Sternenfinsternis (German Edition)
dass ein Kopf dafür rollen musste. In der modernen Welt, in der ich jedoch lebe, bleibt es jedem selbst überlassen, mit wem man sich verbinden möchte und aus welchen Gründen. Ob wirklich Liebe der Grund für die Verbindung ist, findet man meist erst nach einiger Zeit heraus. Da bleibt es nicht aus, dass man sich leider manchmal mit den falschen Personen einlässt. Sarah war eine von ihnen. Sie war intelligent und sehr schön...«
Nokturijè unterbrach Cameron.
»War sie schöner als ich?«
Diese unerwartete Frage brachte Cameron in Verlegenheit. Er wusste nicht, was er antworten sollte, woraufhin sie lachte.
»Entschuldige. Ich wollte dich nicht unterbrechen. Erzähle weiter!«
»Nun, jedenfalls machte sie mir in einer Bar, wo wir CSA-Offiziere uns immer auf ein Bier trafen, schöne Augen. Der Alkohol trug seinen Teil dazu bei, dass wir nach einem eher oberflächlichen Gespräch auf der Männertoilette landeten und …. naja ... du weißt schon. In meinem jugendlichen Leichtsinn machte ich ihr nach einigen Monaten einen Heiratsantrag. Sie willigte ein. Warum weiß ich bis heute nicht. Doch wahrscheinlich war es das Geld, denn sie liebte es shoppen zu gehen – Kleidung, Schmuck und es gab keine Party, die sie ausließ. Der Verdienst eines CSA-Offiziers ist nicht gerade der schlechteste, musst du wissen. Durch meine Arbeit war ich kaum zu Hause und sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Zwei Jahre lang spielte sie in der Zeit, in der ich zu Hause war, die glückliche Ehefrau. Ich dachte, ich könnte ihr vertrauen, doch als ich mir an unserem Jahrestag freigenommen hatte, ohne dass sie dies wusste und zuhause eintraf, erwischte ich sie mit einer anderen Frau im Bett. Ich war am Boden zerstört und glaubte, dass die Welt zusammenbrechen würde. Als ich dann noch erfuhr, dass diese Affäre nicht die einzige war und sie ständig mit ihrem Geschlecht rummachte, reichte ich die Scheidung ein. Dank des Gerichts der Space-Alliance waren wir innerhalb von zwei Wochen geschieden und dazu ging sie noch vollkommen leer aus. Die Schlampe hat jedenfalls das bekommen, was sie verdiente – nämlich Nichts. All die Sachen, die sie sich während meiner Abwesenheit zugelegt hatte, wanderten zur Pfandleihe. Sie ging nur mit den Sachen aus dem Haus, mit denen sie damals bei mir eingezogen war. Allein dies war ein wenig Genugtuung für mich. Ja! Das war mein Leben in groben Zügen.«
»Und du hast sie nach allem, was sie dir antat dennoch geliebt, habe ich recht?«, fragte Nokturijè einfühlsam.
»Wie bitte? Ich verstehe dich nicht«, reagierte Cameron verwirrt.
»Hast du sie dennoch geliebt?«, wiederholte sie und verstand nicht, was an dieser einfachen Frage nicht zu verstehen war.
Doch Cameron erreichten nur noch unverständliche, schrille Laute. Noch schlimmer, als das was er von Kri‘Warth stets zu hören bekam. Nicht nur, dass er sie nicht mehr verstehen konnte, klang ihre Stimme auf einmal so gellend für ihn, dass er sich bei der Wiederholung der Frage vor Schmerzen die Ohren zuhalten musste.
»Cameron! Was ist los, was hast du?«
Der Colonel reagierte jedoch nicht mehr. Sein gesamter Körper verfiel mit einem Mal in ein unkontrolliertes Zucken. Nokturijè begriff schließlich, dass es sich wieder um einen seiner Anfälle handelte.
Geschwind griff sie einen kurzen fingerdicken Ast und steckte diesen zwischen seine Zähne, sodass er sich nicht versehentlich die Zunge abbeißen konnte. Dann setzte sie sich hinter Cameron, um ihn auf diese Weise zu fixieren.
Rund zwanzig Minuten dauerte es an, bis die massiven Muskelzuckungen langsam wieder nachließen und er kraftlos zusammensackte. Nokturijè war ratlos, was sie für ihn noch tun konnte. Die Nanobots störten seine Gehirnaktivitäten enorm und die Mè befürchtete, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die schweren elektrischen Impulse sein Gehirn langfristig schädigen könnten.
Als Cameron sein Bewusstsein wieder erlangte, stand Nokturijè gedankenversunken an dem schmalen Höhlenzugang und blickte in die stille eisige Landschaft hinaus. Noch nie hatte sie einen strahlend blauen Himmel auf Gol erlebt, was als solches gesehen schon sehr außergewöhnlich war. Doch dazu kam noch dieses Gefühl, dass es wärmer geworden war und sie befürchtete, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb.
Mit einem tiefen Seufzer setzte sich der Colonel auf. Sofort fiel ihm ein kleines zerbrochenes, stiftartiges Gerät auf, das auf dem Stein lag, von dem sie am Abend zuvor
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