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Sternenfinsternis (German Edition)

Sternenfinsternis (German Edition)

Titel: Sternenfinsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Atum
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tat sich Cameron sichtlich schwer damit, die Augen offenzuhalten und sich auf den Weg zu konzentrieren. Sie brannten höllisch und Tränen traten ihm unkontrolliert unter den Lidern hervor. Hinzu kam das Gefühl, dass sich Fremdkörper in seinen Augen befanden, was ihn dazu brachte, sie unentwegt zu reiben.
    »Was ist los?«, fragte ihn Nokturijè, die bemerkte, dass er allmählich langsamer wurde.
    »Meine Augen, die brennen wie Feuer. Ich glaube, ich habe irgendwas reinbekommen.«
    Die Mè wollte sich das genauer ansehen. Als sie ihm in die Augen sah, war das Weiß nahezu vollständig von roten Äderchen durchzogen. Einen Fremdkörper konnte sie jedoch nicht entdecken.
    »Das sieht nicht gut aus. Beinahe wie eine starke Entzündung«, sagte sie.
    »Eine Entzündung ist recht unwahrscheinlich. Am offensichtlichsten wäre eine Schneeblindheit. Das würde jedenfalls die anderen Symptome erklären.«
    »Schneeblindheit?«, fragte Nokturijè skeptisch.
    »Ja. Durch die vom Eis und dem Schnee reflektierten UV-Strahlen entsteht dabei eine Art Sonnenbrand auf der Bindehaut.«
    »Davon habe ich noch nie gehört. Jedenfalls ist diese Symptomatik in unserem Volk nicht bekannt. Vermutlich ist unser Sehorgan anders beschaffen als das der Menschen.«
    Während Nokturijè sprach, stieg Cameron ein abscheulicher Geruch in die Nase.
    »Riechst du das auch?«, fragte er sie.
    Die Mè hielt ihre Nase in die Luft und versuchte, das zu erschnuppern, was Cameron wahrzunehmen glaubte. Der Colonel nutzte einen unbeobachteten Moment und schnüffelte unter seine Arme, um für sich auszuschließen, dass der Gestank, den er roch, nicht ihn Wahrheit von ihm ausging.
    Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war das, was er an seinen Achseln roch, anders als das, was er zuvor witterte.
    Auch wenn sie nichts dergleichen riechen konnte, entdeckte sie dafür etwas, was sie noch nie zuvor in dieser Eiswüste gesehen hatte.
    Mit skeptisch zusammengekniffenen Augen wandte sie sich von Cameron ab und steuerte einen unbekannten abfälligen Weg an.
    »Nokturijè? Was hast du? Wo willst du hin?«
    »Ich weiß es noch nicht. Komm einfach mit!«
    Er ging ihr nach, ohne zu zögern oder gar ihre Handlung weiter zu hinterfragen.
    Gemeinsam folgten sie dem schmalen Pfad, immer weiter hinunter, während die rauen Eiswände, die diesen säumten, stetig höher wuchsen. Schon bald fand der Weg sein Ende und ihnen offenbarte sich ein wahres Schlachtfeld.
    Umgeben von meterhohen frostigen Steilwänden erblickten Cameron und Nokturijè ein gewaltiges, von der Natur geschaffenes Colosseum. Zumindest erinnerte es in einem Punkt an die grausame römische Ära – überall verstreut lagen mächtige Kadaver, wie einst Tiger oder von Menschen niedergemetzelte Löwen. Das Weiß war getränkt vom Blut der monströsen Eisgeschöpfe. Es mochten Hunderte von ihnen gewesen sein, die zum größten Teil verstümmelt und zerfetzt waren. Aus diesem Grund konnte man nicht mit Bestimmtheit sagen, um wie viele Tiere es sich tatsächlich handelte, da einige von ihnen in mehrere Stücke zerteilt waren.
    »Ich schätze, dass es das war, was du gerochen hast.«
    Schockiert sah sich Cameron um. Auch wenn sich ihm, aufgrund der leichten Sehbehinderung, nicht das volle Ausmaß enthüllte, war sein Geruchsinn umso besser. Die in der prallen Sonne liegenden Leiber rochen erbärmlich – und wäre der ›Maulwurf‹, den er am Vorabend zu sich genommen hatte, nicht bereits vollends verwertet worden, hätte er ihn womöglich in einem leicht veränderten Zustand nochmals zu Gesicht bekommen.
    Für Nokturijè bot sich das volle Ausmaß der Katastrophe – leblose Leiber, so weit das Auge reichte.
    »Was ist geschehen? Warum mussten die ganzen Tiere sterben?«, fragte er, schon beinahe ein wenig emotional.
    Nokturijès Augen schweiften die kolossale Eisformation um sie herum entlang und wandte anschließend ihren Blick wieder dem Colonel zu.
    »Die Golar haben Zi‘Gol aufs Genaueste kartografiert und ich bin mir sicher, dass dieses Tal nicht zur ursprünglichen Landschaft der Eiswüste gehört. Ich nehme an, dass diese Wesen aus irgendeinem Grund in dieses Becken gerieten und keinen Ausweg mehr fanden. Durch die für sie extrem erscheinende Hitze in den Wahnsinn getrieben und vom Hunger zu Grausamkeiten verleitet, fingen sie vermutlich an, sich selbst zu zerfleischen und aufzufressen. Diese Erklärung jedenfalls scheint mir die einzig logische zu sein.«
    Cameron fiel ein extrem großes Exemplar

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