Sternenfinsternis (German Edition)
Rückentasche, in welcher sich etliche Werkzeuge und Messgeräte befanden.
Im letzten Schrank entdeckte sie im hintersten Eck, so gut versteckt, dass sie es beinahe übersehen hätte, ein Injektionsgerät und Glasampullen, mit der Aufschrift ›gan-se-kre‹. Hierbei handelte es sich um ein Mittel, welches die Golar bei starken Unterkühlungen bis hin zu Erfrierungen einsetzten. Auch Ampullen, die ein Schmerz- und Beruhigungsmittel enthielten, waren dort zu finden. Wie alt diese Medikamente schon waren, konnte sie nirgendwo ersehen. Ebenso fraglich war es, ob Cameron diese Golar-Medizin etwas nutzte oder ihn die Injektion sogar töten würde. Doch mit diesen Fragen konnte und wollte sie sich im Augenblick nicht beschäftigen. Schließlich drängte die Zeit.
Schnell entleerte sie die Rückentasche und packte nur das Nötigste ein. Eine weitere Jacke für Cameron, einige der Injektionslösungen nebst Gerät, ihren Peilsender und wenige weitere Dinge, von denen sie überzeugt war, sie könnte sie noch brauchen.
Nach nur wenigen Handgriffen und selbst in eine der dicken Jacken gepackt, mit der Kapuze weit in ihr Gesicht gezogen, war Nokturijè bereit, den Schritt ins Ungewisse zu wagen.
Sogleich fand sie sich in einer eisigen irrealen Welt wieder. Dichtes Schneetreiben erschwerte ihr die Sicht. Alles um sie herum war in ein nahezu undurchdringliches Weiß gehüllt. Immer bewusster wurde ihr, dass auch sie auf Dauer nicht dieser todbringenden Temperatur gewachsen war, selbst die Felljacke konnte ein Auskühlen ihres schlanken Körpers nicht ewig verhindern.
Angestrengt suchten ihre Augen in den Schneemassen vor sich Cameron, doch dieser war nirgendwo zu entdecken. Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich. Je weiter er gegangen war, desto unmöglicher war es, ihn vor seinem sicheren Tod zu finden.
Die Mè stieß auf tiefe Fußspuren, welche trotz des starken Schneefalls noch relativ gut zu erahnen waren. Die Frage war nur, wie lange sie diesen folgen konnte, bevor die Spuren gänzlich von dem zunehmend intensiver werdenden Schneefall überdeckt wurden.
Nach etwa zehn Metern traf sie auf den Generator, dessen schneeloses, aus dem Weiß herausragendes graues Metall bereits von Weitem zu sehen war. Diese Apparatur strahlte eine so enorme Wärme aus, dass sich rund um sie eine schneefreie Fläche gebildet hatte, welche etwa zwei Meter im Durchmesser maß. Durch die Neutronenstrahlung hatte jedoch kein Gewächs auch nur den Hauch einer Chance, dort zu gedeihen. Nokturijè nutzte die kurze, ihr zur Verfügung stehende Zeit, in welcher die Strahlung ihrem Körper nichts anhaben konnte, um ihre eisigen Hände ein wenig zu wärmen, als ihr ein Fußabdruck auf dem frostfreien Erdboden auffiel. Der Abdruck wies ihr nicht nur den Weg, in welche die Person gegangen zu sein schien, sie offenbarte ihr auch aufgrund des hinterlassenen Profils, dass es sich um Cameron gehandelt haben musste. Resigniert blickte sie in das unendliche Weiß – den Colonel zu finden, war mehr als nur aussichtslos, dennoch fühlte sie sich ihm verpflichtet.
Inzwischen hatte sie auch den Schildgenerator Vegkris weit hinter sich gelassen. Der Schneesturm hatte indessen eine solche Stärke angenommen, dass sie nur noch sehr langsam vorankam. Die einzige Möglichkeit, die ihr blieb, den Colonel doch noch zu finden, war, einen der wenigen nützlichen Gegenstände, die sie bei sich trug, aus der Rückentasche zu holen.
Der Lebenszeichendetektor war eine veraltete Technologie, die nur noch selten zum Gebrauch kam. Nicht nur aus dem Grund, dass er in Situationen wie dieser nicht besonders zuverlässig war.
Der Peilsender, den es in verschiedenen Ausführungen und Größen gab, löste die technisch unterentwickelten Detektoren bereits vor Jahrhunderten ab. Je größer ein Peilsender war, desto erschwinglicher war er. Die neuesten und teuersten Versionen waren nur noch Implantate, welche unter die Haut gepflanzt wurden. Da Nokturijè allem Reichtum abgeschworen hatte, besaß sie ein veraltetes Modell, was bisher jedoch immer seinen Zweck erfüllte.
Cameron hingegen besaß keines dieser Geräte, daher war die Mè gezwungen, auf altertümliche Mittel zurückzugreifen. Das Hauptproblem des antiquierten Detektors war, dass ein Lebenszeichen nicht von einem jeweiligen anderen unterschieden werden konnte und dessen Reichweite war äußerst gering. Auch wenn diese unwirkliche Welt neben ihrer bitteren Kälte noch so trostlos und leer erschien, war sie
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