Sternenfinsternis (German Edition)
ein stiller Beobachter. Weder Iash noch Huns konnten ihn sehen.
Kritisch beäugte die Herrin Elans das trist-graue Gebäude, welches im Gegensatz zu den anderen Bauten nur leichte Schäden aufwies, während sie sich auf die große gläserne Pforte des Komplexes zubewegten.
»Seid ihr euch sicher, mein lieber Huns, dass hier noch jemand ist? Es macht auf mich den Eindruck, dass diese Welt bereits tot und verlassen ist. Ich befürchte, dass wir die lange Reise umsonst auf uns genommen haben. Da es scheint, dass keiner dieser Spezies mehr zugegen ist, um uns helfen zu können, das Unglück, welches über Vala hereinbrach, abzuwenden.«
»Nur Mut, meine Gebieterin. Ich bin nicht gewillt, voreilig aufzugeben«, antwortete er ihr und öffnete die intakte Pforte.
Schnell lief Lucas ihnen nach, schließlich wusste er nicht, ob er die Tür selbstständig öffnen konnte oder ob es sich mit leblosen Objekten gleich verhielt, wie mit Iash nur Momente zuvor. Er wollte jedenfalls nicht vor die Wahl gestellt werden, durch die geschlossene Tür gehen zu müssen oder Elans Herrscherin und ihren Diener aus den Augen zu verlieren. Die Neugier war inzwischen zu groß, als dass er sich die Chance entgehen lassen wollte, ihnen zu folgen. Vielleicht erhielt er doch noch wertvolle Informationen, die ihm von Nutzen sein konnten.
So schaffte er es gerade noch rechtzeitig, durch die Eingangspforte zu huschen, bevor sich diese wieder eigenständig schloss.
Mit weit geöffneten Augen sah sich Lucas fasziniert in der weitläufigen Empfangshalle um. Abgesehen von der feinen dünnen Staubschicht, welche, seit die Erbauer dieses Bauwerkes verschwunden waren, entstanden war, schien sich noch alles in einem tadellosen Zustand zu befinden.
Bauchige Säulen, die sich nach oben und unten verjüngten, säumten den Weg zu zwei monumentalen Treppenaufgängen, die so zueinander ausgerichtet waren, dass sie sowohl nach oben als auch unten einander zuliefen und beinahe einen in sich geschlossenen Kreis bildeten. Ausschließlich der untere Teil der zueinander ausgerichteten Stufen schaffte die Unterbrechung. In der Mitte der beiden Treppenaufgänge befand sich ein großer Brunnen, über dessen Kopf ein dreidimensionales Emblem rotierte. Auch wenn Lucas die Lettern nicht entziffern konnte, war er dennoch dazu in der Lage, das dominierende zentrale Zeichen zu deuten. Es ähnelte stark dem irdischen Zeichen des Atoms mit seinen Neutronen, die sich darum bewegten. Sofort kam Lucas die Vermutung in den Sinn, dass es sich bei dem Komplex um ein wissenschaftliches Institut handeln musste.
Iash und Huns sahen dieses Emblem auch, doch wussten sie nicht sonderlich viel damit anzufangen, da ihrem Volk die Teilchenphysik gänzlich unbekannt war. Für sie war es einfach nur magisch anzuschauen, wie sich etwas frei in der Luft bewegte, ohne offensichtliche Schnüre oder Führungsstangen dabei zu entdecken.
Unsicher folgte die Herrin ihrem Getreuesten eine der beiden breiten Steintreppen hinauf, auch wenn sich Iash sichtlich unwohl fühlte, ohne jegliche Erlaubnis dieses Gebäude zu erkunden. Huns war in keinster Weise gehemmt, sich an diesem Ort vollkommen frei zu bewegen.
Lucas verschwendete keine Zeit und folgte nach oben. Er vermutete, dass bei einer Empfangshalle wie dieser der restliche Teil des Komplexes nicht minderklein sein würde. Hier eine falsche Abzweigung zu nehmen hatte vermutlich fatale Konsequenzen und die Erfahrung, im Alleingang die Lüftungsschächte des turijainischen Matriarchinnen-Palastes zu durchkriechen, reichte ihm vollkommen aus. Lucas war nicht sonderlich begierig darauf, sich hier in ähnlicher Weise zu verirren.
Zeit verging und für Lucas, der Huns genau beobachtete, während er ihnen auf Schritt und Tritt folgte, kam langsam der Eindruck auf, dass dieser etwas ganz Bestimmtes suchte. Er öffnete jede Tür auf ihrem Weg, die sich ihm anbot und sah in die Räume, die dahinter lagen. Unterdessen neigte sich Iashs Geduld langsam ihrem Ende zu. Man konnte ihr anmerken, dass sie es leid war, für sie scheinbar ziellos, durch die wirr angeordneten Gänge zu wandern.
»Es ist keiner hier«, sagte sie erschöpft und hielt in ihren Bewegungen inne. »Sich hier weiter aufzuhalten macht keinen Sinn. Wir sollten zurückkehren. Wir müssen einen anderen Weg finden, das Problem mit den Avajianern zu lösen. Ich könnte noch einmal mit ihnen in Kontakt treten und versuchen, eine Übereinkunft mit ihnen zu treffen. Vielleicht sind sie ihrer
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