Sternenfeuer
dorthin gemacht.«
»Wieso denn das?«
Vasloffs Augen funkelten triumphierend, wo er nun die Früchte seiner Arbeit erntete. Er schwieg für einen Moment, räusperte sich dann und sagte: »Ich will das Alien sehen.«
22
Für eine Weile reduzierte Marks Universum sich auf das durchdringende Kreischen von Seevögeln, das leise Plätschern, mit dem die Wellen gegen den verwitterten Stein der Werft schlugen und das Blut, das ihm in den Ohren rauschte. Dann erlangte er die Stimme zurück und fragte fiepsig-quäkend: »Was denn für ein Alien?«
Seine Erwiderung wurde von Vasloff mit einem breiten Grinsen quittiert. »Papperlapapp, Mark. Ich sehe doch an Ihrer Reaktion und der von Miss Arden, dass ich recht habe.«
»Ich weiß gar nicht, wovon Sie überhaupt reden«, sagte Lisa etwas zu schrill.
»Dann darf ich Ihnen auf die Sprünge helfen«, erwiderte Vasloff. »Die Magellan hat intelligente Aliens entdeckt. Und sie hat mindestens eins der Wesen zur PoleStar-Station gebracht, wo Sie und eine große Gruppe von Wissenschaftlern sie seitdem studieren. Ihr Team umfasst...«Vasloff leierte die Namen eines Dutzends Wissenschaftler herunter und sah, wie seine beiden Zuhörer mit jeder Sekunde blasser wurden.
Als er fertig war, schaute Lisa Vasloff in die Augen und sagte: »Wenn Sie glauben, dass wir Aliens an Bord haben, wieso sind Sie dann nicht mit Ihrer Information an die Öffentlichkeit gegangen?«
Das Lächeln des älteren Mannes, das sich zwar abgeschwächt hatte, doch nie völlig verschwunden war, wurde wieder breiter. »Gut, die Dementi-Phase ist vorbei, und wir können nun Klartext reden. Um Ihre Frage zu beantworten: Ich bin deshalb nicht an die Öffentlichkeit gegangen, weil ich nicht glaube, dass eine solche Publizität in irgendjemandes Interesse wäre. Ich würde viel lieber eine individuelle Vereinbarung mit Ihnen treffen, als dass diese Neuigkeiten für die nächsten Monate die Holo-Schirme beherrschen.«
»Ich dachte, Ihre Organisation stünde grundsätzlich in Opposition zu allem, was mit dem Weltraum zu tun hat, Mr Vasloff?«
Vasloff bemerkte, dass Lisas Gesicht fast wieder die normale Farbe angenommen hatte - ein Indiz dafür, wie schnell sie den anfänglichen Schock abschüttelte. »Das ist eine grobe Vereinfachung, Miss Arden.«
»Ach ja?«
»Ich bin gegen die interstellare Kolonisierung, und zwar aus Gründen, die ich für gut und richtig halte. Ich glaube nämlich, dass solche Aktivitäten uns der Ressourcen berauben, die wir hier auf der Erde besser nutzen könnten, und der Öffentlichkeit etwas vorgaukeln, was nie eintreten wird: nämlich eine Welt, die so gut ist wie diese. Jedoch folgt daraus nicht zwangsläufig, dass ich auch gegen einen Kontakt mit intelligenten Aliens sein müsste. Schließlich wird die Erde für sie wahrscheinlich genauso unattraktiv sein wie ihre Welt für uns. Und überhaupt — wäre es angesichts der grundlegenden Lebensfeindlichkeit des Universums nicht sinnvoll, wenn wir alle zusammenhalten würden? Stellen Sie sich nur die Möglichkeiten für einen kulturellen Austausch vor, das aus der Entdeckung neuer Perspektiven resultierende Potenzial, die verschiedenen philosophischen Standpunkte! Das wäre doch aufregend, oder?«
»Es hat aber niemand etwas von Aliens gesagt.«
Vasloff runzelte die Stirn. Bisher hatten die beiden wie ahnungslose Unschuldslämmer reagiert. Seine Erwähnung des kulturellen Austauschs hatte sie jedoch zu einem Blickwechsel veranlasst, den er in dieser Form nicht erwartet hätte; als ob sie etwas wüssten, das er nicht wusste. »Natürlich nicht«, sagte er verhalten zu Lisa. »Ich bin mir durchaus bewusst, dass dies eine rein hypothetische Erörterung ist.«
»Aber Sie würden einen Kontakt mit Aliens unterstützen?«
Vasloff zuckte die Achseln. »Dazu könnte ich mich erst dann äußern, wenn ich über die Einzelheiten dieses Kontakts Bescheid wüsste.«
»Sie beanspruchen ein Vetorecht?«, fragte Mark.
»Überhaupt nicht. Ich habe fast mein ganzes Leben damit verbracht, als Außenseiter für eine Änderung der bestehenden Ordnung zu plädieren. Ich bin mir der Beschränkungen dieser Rolle durchaus bewusst. Worum es mir in diesem Fall geht, ist ein Mitspracherecht bei allen Entscheidungen. Ich möchte bei einer Veränderung gehört werden.«
»Und was haben Sie zu bieten, Michail?«
»Ich werde meine Kampagne gegen die Sternenforschung fürs Erste einstellen und Stillschweigen darüber bewahren, was ich weiß. Im Gegenzug
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