Sternenfinsternis (German Edition)
die Matriarchen-Familie, und deren Ehrengäste zugegen waren.
Baruj trat vor seine Herrscherin und sprach mit gesenktem Haupt zu ihr. Dies geschah so leise, obwohl sie sich unweit von ihnen befanden, dass Cameron kein Wort von dem Gesprochenen verstand.
Baruj verneigte sich vor seiner Herrin demütig, ohne sie dabei anzublicken und kam schließlich mit einem freudigen Gesichtsausdruck zurückgelaufen.
»Sie haben eine Audienz bei der Matriarchin und ihrem Gatten erhalten«, in dem Moment, in welchem er ihnen dies mitteilte, erhoben sich die Monarchen und waren im Begriff, den Saal zu verlassen.
»Okay, aber warum gehen sie dann?«, fragte Cameron irritiert, während er ihnen nachblickte, wie sie durch die große Tür des Thronsaals verschwanden.
»Weil die Hoheiten sie natürlich im Empfangszimmer empfangen werden«, sagte er, als ob dies selbstverständlich wäre.
Für den Colonel war zwar offensichtlich, dass ein Empfangszimmer diese Bezeichnung nicht zu unrecht trug, doch wo sie schon anwesend waren, hätte es doch weniger Umstände bereitet, direkt hier mit ihnen zu sprechen. Er fand dies alles ziemlich abgehoben und übertrieben.
»Sie werden euch dort in Kürze begrüßen«, fuhr Baruj fort.
»Ist der Weg dorthin so weit?«, fragte Cameron, da er der Einzige zu sein schien, dem dieses überzogene Getue mächtig auf den Zeiger ging. Schließlich wollten sie keine Audienz beim Papst.
»Nein, er befindet sich unmittelbar nebenan«, antwortete Baruj geduldig.
»Und wie lange werden wir uns dort die Beine in den Bauch stehen. Ich kenne die Floskel ›in Kürze‹. Wir haben nämlich noch andere Sachen vor. Mein Freund Chewy hier, kann es nicht erwarten sein Golar-Bier ...«
Nokturijè unterbrach den Colonel jäh.
»Wir werden dort auf die Matriarchin und ihren Ehegemahl warten. Ich danke dir mein lieber Baruj. Ich kenne den Weg dorthin, du darfst dich nun zurückziehen.«
»Ich hoffe, dich beim Essen heute Abend sehen zu können«, entgegnete Baruj freundlich der Mè zugewandt.
Doch bevor diese antworten konnte, mischte sich Cameron flegelhaft ein.
»Sie wird schon mit mir heute Abend essen, wenn du nichts dagegen hast.«
Baruj verneigte sich mit einem Lächeln im Gesicht.
»Gewiss nicht!«, entgegnete er und lief eilig aus dem Saal.
»Was sollte das denn?«, fragte Nokturijè Cameron wütend.
»Er hatte mich doch nur gefragt, ob wir uns beim Essen sehen werden.«
»Ach was! Das war doch die totale Anmache!«
Nokturijè schüttelte den Kopf.
»Ihr Menschen denkt zu viel über Belanglosigkeiten nach und interpretiert zu viel in Nichtigkeiten hinein. Wir sollten die Regenten besser nicht warten lassen. Folgt mir!«
Kapitel 12
Die Macht der Hormone
Kaum das Cameron und die anderen, das Empfangszimmer betreten hatten, folgten auch schon ihre Gastgeber.
»Was für eine Ehre«, sprach der Gemahl der Matriarchin erfreut, als er Nokturijè unter den Besuchern erblickte. »Lange Zeit ist seit unserer letzten Begegnung vergangen, du oberste aller Mè.«, und ging herzlich auf sie zu.
Nokturijè lächelte ihn an und verneigte sich vor ihm.
»Die Ehre ist ganz meinerseits, mein Herr Ilju. Zu lange war ich weg, um die Rechtlosen zu ahnden. Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen«, sprach sie demütig, trat vor und küsste Ilju die Hand.
»Wo ist Letuijè? Wird sie uns auch die Ehre erweisen?«, fragte sie und sah sich nach der Jungmatriarchin um, die sie nirgendwo entdecken konnte.
»Sie ist ein wenig verbittert über den misslungenen Tag und benötigt noch ein bisschen Ruhe, doch sie wird sicherlich schon bald erscheinen. Doch sprich, welch Grund verschafft uns die Ehre eures Besuches, oberste aller Mè?«, fragte Ilju interessiert.
»Dies sollte euch Botschafter Jaro Tem erzählen«, entgegnete sie. »Ich stehe im Augenblick in seinem Dienste und er sollte auch für seine Anliegen sprechen.«
»So sei es!«, sagte der Matriarchinnen-Gatte freudig. »Doch bitte, stelle mir deine Freunde vor.«
»Dies, mein Herr ist Colonel Cameron Davis«, sagte sie und zog den sich vollkommen überrumpelt fühlenden Menschen vor Ilju, der ihn daraufhin aufmerksam musterte.
Zwanghaft lächelnd trat der Colonel vor den kleinen schmächtigen Mann. Er passte so gar nicht zu der junggebliebenen Matriarchin. Sein Haar war schütter und dünn, und sein Gesicht zeugte von den Jahren, die bislang an ihm vorbeigegangen waren. Dennoch sah er glücklich und zufrieden aus.
Der Colonel wusste nichts Besseres, als sich seine
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