Sternenfeuer
hätte sie ihn über die Jahrhunderte vollständig umspannt. Vielleicht war sie aber auch frei schwebend errichtet worden und hatte einen oder zwei Asteroiden als Rohstofflieferant benötigt. Auf jeden Fall war sie riesig!
Mark Rykand saß an seinem Computer in der engen Astronomiekammer und sah, wie das Artefakt immer größer wurde, während sie sich ihm langsam annäherten. Unten im Kontrollzentrum kommunizierte der Captain nun fast ununterbrochen mit den Aliens. Sie hatten herausgefunden, dass Klys'kra't tatsächlich der Name des Planeten war und dass die Bewohner sich selbst die Voldar'ik nannten, wobei diese letzte Silbe einem förmlich im Hals steckenblieb, wenn man sie zu stark betonte. Sie hatten außerdem herausgefunden, dass der Stimmapparat der Voldar'ik wesentlich anpassungsfähiger war als das menschliche Pendant. Das wunderte sie auch nicht, als sie schließlich den Mechanismus identifiziert hatten, durch den die Aliens Töne erzeugten.
Es stellte sich nämlich heraus, dass sie nicht durch den »Mund« sprachen, sondern durch die »Ohren«. Sie erzeugten Töne durch Schwingungen der Membran, die direkt unter den Augen um den oberen Torso angeordnet waren. Einem der Biologen war aufgefallen, dass, wenn ihr Befrager gesprochen hatte, ein konkaver Kreis am Oberkörper unscharf wurde. Bei der Vergrößerung dieses Punkts wurde offensichtlich, dass eine der Membranen mit einer hohen Frequenz vibrierte. Die Voldar'ik hatten keine Stimmbänder und keinen Kehlkopf, sondern ihr Sprech-Mechanismus schien sich aus dem Woofer einer antiken Stereoanlage entwickelt zu haben. Dass die Aliens mit diesem Arrangement überhaupt eine vernehmliche Lautstärke zu erzeugen vermochten, war erstaunlich — aber auch nicht erstaunlicher als das laute Zirpen, das eine Grille erzeugte, wenn sie die Hinterbeine aneinanderrieb. Die Holo-Aufzeichnungen zeigten auch, dass die Membran direkt neben der vibrierenden Membran sich nicht zu bewegen schien. Offensichtlich benutzte das Alien eine davon zur Übertragung von Tönen und die andere zum Empfang — vielleicht waren sie aber auch austauschbar. Diese Entdeckung löste einen Disput aus, ob die Voldar'ik auch über eine Sonarfähigkeit verfugten wie eine Fledermaus oder ein Wal auf der Erde.
Nach der Entdeckung des Sprechapparats der Wesen suchten die Exobiologen nun nach der Öffnung, durch die die Aliens Nahrung zuführten. Sie fanden sie etwa an dem Punkt versteckt, wo ein Mensch den Bauchnabel hat. Diese Entdeckung war ein Anlass für derbe und zotige Witze, die dann im Schiff zirkulierten. Als sie einen hörte, merkte Lisa an, dass die Voldar'ik wahrscheinlich genauso auf die menschliche Anatomie reagieren würden. Trotz dieser Erkenntnis musste sie wegen des absurden Bilds lächeln, das durch den Witz vor dem geistigen Auge entstanden war.
In den letzten Stunden war ein steter Strom von Daten im Schiff übertragen und mit einem gebündelten Strahl an ihre zwei Kameraden draußen in der Oort'schen Wolke weitergeleitet worden. Als die Whale sich Klys'kra't jedoch bis auf hunderttausend Kilometer genähert hatte, befahl Captain Landon die Abschaltung des Langstrecken-Kommunikationssystems. Die Gefahr war zu groß, dass ihre Gastgeber sie bei der weiteren Annäherung an den Planeten auffingen.
Während die meisten Besatzungsmitglieder des Raumschiffs auf ihren Stationen waren und dem Austausch zwischen dem Kontrollraum und der Zal'trel-Station lauschten, arbeiteten die Exobiologen und Anthropologen fieberhaft an der Auswertung der Übertragungen, die sie in Echtzeit von den Hüllensensoren erhielten. Mark saß an seinem Computer in der engen Astronomiekabine und lauschte dem unablässigen Plappern auf den wissenschaftlichen Kanälen. Er wurde sich bewusst, dass er eine Aversion gegen die wimmernde Stimme von Dr. Mendoza entwickelte, dem Exo-Soziologen des Schiffs. Jedoch dachte er nicht daran, zu jemand anderem zu schalten oder das Funkgerät ganz abzuschalten. So nervig die Wissenschaftler manchmal auch waren, es war ihm doch daran gelegen, alles über die Voldar'ik zu erfahren.
»Ganz schön groß, nicht wahr?«, fragte Will Thompson an seinem Computer. Es war ungefähr das sechste Mal, dass er diese Bemerkung oder eine ähnliche gemacht hatte. »Ich hoffe, dass ich mich da drin nicht verirre. Was meinst du, Mark?«
»Ich will's nicht hoffen.«
Kurz nach der Kontaktaufnahme mit den Aliens hatte Captain Landon die Zusammenstellung der ersten Gruppe bekannt gegeben, die an
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