Sternenfinsternis (German Edition)
einsam und verlassen stand ein einzelner Mann, mit bläulichem Haar und einer golden-langfliesenden Robe da und starrte die Ankömmlinge an.
»Baruj!«, schrie Nokturijè auf, trat aus der Gruppe hervor auf den Mann zu, dessen Gesichtsausdruck sich von einem zum anderen Moment gänzlich änderte, und umarmte ihn herzlich.
»Nokturijè, meine Liebste!«, erwiderte Baruj erfreut.
Cameron beobachtete dies mit argwöhnischer Miene. Kri‘Warth konnte die Flammen der Eifersucht in den Augen des Colonels brennen sehen, lachte und klopfte ihm beim Vorbeigehen auf die Schulter.
»Beruhige dich, mein Freund, das ist nur ihr Bruder.«
Da Cameron den Hünen jedoch nach wie vor nicht verstand, sah er Lucas fragend an, während sich Jaro und der Golar zu Nokturijè begaben und Baruj ebenfalls begrüßten.
»Was hat der Große gerade gesagt?«
Lucas zuckte mit den Achseln.
»Keine Ahnung! War gerade in Gedanken, sorry!«, grinste und ließ den grübelnden Colonel am Steg allein zurück.
»Verdammt. Ich muss unbedingt diesen beschissenen Chip reparieren lassen. Wäre vielleicht doch nicht so schlecht, Chewy ab und an zu verstehen«, stellte der Colonel für sich selbst fest.
Lucas fand die ihm zugeteilte Unterbringung ganz passabel. Leider nicht so außergewöhnlich, wie er es erwartet hatte. Schließlich waren sie ja auf einem fremden Planeten und dazu noch in einem Palast. Doch neben den vollkommen gewöhnlichen Einrichtungsgegenständen blitzte hin und wieder ein fremdartiges Highlight hervor.
Die Vorfreude auf die bevorstehende Führung durch das Anwesen machte den Gang durch das Zimmer zu einem eher notgedrungenen Zeitvertreib. Baruj hatte ihnen versprochen, sie nach einer kleinen Phase der Akklimatisierung, von den Quartieren abzuholen und den Rundgang durch den Palast zu beginnen.
Nach etwa einer halben Stunde der Langeweile klopfte es an Lucs Tür, und ehe er sichs versah, stand auch schon Botschafter Jaro Tem mitten im Raum. Der Ausdruck in seinem Gesicht ließ allerdings nichts Gutes erahnen.
»Was ist los, Botschafter?«, fragte Lucas beklommen.
»Ich habe eine schlechte Nachricht Lucas. Wir sind zu einer reichlich ungünstigen Zeit auf Turijain eingetroffen. Im Augenblick wird das Ertas-Ritual der Jung-Matriarchin ausgetragen, in welcher sie die Aufgabe hat, sich einen Gemahl zu wählen. Da Letuijè im Moment sehr auf das männliche Testosteron pubertierender junger Männer reagiert, was auch bei einer Partnerwahl von enormer Bedeutung ist, kannst du dich bis zu unserer Abreise leider nicht frei im Palast bewegen. Um es noch deutlicher zu sagen – du darfst dieses Zimmer keinesfalls verlassen«, beschwor ihn Jaro eindringlich.
»Was? Wie? Testosteron? Was soll der Blödsinn? Ich befinde mich bereits am Ende meiner pubertären Phase, davon dürfte kaum noch etwas merkbar sein. Jedenfalls nicht mehr, als Cameron davon hier überall versprüht«, reagierte Lucas erbost.
Jaro sah den Jungen an, als ob er ihm mit seinem Blick verdeutlichen wollte, dass dieser ganz genau wusste, dass er sich alles andere als am Ende seines Reifezyklusses befand.
»Nach unserer Ankunft wurde ein hoher hormoneller Wert bei dir gemessen, mein lieber Lucas. Ob du es nun wahrhaben möchtest oder nicht, du bist im Augenblick auf dem Höhepunkt deiner Testosteronproduktion, wie ein Vulkan, aus dem stetig mehr Lava herausquillt. Also tu mir den Gefallen und bleibe hier im Zimmer. Du kannst dir gar nicht vorstellen, welche Konsequenzen es haben würde, solltest du dich nicht daran halten.«
Lucas atmete schwerfällig ein und wandte dabei seinen Blick von Jaro ab. Eine wohl typische Geste pubertierender Menschen – sie waren bockig, schnell beleidigt und widersprachen mit ihrem Verhalten zumeist jeglicher Vernunft. Von der fehlenden Einsicht gar nicht erst zu sprechen.
»Versprichst du mir das?«, fragte Jaro mit erhobener Stimme.
»Ja!«, entgegnete Lucas monoton.
Der Syka vertraute auf seine Zusage und verließ daraufhin das Zimmer.
Lucas sah sich im Zimmer um, und fragte sich, was er nun die ganze Zeit über hier tun sollte. Tagelang befand er sich entweder auf der Ta‘iyr oder in diesem Kerker auf Da‘Mas Roctar. Von der Bastille hatte er auch nicht sonderlich viel zu Gesicht bekommen aufgrund seiner Niedergeschlagenheit. Und ausgerechnet jetzt, wo es ihm wieder ein wenig besser ging, er die Hoffnung hatte, etwas anderes zu sehen als die kargen Wände seines Quartiers, musste er in diesem kleinen Zimmer bleiben – in
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