Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
Broa-Zivilisation zu machen vermögen, ohne selbst dorthin zu fliegen.
    Hier sehen Sie die Unterkünfte des Schiffs. Obwohl die Whale ein Frachtschiff war, hatte sie Unterkünfte für ein paar Passagiere. Passagiere und Besatzungsmitglieder lebten zusammen, auch wenn jede Spezies ihren eigenen Abschnitt zu haben schien. Ob das nun einem besonderen Zusammengehörigkeitsgefühl, unterschiedlichen Anforderungen an die Lebenserhaltung oder einem Kastenwesen an Bord des Schiffs geschuldet war, vermochten wir nicht festzustellen. Vielleicht lag es auch ganz einfach nur daran, dass die Besatzungsmitglieder die Körpergerüche der jeweils anderen nicht riechen konnten.
    Die Triebwerke des Schiffs befinden sich in diesem großen Abschnitt im mittleren Sektor. Die Generatoren, mit denen die Broa den Raum verzerren, beruhen im Wesentlichen auf den gleichen Prinzipien wie unsere, obwohl die praktische Umsetzung etwas anders ist. Jedenfalls hat ein großer Teil dessen, was wir an Bord fanden, eine deudiche Ähnlichkeit mit unserer Ausrüstung aufgewiesen. Was mir an dem Schiff jedoch besonders aufgefallen ist, war, dass es nicht annähernd so fortschrittlich war, um von einer raumfahrenden Zivilisation zu stammen, die so alt ist wie die Souveränität.« Landon rekapitulierte Laura Dressers Theorie, dass die Broa vor neuen Technologien zurückscheuten, weil sie dadurch eine Destabilisierung ihres Reichs befürchteten.
    Der Reihe nach skizzierte er die Ergebnisse der Expedition. Er berichtete den Zuhörern von den Sicherheitstüren, die sich wegen einer katastrophalen Fehlfunktion just in dem Moment simultan geöffnet hatten, als ein Wartungsschott weggeflogen war. Er schilderte, in welchem Zustand sie die Computer vorgefunden hatten - funktionsfähig, doch mit großen Lücken im Speicher. Er zeigte ihnen eine Reihe von Bildern vom Bug, wo die Strahlen des Rächers die Hüllenplatten versengt hatten. Nach zwei Stunden, in denen niemand etwas gesagt hatte außer ein paar gemurmelten Flüchen, schloss er schließlich mit den Worten: »Die Schäden am Schiff waren längst nicht so groß, wie wir zunächst befürchtet hatten. Vielmehr war das Zusammenflicken des Wracks noch die leichteste Aufgabe, vor der wir standen. Es war viel schwieriger, die Sternenantriebs- und Fusionsgeneratoren zu installieren und eine durchgehende leitende Oberfläche herzustellen, um das Antriebs-Feld zu übertragen. Am Ende hat die Ruptured Whale sich jedoch als ein gutes Schiff erwiesen. Wir haben hundert Lichtjahre ohne besondere Vorkommnisse zurückgelegt. Wenn nun jemand Fragen hat, werde ich sie gern beantworten.«
    Im Tageslicht verwöhnte die Veranda des Hotels Al-Hoceima die Gäste mit einem Panoramablick übers Mittelmeer. Nachts war der offene Restaurantbereich eine Insel aus Licht am Rand eines geheimnisvollen Meeres, wobei die Schwärze durch das schwache Glühen des Himmels noch intensiviert wurde, das von der Gegenküste weit unterm Horizont heraufdrang. Hier und da wurde die Dunkelheit von Flecken aus weißem Licht durchdrungen, wo Schiffe die Straße von Gibraltar in beiden Richtungen passierten. Dan Landon saß in einem Korbstuhl unter einem Schirm, der nun nicht mehr als Schutz vor der sengenden Sonne gebraucht wurde, und betrachtete den hellen Fleck, der ein langsam in der Ferne verschwindendes Kreuzfahrtschiff darstellte. Er fragte sich, ob sein Kapitän es nicht irgendwann überdrüssig wurde, in einem Gewässer herumzuschippern, das im Grunde nicht mehr war als ein etwas zu groß geratener See. Diese Vorstellung genügte schon, um Klaustrophobie bei jemandem auszulösen, der vor Kurzem noch hundert Lichtjahre im Weltraum zurückgelegt hatte.
    »Ich finde, es ist gut gelaufen heute, Captain«, sagte Anton Bartok, der ihm am Tisch gegenübersaß. Die flackernde Kerze in der Mitte des Tischs tauchte Bartoks Gesicht in ein rotorangefarbenes Glühen. Das Kerzenlicht verlieh seinem Teint etwas Farbe und retuschierte zugleich die Sorgenfalten, die sich bereits dauerhaft in sein Gesicht eingruben. »Finden Sie nicht auch, Dr. Bendagar?«
    »Stimmt schon«, sagte der Chefwissenschaftler der Magellan. »Ich war erstaunt, in welch gutem Zustand die Whale sich befindet.«
    »Es ist ein großes Schiff«, erwiderte Landon. »Ich hatte den Eindruck, dass der broanische Rächer es eher bewegungsunfähig schießen als völlig zerstören wollte.«
    »Aber wieso hätte er das denn tun sollen?«
    »Gute Frage. Darauf habe ich leider auch keine Antwort.

Weitere Kostenlose Bücher