Sternenfinsternis (German Edition)
Scott.
Vorsichtig öffnete er ihn an der Klebestelle, als ob er verbotenerweise einen Blick hineinwerfen wollte, um ihn anschließend wieder zu verschließen und begann zu lesen.
New Angeles, 19. September 2145
Lieber Lucas,
es ist nun keine zwei Tage her, als ich von dem Unglück erfuhr und annehmen muss, dass Du, wie viele Tausend andere, dabei ums Leben gekommen bist. Auch wenn ich weiß, dass Du diesen Brief niemals lesen wirst, musste ich ihn dennoch schreiben.
In all den Jahren seit Deine Mutter von uns gegangen ist, in denen ich mir unsagbar viele Vorwürfe machte, nichts gegen ihren Tod getan zu haben, schloss ich Dich aus meinem Leben aus. Auch wenn ich heute weiß, dass dies ein Fehler war, konnte ich Dich nicht ansehen, ohne Deine Mutter in Dir zu erkennen. Es brach mir einerseits das Herz, doch meine Ignoranz und mein Egoismus ließen es zu, Dich loszulassen. Nun weiß ich, nachdem ich Dich, den letzten wichtigen Menschen in meinem Leben verlor, dass ich erneut versagt habe. Weder Dich, noch deine Mutter kann mir jemals wieder jemand zurückbringen.
Auch wenn diese Zeilen ungelesen bleiben, hoffe ich dennoch, wo immer Du auch bist, dass Du mir irgendwann verzeihen kannst. Könnte ich die Zeit noch einmal zurückdrehen, würde ich versuchen alles besser zu machen und Dir die Zuwendung und Liebe geben, die Du verdient und auch so dringend gebraucht hättest.
VERGIB MIR MEIN SOHN! ... ICH WERDE DICH IMMER LIEBEN!!
Dein Vater
gezeichnet Nathan Scott
»Ist das dein Vater?«, riss Nokturijè Lucas aus den Gedanken.
Lucas wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, faltete den Brief zusammen, steckte ihn in seine Jackeninnentasche und begab sich zu der Mè.
Angespannt blickte er auf die undeutliche Aufzeichnung. Lucas sah auf dem kleinen Bildschirm, wie eine Gruppe von fünf oder sechs Mann in schwarzen gepanzerten Rüstungen das Labor stürmten und jeden einzelnen der Labormitarbeiter niederstreckte.
Alles ging so furchtbar schnell. Einige von ihnen schlugen sie mit den stumpfen Griffen ihrer Gewehre nieder, auf andere schossen sie mit grünlich leuchtenden Energiekugeln. Auf jeder einzelnen Kamera des Raumes boten sich ähnliche Bilder. Als Nokturijè eine andere Überwachungskamera auswählte, konnten sie beobachten, wie ein Mann todesmutig aus dem Raum rannte, in welchem sie sich im Augenblick befanden. Furchtlos stürzte er sich auf einen der Eindringlinge und es gelang ihm tatsächlich diesen zu Boden zu befördern – doch ehe er sich wieder aufrichten konnte, schlug ihn ein anderer, den er nicht hatte kommen sehen, von hinten, mit seinem Gewehr gegen den Kopf, sodass er augenblicklich zusammensackte.
»Ist das dein Erzeuger?«, fragte Nokturijè ihn erstaunt, die von dessen Taten und seinem Mut überrascht zu sein schien.
»Ja, das ist mein Dad«, erwiderte Lucas, beinahe schon ein wenig stolz, auch wenn er selbst verblüfft darüber war, wie heldenhaft sich sein Vater eigentlich verhalten hatte.
Nachdem die Aufzeichnung abbrach, sah er die Mè ernsthaft an.
»Ich glaube nicht, dass mein Dad tot ist. Für mich sah es so aus, als hätten sie ihn und die anderen bewusst nur betäubt oder k.o. geschlagen. Wir müssen ihn finden.«
»Ich stimme dir voll und ganz zu. Sie scheinen die Menschen für irgendetwas zu benötigen. Vielleicht sind sie Sklavenhändler, die von Welt zu Welt reisen, Lebewesen verschleppen, um sie anschließend in ihrer Galaxie zu verkaufen.«
»Keiner verkauft meinen Dad an irgendwelche Gestalten. Wir müssen ihn retten.«
Nach diesem Brief schöpfte Lucas neuen Mut, dass nun alles wieder gut werden würde. Auch wenn die Rettung seines Vaters keine leichte Aufgabe war, musste er es versuchen. Dies war er ihm und seiner verstorbenen Mutter schuldig. Jeder machte Fehler, doch zugleich hatte jeder auch eine zweite Chance in seinem Leben verdient – so auch sein Vater.
Kapitel 30
Vertraut und doch so fremd
Die Straßen von Sydney waren wie ausgestorben. Nachdem Jaro das Sternschiff im Hyde Park entdeckte, wies er Kri‘Warth an, die Fähre, etwas abgelegener, auf dem großen Vorplatz des Sydney Opera House zu landen. So war die Gefahr vermindert, noch bevor die Mission richtig gestartet war, entdeckt zu werden.
Galime bestand darauf, Jaro und Kri‘Warth zu begleiten, während Matthew sich dazu entschloss, bei der Landefähre auf sie zu warten.
Die drei folgten dem Wasser des Sydney Cover-Beckens in Richtung Süden, die angrenzende
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