Sternenfinsternis (German Edition)
verteilte sich überall, verhinderte nun die Sicht und erschwerte es dem ohnehin schon panischen Jungen, der wie versteinert auf seinem Sessel saß, zu atmen.
War dies das Ende seiner Reise? Sollte auf diese Weise alles vorbei sein? Sein Körper wehrte sich in einem vollkommen gewöhnlichen Reflex gegen den Überschuss an Kohlendioxyd in seiner Lunge und obwohl der Husten beinahe alles zu übertönen schien, vernahm er doch immer wieder ein zischendes Geräusch, bevor seine Sinne vollends dahinschwanden.
Cameron blieb nicht lange Zeit, sich zu entscheiden, ob er nun zum Feuerlöscher greifen sollte, welcher sich unterhalb seiner Konsole befand oder weiter versuchen, dem vorgesehenen Kurs zu folgen. Die Rauchentwicklung im hinteren Teil des Cockpits, in dem sich Lucas befand, war bereits lebensbedrohlich und Lucas Husten wurde inzwischen schwächer. Cameron aktivierte einen eigens für solche Notfälle eingerichteten Rauchabzug und machte sich daran, die Brandherde zu finden und zu löschen. Nachdem er alle Feuer erstickt hatte, wurde auch rasch die Luft wieder klarer. Cameron wollte sich noch davon überzeugen, dass es Lucas gut ging, und fühlte den Puls des weggetretenen Jungen an dessen Halsschlagader.
Er war noch am Leben, auch wenn sein Pulsschlag nur schwach war. Joey, der noch immer auf Lucas Schoß angeschnallt saß, sah Cameron hechelnd an und für einen Moment glaubte der, Dankbarkeit in den großen, treuen Augen zu sehen.
Doch der Blickkontakt wurde jäh von einem lauten Knall unterbrochen.
Cameron wurde von dem Druck der Explosion in den hinteren Teil der Kanzel geschleudert, doch nach einem Augenblick der Benommenheit konnte sich der Colonel wieder aufrappeln.
Schnell hatte er den Ursprung der Explosion ausgemacht und nach kurzem Betätigen des Feuerlöschers sah er auf die vollkommen zerstörte Steuerkonsole herab. Es war ein Wunder, dass durch die Detonation nicht die komplette Frontscheibe aus ihrer Fassung gesprengt wurde. Dennoch war Cameron klar: Wenn sie nicht auf diese Weise ihren Tod fanden, würde es die gewaltige Hitze oder die Strahlung beenden.
Über eine rot-blinkende Kontrollanzeige oberhalb seines Kopfes wurde stetig die Temperatur der Außenhaut angezeigt, welche bereits weit über der lag, für die das Schiff konzipiert war. Einige Decks wiesen bereits einen Hüllenbruch auf und Cameron wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis auch die Brücke, die besser abgeschirmt war als der Rest des Schiffes, letztlich der gewaltigen Hitze nicht mehr standhalten würde und er nicht das Geringste dagegen ausrichten könnte.
Er setzte sich resignierend vor die zerstörte Konsole und blickte in den inzwischen blutrot gefärbten Sturm. Der Colonel blinzelte ein paar Mal und rieb sich kurz die Augen, da er dachte, der Rauch des Feuers hätte sein Sehvermögen beeinträchtigt. Doch auch noch danach war er da, ein eigenartiger Wirbel, der sich ihnen entweder in einer rasanten Geschwindigkeit näherte oder unglaublich schnell wuchs. Was es auch immer war, die CSA-Independence steuerte unmittelbar darauf zu.
»Was zum Teufel ist das?«, fragte sich Cameron erschrocken, der wie gebannt, den immer näherkommenden Wirbel anstarrte.
Ein schwarzes Loch konnte es nicht sein, es erinnerte vielmehr an einen gewaltigen Wasserstrudel, nur dass dieser hell erstrahlte und in sämtlichen Farben leuchtete. Was war es also dann? Ein Wurmloch?
Auch wenn die Menschheit im astrologischen Sinne die letzten Jahrhunderte ihr Wissen stark erweitern konnte, so waren es die Wurmlöcher, die nach wie vor eines der Mysterien waren, die noch immer nicht geklärt, geschweige denn deren Existenz bewiesen werden konnte. Vom Bann der atemberaubenden Anomalie abgelenkt, bemerkte der CSA-Offizier erst jetzt, dass die Maschine vollkommen ruhig, von den bisherigen Turbulenzen befreit, dahinglitt, als ob sie sich inmitten des Auges eines Wirbelsturmes befänden. Selbst die Außentemperatur war wieder auf einen Normalwert gesunken, wie er auf der noch funktionstüchtigen Kontrollanzeige ablesen konnte.
Auch wenn Cameron darüber erleichtert war, wusste er nicht, ob der Zeitpunkt zur Freude schon gekommen war. Selbst wenn die Gefahr des Solarsturms für den Moment gebannt zu sein schien, hatte er keine Ahnung, ob der Wirbel nicht ebenso den Tod bringen würde. Schließlich wusste er nicht mit Bestimmtheit, sollte es sich wahrhaftig um ein Wurmloch handeln, was geschehen würde, wenn sie in den Strudel
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