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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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geschwätzigen alten Manns, der sich Geschichten ausdachte, damit die Leute überhaupt Notiz von ihm nahmen. Wenn er aber wirklich ein Händler war, dann spann er vielleicht »Raumfahrergarn«, um die Menschheit zu benutzen. Vielleicht wollte er ihnen allen eine solche Angst einjagen, dass sie für die tatsächliche Situation in diesem galaktischen Riesenreich blind war und dementsprechend leicht zu manipulieren wäre.
    Und es gab noch spektakulärere Erklärungsversuche. Was, wenn man ihnen mit Sar-Say eine Laus in den Pelz gesetzt hatte? Welch bessere Möglichkeit gäbe es für seine Herren, sich der menschliche Konkurrenz zu entledigen, als einen Raumkampf zu inszenieren und einen Agenten bei ihnen einzuschleusen? Vielleicht war Sar-Say's Volk gar nicht stärker als Nadine Hastroms und hoffte, die Menschen mit Geschichten eines riesigen, räuberischen und imaginären galaktischen Reichs von ihrem Territorium fernzuhalten.
    Und dann war da noch die schrecklichste Möglichkeit von allen. Was, wenn Sar-Say ihnen nichts als die Wahrheit gesagt hatte?
    »Komm schon, Nadine«, knurrte sie. »Du wirst auf deine alten Tage noch paranoid.« Obwohl im Universum, das Sar-Say beschrieben hatte, ein wenig Paranoia vielleicht nicht schaden konnte, sagte sie sich im gleichen Atemzug.
    Das Problem mit Pavels Hypothese, ihren Überlegungen und Sar-Say's Geschichte bestand darin, dass es nicht möglich war, sie zu bestätigen oder zu widerlegen. Und weil man auch die verschiedenen Erklärungsversuche nicht zu verifizieren vermochte, würde sie annehmen müssen, dass Sar-Say's schlimmstes Szenario Fakt war.
    Als Prämisse leicht zu akzeptieren, sagte sie sich, aber nicht ganz so leicht in die Praxis umzusetzen. Falls die Galaxis auch zur Sammlung der Broa gehörte, was sollte sie in Bezug auf die Sternenforschung unternehmen? Es war schließlich die Forschung gewesen, die die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Broa - und vielleicht auch umgekehrt - gelenkt hatte. Je mehr Sterne sie erforschten, desto größer wurde wohl die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder mit den Broa aneinandergerieten. Logischerweise müsste die Forschung dann eingeschränkt oder ganz eingestellt werden. Andererseits wäre es auch logisch, die Forschung nun erst recht zu intensivieren und die großen Raumschiffe noch tiefer ins All zu schicken. Falls die Menschen die Galaxis mit den Broa teilten, hing das Damoklesschwert der Entdeckung und Vernichtung der Erde über ihnen. Wäre es angesichts eines solchen Szenarios nicht am besten, die Menschheit zum Schutz gegen die zukünftige Katastrophe möglichst weit zu verbreiten?
    Dann war da noch das Problem der elektromagnetischen Umweltverschmutzung. Seit fast zweihundert Jahren hatte die Erde immer mehr elektromagnetische Energie himmelwärts geschickt und eine große Blase aus Radiorauschen gebildet, die sich auch in Richtung des Broa-Gebiets ausbreitete. Sollten sie den Funkverkehr und Rundfunkübertragungen einschränken oder war es ohnehin schon zu spät für solche Vorsichtsmaßnahmen? Vielleicht empfing ein Broa in seinem Horchposten gerade einen Song von Modern Talking oder eines der anderen legendären Programme aus der Frühzeit der Rundfunkübertragung.
    Es gab buchstäblich Tausende solcher Fragen, auf die sie keine Antwort hatte. Nicht zum ersten Mal wünschte Nadine Haistrom sich, sie hätte die Idylle der Universität nie verlassen. Sie fragte sich, was dem Kaziken der Lucayan-Indianer wohl durch den Kopf gegangen war, als er eines Morgens aufwachte und einen italienischen Navigator samt einer Mannschaft goldgieriger Spanier an seinem Strand vorfand. »Soll ich diese fremden Bleichgesichter mit den riesigen Schiffen willkommen heißen oder töten?«, musste er sich gefragt haben. Die Geschichte lehrte, dass jener namenlose Indianerhäuptling an jenem Herbstmorgen des Jahres 1492 die falsche Entscheidung getroffen hatte. Würde man das auch in späteren Jahrhunderten von Nadine Haistrom sagen - natürlich unter der Voraussetzung, dass dann überhaupt noch jemand lebte, der als Chronist agierte?
    Diese Verantwortung war eine zu schwere Last, um sie einem überarbeiteten Bürokraten aufzubürden, wurde sie sich bewusst. Leider trug diese Erkenntnis auch nicht zur Lösung ihres Dilemmas bei.
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte Mark Rykand in sein Getränk - einen Manhattan, dessen Olive eine Pfütze auf der Bar hinterließ. Er hasste Oliven.
    »Geht Moira dir wieder mal auf die Nerven?«, fragte Gunter

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