Sternenfeuer
Tablett. Ihr fiel auf, dass er schon wieder die Pseudoeier und den Speck geordert hatte. Ihre Mutter hatte sie als kleines Kind mit künstlichen Eiern überfüttert, sodass ihr bei diesem Anblick und Geruch leicht übel wurde.
»Aber Sar-Say hat mir gesagt, dass er die Sterne am Himmel nicht identifizieren könne.«
»Stimmt«, erwiderte Mark mit vollem Mund. »Das ist eben das Problem mit Reisen durch Sternentore. Die klassische Astronomie ist wenig hilfreich für Leute mit Sieben-Meilen-Stiefeln. Sie interessieren sich viel mehr für die Sequenz von Sternentoren als für die relative Position der Sterne. Man könnte es mit den U-Bahn-Karten in einer Großstadt vergleichen.«
»Und würden sie - wie U-Bahn-Stationen - die Sterne denn nicht in ihrer natürlichen Reihenfolge erfassen?«
»Wieso sollten sie das tun?«
»Weil die Verzerrung des Raums Energie erfordert. Zumindest sagt Sar-Say das. Je größer die Reichweite eines Sternentors, desto mehr Energie ist erforderlich, um es offenzuhalten.«
Mark schautc nachdenklich. »Das wusste ich nicht. Was hat er sonst noch gesagt?«
»Nicht viel. Er ist ein Händler. Er hat wirklich nur die wissenschaftlichen Kenntnisse, die er fürs Überleben in diesem Berufbraucht. Wenn die zum Offenhalten eines Sternentors erforderliche Energie sich proportional zur überbrückten Entfernung verhält, spricht das dann nicht dafür, dass die Sterne in einer beliebigen Sprungsequenz sich relativ nahe stehen müssen? In kaufmännischer Hinsicht ergibt das doch einen Sinn, oder?«
Er runzelte die Stirn und ließ sich das durch den Kopf gehen. »Sie könnten recht haben. Es würde weniger Energie erfordern, eine Anzahl von Sternen wie Perlen auf einer Schnur aufzureihen, als sie aufs Geratewohl miteinander zu verbinden. Auf diese Art würde die Anzahl der >Leersprünge< reduziert. Wenn eine bestimmte Sprungfolge auch der natürlichen Reihenfolge der Sterne entspricht, dann könnten wir vielleicht eine Suche nach Spektralklassen durchfuhren und sie auf unseren Sternkarten finden.«
»Vor allem, wenn wir imstande sind, eine solche Folge zu einem Wahrzeichen wie dem Krebs-Nebel zurückzuverfolgen ...«, sagte sie nachdenklich.
Mark führte die Kugel mit heißem Tee zum Mund und nippte vorsichtig daran. Er war ein gelehriger Schüler und hatte Bendagar mit dem Wissen überrascht, das er sich angeeignet hatte, seit er an Bord gekommen war. Trotzdem zeigte dieses Gespräch mit Lisa, dass er noch viel lernen musste.
»Könnten wir uns nicht einmal zusammensetzen und herausfinden, was Sie noch alles wissen und ich nicht?«
Sie schaute ihn fragend an. Fast jeder Mann an Bord hatte sie schon um eine Verabredung gebeten. Sie hatte sie aber alle abblitzen lassen, denn sie wollte ihr ohnehin schon anstrengendes Leben nicht noch zusätzlich mit einer Liebelei komplizieren. Wenn sie aber schon beim Frühstück eine neue Methode für die Suche nach der Souveränität fanden, was sprach dann dagegen, wenn sie ihre Ergebnisse systematisch austauschten? Außerdem klang sein Vorschlag nicht wie eine Anmache ... jedenfalls nicht genau wie eine.
»Sicher, wieso nicht? Wie wäre es mit morgen nach dem Abendessen?«
»Morgen ist gut.«
Sie beendete ihr Frühstück und löste ihre Beine aus der Halterung. »Leider muss ich wieder an die Front zurück. Ich habe eine ganze Fuhre Fragen an Sar-Say, und er hat wahrscheinlich genauso viele an mich.«
»Danke. Also bis morgen.« Er schaute ihr nach, wie sie geschickt durch die Messeluke schlüpfte, sich an der gegenüberliegenden Korridorwand abstieß und verschwand. Er war mit den Gedanken nicht nur bei der Arbeit, während er sein Frühstück beendete. Er bemerkte auch kaum, dass die Eier schon kalt geworden waren.
»Es ist der Krebs, ganz recht«, sagte Dr. Bendagar, als Mark das verdunkelte Büro betrat. Zwischen ihnen schwebte das geisterhafte Bild, das Sar-Say als Zeichnung Nr. 3 präsentiert hatte. Es zeigte einen turbulenten Nebel aus Gas und Staub, der von den Überresten einer Supernova wegstrebte. Neben der Abbildung der Zeichnung schwebte eine weitere Darstellung. Die zweite Wolke war kleiner und dreidimensional: ein Bild des Krebs-Nebels.
Als Mark sich zu einem bequemen Gestell hangelte, rotierte der Nebel als Reaktion auf Professor Bendagars Trackball-Bewegungen gemächlich um seine Hochachse. »Ich glaube, wir haben eine Übereinstimmung.«
Mark Rykand schaute auf die nebeneinander platzierten ätherischen Projektionen. »Ich sehe
Weitere Kostenlose Bücher