Sternenfeuer
unsichtbar waren, hatte sie sich ihre altmodische Brille in die Stirn geschoben und sie durch eine Feinmechanikerbrille mit Lupenfunktion ersetzt.
»Wieso das?«, fragte Mark von der Stelle, wo er die Messwertanzeige von Lauras Sonde überwachte.
»Es geht hier drin so verdammt >modular< zu. Man sollte eigentlich meinen, dass die Broa in dieser langen Zeit gelernt hätten, dass man nie zwei Elemente benutzt, wenn man sie in einem einzigen integrierten Schaltkreis vereinigen kann.«
»Vielleicht gab es einen Grund dafür, oder vielleicht haben die Spezialisten auch recht mit ihrer Annahme, dass die Broa Innovationen unterdrücken, um eine Destabilisierung ihres Reichs zu verhindern ... ich glaube, Sie haben die Stelle gefunden.«
»Stimmt«, erwiderte sie. »Die Stromversorgung scheint im Knoten Alpha Sechs Zwo zu liegen. Schau'n wir mal, ob wir den Leiter bis zum nächsten Knoten zurückverfolgen können.«
In diesem Moment schwebte Sar-Say durch die Luke.
»Sar-Say!«, rief Mark durch das geräumige Abteil zu ihm hinüber. »Komm her!«
Der Pseudoaffe bewegte sich mit der Gewandtheit eines routinierten Raumfahrers. Er gelangte schnell zu der Stelle, wo Mark und Laura Dresser zugange waren, und verankerte sich an einem Pfosten in der Nähe.
»Hallo, Mark. Hallo, Laura. Ihr wolltet mich sehen?«
»Hallo, Sar-Say«, entgegnete die Chefingenieurin aus dem Gehäuse des außerirdischen Computers, in dem sie mit dem Oberkörper steckte. »Ja, wir brauchen deine Hilfe.«
»Wie kann ich euch helfen?«
»Das ist dein Bordcomputer. Wir wollen herausfinden, ob er während des Gefechts beschädigt wurde.«
»Wieso denn?«
»Weil wir die Ursache für den massiven Datenverlust ermitteln wollen, der in etwa zu dem Zeitpunkt eintrat, als der Druckverlust in deinem Schiff stattfand. Kannst du uns dabei helfen?«
»Ich weiß nicht. Ich bin ein Händler, kein Computertechniker.«
»Aber etwas musst du doch wissen«, sagte Mark mit Nachdruck. »Vielleicht nicht unbedingt die technischen Details, aber doch sicher den Kram, den jeder weiß. Du hast wahrscheinlich ein großes Wissen in deinem eidetischen Gedächtnis gespeichert.«
»Ich werde euch sagen, was ich weiß.«
»Wir haben die meisten Schaltungen identifiziert, aber es gibt eine ganz bestimmte Leiterbahn, aus der wir nicht schlau werden.«
»Nicht schlau?«
»Eine Redewendung. Sie bedeutet, dass wir etwas nicht verstehen.«
Sar-Say nickte. »Ich wüsste zwar nicht, wie ich euch hier weiterhelfen kann, aber ich will es versuchen.«
»Komm hier rüber«, rief Laura.
Der Taff bewegte sich zum Computer, verankerte sich an Lauras Gürtel und schaute ihr über die Schulter ins Innere der großen Denkmaschine.
»Siehst du diese kleine Spur hier auf diesem Modul?«
»Sie ist zwar sehr klein, aber ich sehe sie.«
»Sie scheint aus dem Energiemodul zu kommen und in diesem kristallinen Ding zu verschwinden. Irgendeine Idee, wofür das gut ist?«
»Könnte es sich um einen Unterbrecher handeln?«
»Was ist das?«
Laura setzte zu einer Erklärung an, wurde aber durch ein leises Piepen ihres Funkgeräts unterbrochen.
»Geh mal dran, Mark!«
»In Ordnung.« Mark streckte sich und griff nach Laura Dressers Ausrüstungsgürtel. Er nahm den Kommunikator ab und aktivierte ihn durch Drücken der Oberseite.
Der Anruf kam vom diensthabenden Funkoffizier. Der Captain wollte mit der Chefingenieurin sprechen. Laura murmelte einen Fluch und befreite sich aus dem Computer. Dann setzte sie die Feinmechanikerbrille ab und hängte sie sich um den Hals. Anschließend setzte sie sich die Brille auf und zog sich zu der Stelle, wo Mark das Funkgerät am ausgestreckten Arm hielt.
»Ja, Tyler?«
»Der Captain wünscht Sie zu sprechen, Frau Chefingenieurin. Bleiben Sie dran.«
»Ja, Captain.«
»Diese Zahlen, die Sie mir heute Morgen geschickt haben ...«
Plötzlich zuckte irgendwo hinter Laura Dresser ein Blitz hervor, und es ertönte ein Knistern. Sie drehte sich um. Zunächst sah sie nichts. Die offene Vorderseite des Computergehäuses verstellte ihr die Sicht, sodass nur Sar-Say's Beine sichtbar waren. Und dann sahen sie mit Entsetzen, wie der Rest des Körpers langsam ins Blickfeld schwebte.
Der Pseudoaffe regte sich nicht mehr, die Zunge hing ihm aus der Schnauze, und die gelben Augen starrten sie blind an. Er schien tot zu sein.
30
Captain Dan Landon saß an seiner Kontrollstation an Bord der Ruptured Whale, ließ den Blick über die Instrumenten-Bänke vor sich
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