Sternenfeuer
verschlungen waren. Es dauerte überhaupt ziemlich lange, bis sie wieder etwas anderes wahrnahmen als nur einander.
Die Sonne stand schon tief im Westen, als sie Den Felsen verließen und Arm in Arm in langen Schritten die Europastraße entlanggingen. Sie kamen dort wieder in die Stadt hinein, wo sie sie verlassen hatten - auf dem Hang über der Ragged Staff Wharf. Die von der untergehenden Sonne geworfenen langen Schatten verliehen der Szene eine surrealistische Anmutung, als sie die Kurve der alten Straße erreichten, die sie zum Kai führen würde.
Mark warf einen Blick auf Lisa und bemerkte die Veränderung ihres Äußeren. Ihre ursprünglich tadellose Wanderkluft war nun schmutzig und zerknittert, und ihr schönes Gesicht wurde von eingetrockneten Schweißrinnsalen verunstaltet. Das Haar klebte ihr am Kopf, und die Haut war von Schmutz verkrustet, der sogar unter der Kleidung verschwand. Außerdem fehlten ihr zwei Knöpfe - die sie beim hastigen Ausziehen in ihrem Liebesnest verloren hatte! Durch diesen Verlust zeigte sie nun erheblich mehr Dekollete als am Morgen. Sie lächelte breit, obwohl sich nun doch erste Anzeichen von Müdigkeit bemerkbar machten.
Mark vermutete, dass er selbst kaum besser aussah, und trotz der mahnenden Stimme, dass er morgen einen schönen Muskelkater haben würde, hätte er sich gewünscht, dieser Tag würde nie zu Ende gehen.
»Schau mal, ein Boot am Kai!«, sagte Lisa und wies über die Ruinen mit den abgedeckten Dächern hinweg, in denen einmal Menschen gelebt hatten. »Ob das noch mehr Touristen sind?«
»Zum Glück sind wir ihnen nicht schon heute Mittag begegnet, was?«, fragte er mit einem Lachen. Dann beschirmte er die Augen mit der Hand und suchte die Bucht von Gibraltar ab. Vom Tragflächenboot war noch nichts zu sehen. Und es war nur noch eine halbe Stunde bis Sonnenuntergang.
»Sie sollten sich beeilen. Ich glaube nicht, dass der Kapitän gern im Dunklen zwischen diesen Wracks hindurchmanövrieren würde.«
Sie lachten, als sie den Kai erreichten, wo Maurice Farner-Smythe auf sie wartete.
»Hatten Sie einen schönen Tag auf Dem Felsen! «, fragte er mit sonorer Stimme. So, wie er ihre abgerissene Erscheinung musterte, wusste er aber auch so, dass sie sich gut amüsiert hatten.
»Eine lehrreiche Exkursion«, sagte Mark, und Lisa neben ihm lachte glucksend.
»Ausgezeichnet. Wir freuen uns immer, wenn unsere Besucher sich gut unterhalten. Ihr Schiff hat eine Nachricht an mein Büro gesendet. Sie werden sich um etwa zwanzig Minuten verspäten. Anscheinend wollten ein paar Frauen Ihrer Reisegesellschaft die Cieschäfte von Cadiz gar nicht mehr verlassen. Ach, und da gibt es noch jemanden, der hier auf Sie wartet.«
»Wer denn?«
»Guten Tag, Mark. Es ist ja schon Monate her.«
Mark erstarrte beim Klang der vertrauten Stimme. Er drehte sich um und sah Michail Vasloff hinter sich stehen. Dieser hatte sich von der kleinen Wache am Ende des Kais genähert, während der Konstabier Lisas und Marks Aufmerksamkeit beanspruchte.
»Hallo, Michail. Was führt Sie denn hierher?«
»Ich glaube, das sollten wir am besten unter vier Augen besprechen. Wenn Sie uns bitte entschuldigen wollen, Konstabier.«
»Natürlich, Mr Vasloff.«
Vasloff bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Sie folgten dem Kai in Richtung der alten Trockendocks, bis sie außer Hörweite von Farner-Smythe und von Vasloffs Boot waren.
»Wer ist das, Mark?«, fragte Lisa verwirrt.
»Lisa, ich möchte dir Michail Vasloff, Gründer und Geschäftsführer von Terra Nostra vorstellen. Michail, das ist...«
»Ja, Lisabeth Arden«, sagte er und gab Lisa einen Handkuss.
»Woher kennen Sie mich denn, Mr Vasloff?«
»Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, meine Dame. Ich muss sagen, dass Sie sich um die Linguistik verdient gemacht haben. Besonders gut gefällt mir Ihre Monografie über die Streuung von Phonemen in den Farsi-Dialekten.«
»Was tun Sie hier, Michail?«, wollte Mark wissen.
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte der weißhaarige Mann. »Ich hatte Sie in Cadiz nirgendwo gesehen. Also habe ich ein Boot gemietet und bin hierhergefahren.«
»Und woher wussten Sie, dass wir auf dem Boot nach Cadiz waren?«
»Sicherheitsbestimmungen. In dem Moment, als Sie an Bord gingen, wurden Ihre persönlichen Seriennummern an die Zentrale der Kreuzfahrtgesellschaft in Paris übermittelt. Unser Computer-Suchprogramm hat den Datenstrom abgefangen und uns über Ihren Aufenthaltsort unterrichtet. Ich habe mich sofort auf den Weg
Weitere Kostenlose Bücher