Sternenfeuer
keine Übereinstimmung. Schauen Sie die Unterschiede bei den Armen und in der Formation. Es besteht ohne Zweifel eine Ähnlichkeit, aber nicht annähernd eine Übereinstimmung.«
Dr. Bendagars Gesicht glühte im Widerschein der holografischen Projektion. Sein Lächeln war selbst durch die transparenten Arme der virtuellen Nebel zu erkennen, die sie trennten. »Sie haben vier Jahre Astrophysik studiert, mein Junge. Hätten Sie denn eine Idee, wodurch der Unterschied zustandekommt?«
Mark runzelte die Stirn und grinste verlegen, als ihm die Erkenntnis kam. Natürlich waren die zwei Bilder nicht identisch. Eins war eine aus dem Gedächtnis angefertigte Zeichnung - obwohl der Detailfülle nach zu urteilen Sar-Say's Gedächtnis verdammt nah an der Perfektion war - und das andere war eine computergenerierte Darstellung auf der Grundlage erdbasierter teleskopischer Beobachtungen. Die Unterschiede ergaben sich aus der Perspektive. Die Welt, die Sar-Say besucht hatte - er hatte sie Zzumer genannt -, war wahrscheinlich hundert Lichtjahre vom Nebel entfernt, während die Erde siebentausend Lichtjahre entfernt war. Sar-Say's Malerei zeigte den Nebel in Echtzeit. Wenn die Darstellung genau war, sahen sie den Krebs-Nebel so, wie er in ungefähr siebentausend Jahren von der Erde aus zu sehen sein würde.
»Lichtgeschwindigkeitsverzögerung, natürlich«, murmelte Mark.
»Dieser Student hat sämtliche Prüfungen mit Bravour bestanden!«, rief Bendagar. »Wir werden selbstverständlich noch eine Computersimulation des Nebelexpansionsmusters durchführen, um zu bestätigen, dass er diese Gestalt annehmen wird. Und hinzu kommt noch, dass die Zzumers den Nebel aus einer anderen Richtung sehen. Dennoch glaube ich, dass wir eine Übereinstimmung gefunden haben. Haben Sie die Farben mit Sar-Say noch einmal überprüft?«
Mark nickte. Davon abgesehen, dass sie sich in der Nähe dieses spektakulären Nebels befand, hatten sie noch einen anderen Hinweis bezüglich der Position der Zzumer-Sonne - ihre Farbe. Mark hatte dem Außerirdischen Dutzende von Sternbildern gezeigt und ihn gebeten, das auszuwählen, das dem Stern am ähnlichsten war, wo er den Nebel gesehen hatte. Der Stern, den Sar-Say dann auswählte, hatte die Spektralklasse G3. Er war fast ein Zwilling von Sol.
»Er sagt G3 - natürlich unter der Voraussetzung, dass er Farbe genauso wahrnimmt wie wir.«
»Das tut er«, erwiderte der Astronom. »Einer der ersten Tests, die die Biologen durchführten, betraf die Farbwahrnehmung. Wir wissen, dass er einen Farbenblindheitstest besteht und auch nicht weiter in den infraroten oder ultravioletten Bereich hineinsieht als wir. Natürlich dachten wir uns das schon, als wir den Aufbau seiner Augen sahen. Wo auch immer die Spezies der Taff sich entwickelt hat, ich gehe jede Wette ein, dass es unter einem Stern war, der große Ähnlichkeit mit der guten alten Sonne hat.«
»Dann haben wir also genug für eine zweifelsfreie Identifizierung der Zzumer-Sonne.«
»Meinen Sie?«, fragte der alte Astronom. »Wie viele Sterne der G-Klasse gibt es wohl im Umkreis von ein paar hundert Lichtjahren um Krebs?«
»Ich weiß nicht.«
»Ich habe sie vom Computer zählen lassen. Hundertzwölf. Bricht man das auf den Bereich von G0 bis G5 herunter, kommt man auf zweiundfünfzig - vielleicht noch weniger, aber das ist nicht ohne Weiteres festzustellen.«
»Verdammt, und ich dachte schon, wir hätten ihn gefunden.«
Bendagar lachte. »Kopf hoch. Einen Stern aus hundert ausfindig zu machen ist ungleich leichter, als einen aus 100 Milliarden aufzuspüren. Und wenn die Broa wirklich eine Million Sonnen kontrollieren, sind sie vielleicht leichter zu finden, als uns Menschen das lieb sein könnte.«
Dieter Pavel hatte sich hinterm Schreibtisch angeschnallt und ging die Tagesberichte noch einmal durch, bevor er sie über die sichere Datenleitung zu Händen von Anton Bartok übermittelte. Obwohl diese wissenschaftlichen Berichte größtenteils in einem unverständlichen Jargon abgefasst, waren, zwang er sich, jeden einzelnen durchzugehen. Eine Lektion, die er schon früh in seiner Karriere gelernt hatte, war, dass Wissenschaftler oft die erstaunlichsten Dinge in ihre Berichte schrieben - Dinge, die die Politiker gewaltig in Verlegenheit bringen konnten, wenn sie bekannt wurden. Und wenn das geschah, wurden nie die Wissenschaftler dafür verantwortlich gemacht. Sondern: der zuständige Verwaltungsbeamte! Er hatte beschlossen, nicht in diese Falle zu
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