Sternenfinsternis (German Edition)
antwortete er.
»Ta? Ta heißt ja, das weiß ich.«
Kri’Warth lachte herzhaft.
Nachdem Lucas erwachte und sich über das Gespräch mit Cameron seine Gedanken machte, entschloss er sich kurzerhand, Jaro Tem aufzusuchen. Womöglich, so dachte er sich, würde ihm die Meditation ein wenig Klarheit verschaffen und vielleicht sogar diese eigenartigen Träume vertreiben. Selbst wenn nicht, war es dennoch einen Versuch wert.
Jaro schien erfreut über sein Erscheinen zu sein. So dauerte es nicht lange, dass sie gemeinsam, vor einem zentral im Raum gelegenen digitalen Lagerfeuer auf den rundherum im Kreis platzierten Sitzkissen saßen und in das prasselnde dreidimensionale Feuer sahen.
Lucas fiel auf, dass die Flammen erschreckend echt aussahen. Er glaubte, auch ein wenig Wärme zu spüren, die von dem Feuer ausging. Doch wahrscheinlich bildete er sich dies nur ein, wofür wohl der uralte Instinkt verantwortlich war, dass man unwillkürlich Feuer mit Hitze in Verbindung brachte.
Jaro erkannte Lucas Faszination für die künstlichen Flammen.
»Auf unserer Welt nennen wir sie ›Se una al katee‹, was so viel heißt wie ... «
»Die Flammen der Wahrheit«, führte Lucas seinen Satz fort.
Jaro zeigte sich verblüfft.
»Ja, das ist korrekt. Sehr gut mein Junge. Ich sehe, du hast dich mit der Sprache der Syka beschäftigt.«
»Ja«, antwortete Lucas voller Trauer, während er weiter in das lodernde Feuer starrte. »Leider ist sie inzwischen zu einer toten Sprache geworden.«
Lucas wandte seinen Blick Jaro zu. Der Syka konnte die Wut in seinem Innern erkennen.
»Warum geschieht das alles? Was geht hier vor sich? Ich verstehe es nicht. Welchen Sinn hat diese Schüssel, die angeblich die Zukunft voraussagen kann, wenn mir nur der Schmerz und Tod vergangener Völker gezeigt wurde. Ich sehe keinen Zusammenhang – selbst die Träume, die ich hatte, haben mich kein bisschen weitergebracht. Ich verstehe das nicht. Ich will helfen, weiß aber nicht wie.«
»Auch wenn du die Zukunft nicht sehen konntest, so kannst du vieles aus der Vergangenheit lernen.«
»Wer was über die Zukunft erfahren möchte, muss in der Vergangenheit blättern ... bla bla bla. Das weiß ich schon, doch wie kann ich das, wenn ich nur Fragmente, einzelne Bilder zu sehen bekam? Alles ist so rätselhaft, völlig undurchschaubar. Man kann schließlich kein Puzzle zusammensetzen, wenn die nötigen Teile dazu fehlen.«
Botschafter Tem nickte zustimmend.
»Sicherlich hast du Recht, doch was könnten wir daran ändern?«
»Ich will endlich verstehen. Möchte wissen, was hier vor sich geht, daher habe ich mich dazu entschlossen, dieses Meditations-Ding mit dir durchzuziehen. Ich hoffe allerdings, dass es diesmal nicht so schmerzhaft werden wird.«
»Das bezweifle ich. Ich bin dazu in der Lage, dich durch deine Gedanken zu führen und werde das sehen können, was du siehst. Nur das, was du mir zeigen möchtest, wird sich mir offenbaren. Dennoch werde ich tief in dein Bewusstsein eintauchen und mit deinem Geist eins werden.«
Jaro verschränkte seine Beine. Dabei ruhte der rechte Fuß auf dem linken Oberschenkel nahe der Leistenbeuge und der linke Fuß entsprechend auf dem rechten Oberschenkel. Die Fußsohlen zeigten nach oben. Seine Knie befanden sich im Kontakt mit dem Boden. Jaros Oberkörper war aufgerichtet, der Rücken gerade, die Schultern leicht zurückgenommen, sodass sein Kopf über der Basis ausbalanciert war. Seine Arme ruhten auf seinen Oberschenkeln.
Lucas versuchte, es dem Syka nach zu tun, doch schon, als er den ersten Fuß über den Oberschenkel schieben wollte, befielen ihn krampfhafte Schmerzen. Was ihn augenblicklich wieder von diesem Vorhaben abbrachte.
»Bitte!«, sagte Jaro und sah den Jungen mit einem ausgeglichenen Ausdruck in den Augen an. »Nimm eine Position ein, die dir beliebt. Dieser Lotussitz, wie ihr in auf der Erde nennt, ist selbst für geübte Meditierende nicht immer einfach.«
Lucas wollte wenigstens den Schein wahren, sich in einer meditativen Position, ähnlich der des Syka zu befinden, und begab sich in den Schneidersitz, bei dem die Füße unter den Knien ruhten.
»Bist du bereit?«, fragte ihn Jaro, der inzwischen die Augen geschlossen hatte.
»Ja.«
»Dann blicke jetzt in das Feuer. Versuche nichts anderes zu sehen als die Flammen und denke an nichts. Blende alles um dich herum aus und konzentriere dich.«
Das digitale Feuer loderte und erweckte in ihm nach längerem Hineinsehen den Anschein,
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