Sternenfinsternis (German Edition)
sie sich schon in der Erdatmosphäre und nahmen bereits Kurs auf die größte der acht Inseln, das eigentliche Hawaii.
Als der Syka noch als diplomatischer Gesandter die Völker der Milchstraße regelmäßig besuchte, um ihnen seine Aufwartung zu machen, studierte er auf seinen Reisen gerne die wissenschaftlichen Aufzeichnungen der Menschen. Doch nicht nur, weil man das von einem Mann seiner Position erwartete, sondern aus großem Eigeninteresse. Die persönlichen Datenspeicher in seiner Residenz auf Syhaal waren voll von geografischer Fachliteratur der Erde. Daher, auch wenn er zu seinem Bedauern nie alle Orte besuchen konnte, wusste er so manches über die Schönheiten des blauen Planeten.
Hawaii, aufgrund seiner vulkanischen Entstehungsgeschichte, fand er bereits zu Beginn seiner Studien äußerst faszinierend. Er konnte sich noch gut entsinnen, dass Hawaii zudem auch als größte Insel der Vereinigten Staaten galt und aus fünf gewaltigen Vulkanen entstanden war.
Anfang des 21. Jahrhunderts waren der Mauna Loa im Süden und der im Südosten befindliche Kilauea die beiden aktivsten Vulkane der Insel. Während bei dem Mauna Loa im Laufe des Jahrhunderts allmählich die Lavaströme versiegten und die seit 1983 andauernden Eruptionen des Kilauea langsam nachließen, erhob sich ein unterseeischer Vulkan, fünfunddreißig Kilometer südlich von Hawaii, mit dem Namen Lō´ihi aus dem Wasser empor und bildete eine weitere kleine Insel. Der Hualālai im Westen und Kohala galten bereits seit dem 19. Jahrhundert als erloschen – ebenso wie der im Osten befindliche Mauna Kea, auf dem sich das gleichnamige Observatorium befand, welches das erste Ziel ihrer Reise sein sollte.
Während sich vor ihnen das endlos erscheinende Gewässer des Pazifischen Ozeans erstreckte, betrachtete Jaro die Begegnung mit Galime in großer Sorge. Er vermutete, dass sie durch ihre stets abgeschottete Lebensart noch nichts von dem Unglück der Zerstörung ihrer Heimatwelt mitbekommen hatte. Der einstmals hoch geachtete sykasche Botschafter war sich nicht sicher, da er selbst noch keine Zeit zu trauern gefunden hatte, ob er auch die richtigen Worte finden würde, ihr diese Schreckensnachricht würdevoll überbringen zu können.
Plötzlich tauchte ein grünes Eiland aus dem Wasser vor ihnen auf, an dessen Spitze ein massiver dunkler Berg thronte. Wären sie zu einer kälteren Jahreszeit gekommen, hätte der Mauna Kea, was auf hawaiisch Weißer Berg hieß, seinem Namen vermutlich alle Ehre gemacht. Doch stattdessen sah man nur das blanke erkaltete granitgraue Lavagestein des über viertausend Meter hohen glutleeren Vulkans.
Zügig zog das immergrüne Land unter ihnen vorüber, als sich der Golar bereits im Sinkflug befand. Von Weitem konnte man schon die Teleskope erkennen. Viele der älteren Observatorien wurden im Laufe des Jahrhunderts durch größere und leistungsfähigere ersetzt. Auch wenn vereinzelte optische Teleskope und Infrarot-Teleskope aus dem zwanzigsten Jahrhundert überlebt hatten, wurden sie seit ihrer Stilllegung nicht mehr genutzt. Sie galten vielmehr nur noch als Denkmal zur Erinnerung an die Anfänge in der sich der Mensch mit dem Universum zu befassen begann.
Auch wenn die Technologie immer weiter voranschritt und neue Errungenschaften einen immer klareren Blick nach außen ermöglichten, fand dies um ein Haar ein jähes Ende, als die Menschheit ihr Potenzial auszuschöpfen wusste und nicht nur ihre Blicke auf die Reise durch den Raum entsenden konnten. Erst Galime Cee, eine begnadete sykasche Astrophysikerin und Erfinderin ließ diese beinahe schon vergessene Liebe des Menschen, die Sterne zu beobachten, wieder aufleben. Mit ihren Fähigkeiten und der Technologie der Syka, fand das Thema Astronomie für kurze Zeit wieder einen Weg in das öffentliche Interesse. Doch mit Galime hielten auch all die anderen Errungenschaften der Syka ihren Einzug. Plötzlich schienen sich die Menschen nicht mehr für die fabelhaften Bilder und Filme aus den Weiten des Alls zu interessieren, denn das neue Raumfahrtprogramm der CSA ermöglichte es auf einmal nahezu jedem, selbst den Kosmos zu bereisen – oder zumindest die Milchstraße. Die anderen, jene, welche entweder zu jung oder gar zu alt waren, aber sich dennoch ein Leben fernab der Erde wünschten, konnten sich einschreiben lassen und gehörten vielleicht schon bald zu den Glücklichen, die auf De‘rekesch ein neues Leben beginnen durften.
Kri‘Warth landete die Raumfähre
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