Sternenfinsternis (German Edition)
Monster-Echse starrte nur, mit offen stehendem Maul, geradeaus, rührte sich nicht mehr und eine grüne Substanz quoll aus ihrem Hals.
Verwundert darüber, tippte Cameron dem Roctar mit seinem Zeigefinger auf die Stirn. Das mit Schuppen besetzte Haupt kippte, zur Überraschung des Colonels, nach hinten von den Schultern und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem staubigen Sandsteinboden.
Cameron blickte auf die Waffe des Golar in seiner Hand.
»Krasses Teil!«, rief er aus und konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Er, ein Mensch, hatte den wahrscheinlich größten und mächtigsten Roctar auf diesem Planeten niedergestreckt.
Lucas versenkte mit seinen Fingerspitzen die letzte Textpassage ›Sternenfinsternis‹, woraufhin alle Keilzeichen blendend hell erleuchteten. Nahezu im selben Augenblick öffnete sich hinter ihnen, zum Rücken des Thrones eine steinerne Pforte, die zuvor als solche nicht zu erkennen war.
Es waren nur noch wenige der Roctar übrig und der Saal war mit den leblosen Leibern der Echsen-Spezies übersät.
Bei Cameron, Nokturijè und Kri’Warth blieb es nicht unbemerkt, dass sich die Pforte inzwischen geöffnet hatte. Ebenso wenig bei dem Heerführer der Roctar, der wild fauchend seine übrig gebliebenen Lakaien anfeuerte. Doch ihre Überzahl war mittlerweile stark dezimiert worden. Nods Männer hatten keine Chance mehr, sie daran zu hindern, die Pforte zu durchschreiten.
Krachend schlug das steinerne Tor auf den Boden, nachdem die fünf dessen Schwelle überschritten hatten. Dunkelheit umgab die Sieger dieser Schlacht, während auf der anderen Seite die letzten Roctar mit ihren Fäusten wild gegen die Pforte hämmerten und damit ihr Versagen verzweifelt zum Ausdruck brachten.
»Wo sind wir hier?«, fragte Lucas mit leicht angsterfüllter Stimme. Er hatte das ungute Gefühl, dass sie sich selbst in eine Falle manövriert hatten, der sie nie wieder entrinnen konnten. Doch Jaro blieb ruhig, während die Übrigen Ähnliches befürchteten.
»Du musst das Licht spüren. Es wird dich an den richtigen Ort geleiten.«
Lucas versuchte angestrengt, etwas zu sehen, doch um ihn herum war nur Dunkelheit und die Panik in ihm drohte ihn zu übermannen. Selbst Kri’Warth, dessen Spezies, die Golar, fähig war im Dunkel zu sehen, war auf eine kleine Lichtquelle angewiesen. In vollkommener Finsternis sah er ebenso wenig wie der Mensch.
»Ich kann nichts sehen! Wirklich nicht! Ich will hier raus … Bitte!!!«, erklang die Stimme des Jungen weinerlich gequält.
»Konzentriere dich. Ich bin bei dir! Spüre das Licht, es ist in dir«, vernahm Lucas weiter die Stimme des Botschafters.
Sie wirkte beruhigend auf ihn und sorgte dafür, dass sich sein Pulsschlag wieder normalisierte. Obwohl es keinen Unterschied gemacht hätte, schloss Lucas seine Augen, um aus seiner inneren Kraft zu schöpfen. Er musste das Licht finden, auch wenn er selbst noch ein wenig daran zweifelte, dass es überhaupt existierte. Wahrscheinlich hätte man ihm in dieser Situation erzählen können, dass er dazu fähig wäre, mit seinem Daumen wie mit einem Feuerzeug eine Flamme zu entfachen und er hätte es geglaubt. Die Angst in ihm hätte ihn vermutlich alles glauben lassen.
Ob es nun reine Einbildung war oder auch nicht, wusste Lucas in diesem Moment nicht. Doch er sah vor seinem inneren Auge tatsächlich ein loderndes Licht – schwach, aber es war da.
»Leute, ich sehe was. Ich sehe ein Licht!«
»Ja, das wissen wir bereits. Öffne deine Augen«, sagte Nokturijè.
Lucas öffnete sie und sah vor sich einen Gang, erleuchtet von bläulichen Schriftzeichen, gerade hell genug, dass er alles um sich herum gut erkennen konnte. Die ungewöhnlichen Lettern standen da jedoch nicht vollkommen willkürlich. Sie ergaben diesen einen Satz, der ihnen erst den Zugang an diesen geheimen Ort ermöglichte.
»Krieger des Lichts, Wächter des Äthers, in der Schlacht um die wiederkehrende Sternenfinsternis«, las Lucas laut vor.
Diese Worte bedeckten alle vier Flächen, in ständig wiederholender Reihenfolge und wiesen ihnen den Weg – weiter hinein, dem Lauf des Ganges folgend.
»Was soll das bedeuten? Und vor allem, wie hast du das gemacht?«, fragte Cameron den Jungen.
»Ich habe keine Ahnung!«, musste dieser sich selbst eingestehen.
»Das wirst du noch erfahren. Aber kommt nun. Wir müssen weiter gehen«, sprach Jaro.
Der Weg führte die Gruppe in einen sechseckigen Raum, welcher ebenfalls einzig von den
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