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Sternenfinsternis (German Edition)

Sternenfinsternis (German Edition)

Titel: Sternenfinsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Atum
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Gebirge hervorragend außer Sichtweite zu fliegen und bot ihnen den nötigen Schutz, jedoch war es bekannt für seine tückischen Biegungen und engen Spalten. Wenn man sich nicht auskannte und nicht genau darauf achtete, welche Biegung man nahm, lief man Gefahr, an der nächsten unerwarteten Steilwand zu zerschellen. Es war also äußerste Vorsicht geboten und ein hervorragender Pilot erforderlich, denn letztlich sah man eine potenzielle Gefahr meist erst, wenn sie bereits unmittelbar vor einem lag.
    Kri‘Warth war ein derartig hervorragender Pilot und er schien die Schluchten des Veg’Kras-Gebirges zu kennen wie seine eigene Westentasche.
    Er durchflog das schroffe Bergland in Rekordzeit und landete die Raumfähre in einer Felsspalte, die unmittelbar an ein natürliches Plateau angrenzte. Lucas schnallte sich zügig ab und lief zur Fährentür. Ein zischendes Geräusch signalisierte ihm, dass er sie nun öffnen konnte, was er schließlich tat. Unbarmherzige Kälte trieb den Jungen beinahe wieder ins Innere der Landefähre zurück, doch er musste sie unbedingt verlassen. Das steile raue Gestein überall und die immer wiederkehrenden, unendlich erscheinenden Kurven und letztlich nicht zu wissen, was dahinter lag, schlug dem Sechzehnjährigen gehörig auf den Magen. Er brauchte ganz dringend frische Luft.
    Unsicher, schlotternd stand Lucas an der offenstehenden Tür und rieb überkreuz seine Handflächen an den Oberarmen. Kri‘Warth zwängte sich an dem bibbernden Jungen vorbei und betrat das blanke, mit Eiskristallen besetzte Felsplateau.
    »Es ist wärmer als sonst«, stellte der Hüne fest.
    »Ach, wirklich?«, entgegnete Lucas noch zitternder, während er glaubte, sein Atem würde jeden Augenblick gefrieren.
    »Du hast recht!«, sagte Jaro, der sich mit einem kleinen tragbaren Analysegerät in seiner Hand zu ihnen gesellte. »Es ist inzwischen nur noch Hat-tok-Sur unter dem Gefrierpunkt.«
    »Und jetzt bitte so, dass ich das auch verstehe. Die Kälte setzt anscheinend meinem Übersetzerchip zu.«
    »Das glaube ich nicht. Gewisse Maßeinheiten kann der Chip nicht übersetzen. Doch mein Gerät ist dazu in der Lage, irdische Temperaturen anzuzeigen.«
    Jaro tippte einige Male auf das Display des Gerätes und wartete.
    »-35 °Celsius oder -31 °Fahrenheit.«
    »Mir kommt es weitaus kälter vor«, erwiderte der Junge schlotternd.
     
    Auch nur anzunehmen, dass Cameron es mehrere Stunden in dieser Eiseskälte ausgehalten hatte und tatsächlich von Nokturijè lebendig gefunden worden war, war in seinen Augen mehr als nur unwahrscheinlich. Nicht dass er es sich nicht gewünscht hätte, seinen Freund wiederzusehen, doch das konnte kein Mensch unbeschadet überstehen, zumindest nicht auf längere Zeit. Im Studienfach Biologie lernte er, dass ab einer Körpertemperatur von 35 °Celsius Untertemperatur herrschte. Bei 33 °C sprach man von einer Unterkühlung und sollte man die unterste Temperaturgrenze von 27 °C erreichen, so war man unter Umständen bereits tot.
    Lucas wusste, dass Cameron nur seine dünne CSA-Uniform anhatte, daher war es unwahrscheinlich, dass diese ihn ausreichend mit der nötigen Wärme versorgen konnte, um den eisigen Temperaturen zu widerstehen.
    »Wie kalt ist es normalerweise hier draußen?«, fragte Lucas interessiert.
    »Nun, für gewöhnlich herrscht hier eine Durchschnittstemperatur von -64 °C. Es wurden jedoch schon Tiefsttemperaturen von -92 °Celsius gemessen. Doch das ist bereits einige Dekaden her.«
    »Minus 64? Und jetzt sind es nur noch minus 35? Das bedeutet, dass es um 29 Grad wärmer geworden ist.«
    »37 Grad wärmer!«, verbesserte ihn Kri‘Warth und hielt Lucas sein Messgerät unter die Nase, welches einen weiteren Temperaturanstieg anzeigte.
    Jaro nickte bestätigend und sah in den strahlend blauen Himmel empor.
    »Ja – das war gestern noch nicht so. Die Sonne zeigt bereits Auswirkungen. Sie kämpft um alle noch verbliebenen Reserven, während sie größer und heißer wird.«
    Jaro und Kri‘Warth steuerten, während sie sprachen, den nur wenige Meter entfernten Abhang an, von wo aus sie einen direkten Blick auf Vegkri haben würden. Lucas lief ihnen mit langsamen Schritten nach – Kälte war noch nie sein Freund. Er war und würde immer ein Sommerkind bleiben.
    Stumm blickten die beiden Gefährten in die Tiefe hinab, als Lucas schließlich mit tapsigem Gang zu ihnen stieß. Was er dort sah, ließ ihn für einen Moment die eisige Kälte ganz und gar vergessen. Ihm bot sich

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