Sternenfeuer
massierte das Doppelherz des Taffs abwechselnd in einem schnellen Rhythmus. Pamela Faraday fragte sich, woher sie genug über Sar-Say's Physiologie wusste, um das zu tun.
»Machen Sie bitte Platz«, sagte die Ärztin, als sie über dem Trio schwebte. »Nein, Sie machen mit der Beatmung weiter, Mark. Laura, Sie machen mir Platz. Ich muss ihm Adrenalin verabreichen!«
Eine Sache, womit die Ärztin sich im letzten halben Jahr beschäftigt hatte, war die Lektüre ausführlicher medizinischer Berichte - von den Biologen verfasst, die Sar-Say studiert hatten. Der Taff war zwar kein Mensch, aber seine Biochemie war der menschlichen doch so ähnlich, dass die meisten medizinischen Standardtechniken auch bei ihm anwendbar waren. Wie beim Menschen wurde die Geschwindigkeit, mit der sein Doppelherz schlug, durch eine Chemikalie in seiner Blutbahn geregelt. Es handelte sich dabei zwar nicht um Adrenalin, war ihm aber so ähnlich, dass das Ersatzpräparat helfen würde.
Sie holte eine Spritze aus dem Notfallkoffer und vergewisserte sich, dass sie auch die richtige Substanz enthielt, bevor sie Sar-Say die Nadel unterhalb der Stelle in die Brust stieß, von der sie wusste, dass dort sein Primärherz war. Sie drückte auf den Kolben, und es ertönte ein kurzes Zischen. Dann bewegte sie die Spritze ein paar Zentimeter nach rechts und wiederholte den Vorgang. Anschließend zog sie mit einer geschmeidigen Bewegung ein selbst klebendes Diagnosepflaster aus dem Koffer und klebte es mitten zwischen den Herzen des Aliens auf das braune Fell. Der Monitor an ihrem Handgelenk gab sofort ein seltsames Doppelton-Geräusch von sich.
»Alles klar«, rief sie. »Wir haben wieder Herztöne.«
Im nächsten Moment erzitterte Sar-Say und atmete schwer. Er verdrehte die Augen, die nun nicht mehr ganz so glasig schienen. Jedoch wachte das Alien nicht auf.
Nachdem sie die Pupillen geprüft hatte - aus dem medizinischen Bericht ging hervor, dass seine Reiz-Reaktion genauso unwillkürlich war wie beim Menschen -, wandte sie sich an Mark. »In Ordnung, Sie können nun damit aufhören. Seine Herzen schlagen wieder, und er atmet selbstständig.«
Mark richtete sich aus der geduckten Haltung auf, in der er eine Ewigkeit verharrt zu haben schien. Zum ersten Mal bemerkte er die Leute, die durch die offene Luke hereinschauten. Plötzlich gerieten die Leute in Bewegung und machten eine Gasse für den Kapitän frei.
»Also, was geht hier vor?«, wollte Landon wissen, während er sich mit den Ellbogen einen Weg bahnte.
Pamela Faraday erstattete ihm in wohlgesetzten Worten medizinischen Bericht.
»Wird er es überleben?«
»Es ist noch zu früh, um das zu sagen. Wir wissen noch nicht genug über seine Spezies, als dass ich ohne weitere Beobachtung eine fundierte Meinung äußern könnte. Ich muss ihn in die Krankenstation bringen.«
»In Ordnung.« Er wählte zwei Raumfahrer aus, die vor der Luke herumlungerten. »Ihr beiden helft der Ärztin. Mr Rykand, Chefingenieurin Dresser, Sie kommen mit mir.«
Mark verfolgte mit besorgtem Gesichtsausdruck, wie die beiden Raumfahrer Sar-Say's Körper vorsichtig vom Deck aufhoben. In der Niedergravitations-Umgebung bestand das Problem weniger darin, die leblose Gestalt aufzuheben, als vielmehr darin, sie durch die Luke und in den dahinterliegenden Gang zu schaffen. Die Menge teilte sich, als Dr. Faraday die kleine Gruppe in Richtung der Krankenstation führte und schließlich verschwand.
»Was ist passiert?«, fragte Landon.
Laura Dresser rekapitulierte die Ereignisse bis zu dem Moment, wo Sar-Say bewusstlos aus dem Computer gedriftet war.
»Was hat er überhaupt in diesem verdammten Ding gewollt?«
»Wir wollten eine Schaltung zurückverfolgen. Ich habe ihn allein gelassen, um Ihren Anruf entgegenzunehmen. Er muss in den Computer gegriffen und die Energiezelle kurzgeschlossen haben.«
»Mit Absicht?«
»Wohl kaum, Captain. Ich bezweifle, dass er sich selbst einen Stromschlag versetzen wollte. Er hat vor dem Unfall bestimmt nicht den Eindruck eines Selbstmörders gemacht.«
»Mark, sehen Sie das genauso?«
»Jawohl, Sir. Sar-Say hat einen zufriedenen Eindruck gemacht, als er auftauchte, und er war auch sehr hilfsbereit.«
»Gut, und was ist dann passiert?«
»Sobald wir die Lage erfasst hatten, fixierten wir ihn auf dem Deck und leisteten erste Hilfe.«
»Sie beide haben schnell reagiert. Sie haben ihm vielleicht das Leben gerettet. Was ist mit dem Computer?«
»Ich weiß nicht. Wir waren zu
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