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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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verlassen. In ein paar Stunden würden sie ihr Ziel erreichen. Das endlose Warten war fast vorbei!
    Es mutete irgendwie unwirklich an. Sie waren schon so lange in dieser Thermoskanne von einem Schiff eingesperrt, dass man sich kaum noch erinnerte, wann das Schiff nicht das ganze Universum dargestellt hatte. Alles, was vorher gewesen war — seine Eltern, Moira Sims ... Jani!!! - all das schien eine verblassende Erinnerung zu sein. Die Erde existierte nur noch schemenhaft in seiner Erinnerung; wie überhaupt jeder Mensch, den er jemals kennengelernt hatte und der sich nicht an Bord dieses Schiffs befand. Selbst die früheren Etappen der Reise, wie zum Beispiel der Tag, an denen Sar-Say einen Stromschlag abbekommen hatte, verschwammen bereits im Bewusstsein.
    Schließlich gähnte er herzhaft, streckte sich und registrierte den Geschmack nach alten Socken im Mund. »Heute ist Ausbruch-Tag, nicht wahr?«
    »Du schläfst noch immer, oder? Verdammt richtig, heute ist Ausbruch-Tag! Wir werden in ein paar Stunden endlich einmal wieder etwas anderes sehen als nur Schwarz, und dir fällt nichts Besseres ein, als hier rumzuliegen und die Decke anzustarren.« Er spürte eine Bewegung auf dem Bett und drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um sie in der Hygiene-Kabine verschwinden zu sehen. Es faszinierte ihn immer wieder, ihre Bewegungen in der Mikrogravitation zu beobachten.
    Wenn die beiden den Quartiermeister vor Neptun mit dem Ansinnen überrascht hatten, dass er ihnen eine gemeinsame Kabine zuweisen möchte, dann hatte diese griesgrämige Person sich zumindest nichts anmerken lassen. Er hatte nur die Liste auf seinem Computer überprüft, die Übertragung eines Namens auf eine andere Kabine arrangiert und dann das soeben frei gewordene Abteil dem Liebespaar zugewiesen. Das war aber nicht die einzige Änderung der Kabinenbelegung auf dieser Reise gewesen. Etliche andere Paare hatten auf der langen Reise ins Weltall einen richtigen Hausstand gegründet. Und ein paar hatten ihre Arrangements ein paarmal geändert. Es ist so einsam im Weltraum; und noch einsamer, wenn man so weit von daheim entfernt ist, dass das Licht von dort noch älter ist als die menschliche Zivilisation.
    Aus der Decke drang ein stakkatoartiges Scheppern, das darauf hinwies, dass Lisa die Dusche aufgedreht hatte. Und die Geräusche erstarben genauso schnell wieder, als sie ihre 15-Sekunden-Ration an frischem Wasser verbraucht hatte. Die Wasserversorgung war eine weitere Verbesserung, um die sie das außerirdische Frachtschiff bereichert hatten. Die Vorbesitzer schienen wohl heißen Sand für die Reinigung ihres Pelzes verwendet zu haben. Ein großer Teil der sanitären Anlagen war jedoch auf dem Flug installiert worden, und wie lange die Filtrationsanlage auch lief, es schien an Bord nie genug sauberes warmes Wasser zu geben.
    »Fertig!«, rief sie aus der Kabine.
    Er wickelte sich aus dem leichten Laken, das alles war, womit man sich im Weltraum bedecken musste, und schwebte zur Kabine, als sie sie gerade verließ. Sie hatte ein Handtuch um den Kopf gewickelt und schaute lächelnd zu ihm auf, als sie sich in der Enge des Raums in einer intimen Berührung streiften. Mit verquollenen Augen zog er sich in die Kabine und schloss die Tür.
    Zehn Minuten später kam er wieder zum Vorschein. Nachdem er die Grundbedürfnisse des Körpers erfüllt hatte, hatte er sich die Zähne geputzt, sich rasiert und mit einem feuchten Waschlappen gewaschen. Das war zwar nicht so angenehm wie eine Dusche, doch war das alles, was er sich in dieser Woche zu leisten vermochte - nachdem er kürzlich festgestellt hatte, dass er sein Konto bei der »Wasserbank« überzogen hatte. Er fühlte sich nun zumindest halbwegs wie ein Mensch, was eine tausendprozentige Verbesserung gegenüber dem Zustand von vor ein paar Minuten darstellte.
    Lisa hatte den Schlafsack schon verstaut und schwebte in der Luft, während sie ihm beim Ankleiden zuschaute.
    »Was gibt's denn?«, fragte er, als er ihren Blick bemerkte.
    »Ach, nichts. Ich bewundere nur meinen Mann.«
    »Auf einmal! Du willst doch nicht etwa den Ausbruch versäumen, oder?«
    Ihr Blick wanderte von seinem Gesicht zu den unteren Partien seines Körpers und dann wieder nach oben. Ihr bisheriger zufriedener Blick verwandelte sich plötzlich in ein anzügliches Grinsen. »Mich dünkt, mein Herr, Ihr seid ein rechter Prahlhans.«
    Die ganze Besatzung des Schiffs war wach und wartete gespannt, während die Ruptured Whale durch die

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