Sternenfinsternis (German Edition)
nur wichtige Details zu dokumentieren.«
»Wow! Dann braucht ihr also keine Geschichtsbücher? Ihr zieht euch einfach aus und lest euch gegenseitig die Familienchroniken vor? Warum ist das nicht uns Menschen eingefallen, das würde so einiges einfacher machen«, gab er machohaft von sich.
Nokturijè runzelte die Stirn und der Colonel vermutete, dass die außerirdische Schönheit diesen Witz wohl nicht verstanden hatte.
»Diese Informationen sind vertraulich und liest man nicht einfach jemandem vor. Zumal dies mehrere Tage aufwenden würde, da es sich in meiner Kaste um mehr als fünftausend Vorfahren handelt«, sagte sie nüchtern, was seine Vermutung bestätigte.
»Ja, das wäre ein äußerst ausgedehntes Vorspiel«, entgegnete er.
»Besonders ehrenvollen Kastenkriegern oder Justikarinnen, wie ich es eine bin, bleibt es vorbehalten, ihre persönliche Chronologie auf der Rückseite derselben Körperhälfte aufzeichnen zu lassen.«
Nokturijè drehte sich um und hob ihr schulterlanges Haar an, sodass Cameron sehen konnte, dass sich ein weiteres Tattoo in ihrem Nacken befand.
»Was ist eine Justikarin?«, fragte Cameron erstaunt.
»Justikarinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Galaxie zu bereisen, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Wir haben zudem sämtlichen weltlichen Besitztümern abgeschworen. Ich besitze also nichts als meine Kleidung und meine Waffen«, erklärte sie.
»Und wie entscheidest du, was ungerecht ist und was nicht?«
»Dafür gibt es strenge Maßregeln. Ein Mord an einem anderen Individuum ist ein Verbrechen und wird mit dem Tode bestraft. Kleinere Delikte fallen eigentlich meist in den Aufgabenbereich der örtlichen Behörden. Wir kümmern uns nur um die ganz schlimmen Jungs.«
Der Colonel verstand den Sinn dahinter nicht so ganz.
»Wenn du jemand für einen Mord bestrafst und dadurch auch zu einem Mörder wirst, müsste dann nicht auch dich jemand verfolgen und umbringen?«
Nokturijè schüttelte den Kopf und lächelte.
»Nein! Du darfst nicht nach dem Rechtssystem deiner Erde urteilen. Dort werden Verbrechen, wie Mord und Vergewaltigung, zwar ebenfalls geahndet, doch haben die meisten eine Chance, nach der ihnen auferlegten Strafzeit wieder freizukommen und weiter zu morden oder zu vergewaltigen – was, wie ich zu wissen glaube, bei achtzig Prozent der Straftäter auch der Fall ist. In unserer ›Welt‹ wird dies anders gehandhabt. Morde passieren nicht aus Versehen, denn sonst wären es Unfälle. Jeder unnatürliche Tod wird von uns Justikarinnen überprüft, wenn nötig weiter nachverfolgt, und letztlich geahndet.«
Cameron schüttelte verständnislos den Kopf.
»Wenn eine Frau auf der Straße von einem Mann belästigt wird und sie um ihr Leben bangt – diesen aus Angst ermordet, dann bestraft ihr sie dafür, dass sie sich nur verteidigen wollte?«
»Nein! Wenn dieser besagte Mann diese Frau bedroht hat und ihr einen Anlass gibt, sich verteidigen zu müssen und er dabei zu Tode kommt, so nennen wir dies Gerechtigkeit und uns wurde zudem Arbeit abgenommen. Der Fall wird nach gründlicher Überprüfung als Unfall geschlossen. Dies wird jedoch meist von den Behörden vorab beurteilt. Wir werden nur gerufen, wenn es eindeutig nach einem Mord aussieht«, veranschaulichte Nokturijè ihm.
»Wie kommt es dann, dass du nicht wie die einsame Rächerin durch die Galaxie streifst und Gerechtigkeit walten lässt, statt Jaro und Kri‘Warth zu begleiten?«
»Nun«, sagte sie, lehnte sich zurück und streifte sich durch ihr Haar. »Ich habe meine Aufgabe lange genug ausgeführt, nenne es einen Urlaub, eine Pause – im Augenblick verspüre ich keine Befriedigung mehr dabei, Mördern und anderen schweren Gesetzesbrechern hinterherzujagen. Im Moment bin ich lieber hier bei dir.«
»Danke, doch ich weiß nicht, ob ich jetzt geschmeichelt sein sollte oder ob jeden Moment Angstschweiß aus meinen Poren treten wird. Eines musst du über die Männer der Erde wissen, sie haben meist Angst vor dominanten Frauen und meiden diese. Ich habe bereits auf Da‘Mas mit eigenen Augen mitansehen können, dass du nicht lange zögerst. Die Zügel immer fest in der Hand, nur nicht die anderen zum Zug kommen lassen.«
Nokturijè machte einen verschmitzten Gesichtsausdruck.
»Manchmal lasse auch ich mich gerne dominieren, und solange du kein böser Bube bist, hast du auch nichts zu befürchten«, hauchte sie.
Cameron lächelte die attraktive Mè charmant und zugleich ein wenig schüchtern an.
»Du
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