlicher war als die der Menschheit, schienen die Broa bei der Computertechnologie dem Homo sapiens hinterherzuhinken. Der Computer war durchaus leistungsfähig, doch eine von Menschen gebaute Maschine mit vergleichbaren Fähigkeiten hätte nur ein Zehntel des Volumens beansprucht.
    Der Computer war hybrid. In manchen Bereichen schien er nur aus elektrischen Baugruppen zu bestehen, während andere Abschnitte gläsern funkelten: holografische Speichersysteme. Außerirdisch oder nicht, Mark erkannte den allgemeinen Zweck der meisten Mechanismen. Es gab jedoch auch ein paar Vorrichtungen, deren Funktionen sich ihm nicht erschlossen.
    »Das erinnert mich an ein paar antike Stücke in der Computersammlung des Smithsonian«, sagte Laura Dresser, als sie mit einer Nadelsonde einen bestimmten Leiter zu seinem Ursprung zurückverfolgte. Weil die Leiterbahnen für das bloße Auge fast