Sternenflut
Mund zu halten. Zum Teufel mit der Notwendigkeit, den Schimp bei Laune zu halten!
»Wir eliminieren eine Möglichkeit nach der anderen.« Takka-ta-Jim versuchte Makanee zu beruhigen. Gleichzeitig nahm er mit gesenktem Kopf eine vorwärtsgerichtete Haltung ein – nachdrücklich dominante Körpersprache. »Sobald diejenigen, die mit Charles Dart in Kontakt stehen – die jungen Menschen Iwashika und Sudman sowie der Dichter Sah’ot –, als mögliche Lecks eliminiert sind, werden wir mit Dr. Baskin in Verbindung treten. Gewiß sehen Sie doch ein, daß die Wahrscheinlichkeit, sie könnte diejenige sein, die unvorsichtig PSI-Energie verstrahlt, geringer ist als im Falle der anderen. Also müssen wir zuerst die anderen überprüfen.«
Metz hob die Augenbrauen. Bravo! Natürlich würde diese Erklärung einer genaueren Untersuchung nicht standhalten. Aber sie hatte den Geruch von Vernunft. Alles, was sie brauchten, war ein wenig Zeit! Wenn Makanee sich damit nur für zwei Tage beruhigen ließe, wäre das schon genug. Takkata-Jim bemerkte offensichtlich, daß Metz an seiner Argumentation Gefallen fand. Dadurch ermutigt, wurde er bestimmter.
»Aber jetzt genug gefackelt, Doktor. Wir sind heruntergekommen, um uns über den Zustand des Captains zu informieren. Wenn er nicht imstande ist, seinen Dienst wieder aufzunehmen, muß ein neuer Kommandant gefunden werden. Wir befinden uns in einer Krise und können uns deshalb keine Verzögerungen leisten!«
Wenn dies als Einschüchterung gedacht gewesen war, so hatte es die gegenteilige Wirkung. Makanees Schwanz ließ das Wasser aufbrodeln. Ihr Kopf erhob sich über die Oberfläche. Sie wandte dem männlichen Delphin ein schmales Auge zu und schnatterte in sarkastischen Versen:
Ich dachte schon
– du hättest vergessen
– Pflicht und Befehle
Wie schön zu sehen
– daß ich mich täuschte
– in deinem Verhalten
So beanspruchst du nicht
– in hastiger Bosheit
– die Würde des Captains?
Takkata-Jims Mund öffnete sich und offenbarte zwei V-förmige Doppelreihen rauher weißer Zähne. Einen Augenblick lang glaubte Metz, er werde über das kleine Weibchen herfallen.
Aber Makanee kam ihm zuvor. Sie sprang aus dem Wasser und landete mit einem Klatschen, das Metz und Takkata-Jim ins Taumeln brachte. Der Mensch prustete und glitt vom Absatz der Wand herunter.
Makanee wirbelte herum und verschwand hinter einer Reihe dunkler Lebenserhaltungscontainer. Takkata-Jim drehte sich um sich selbst. Er stieß Sonarklicks in rascher Folge aus, um sie zu finden. Metz packte ihn bei der Rückenfinne, ehe er ihr nachjagen konnte.
»Ah... ahem!« Er packte den Handlauf an der Wand. »Wenn wir dieses üble Betragen vielleicht mäßigen könnten, Fin-Freunde? Dr. Makanee? Würden Sie bitte zurückkommen? Es ist schlimm genug, daß die Hälfte des bekannten Universums uns ans Leder will. Da dürfen wir uns nicht noch untereinander bekämpfen!«
Takkata-Jim blickte hoch und sah, daß Dr. Metz es ernst meinte. Der Lieutenant atmete schwer.
»Bitte, Makanee!« rief Metz noch einmal. »Lassen Sie uns wie zivilisierte Leute miteinander reden.«
Sie warteten, und wenig später erschien Makanees Kopf zwischen zwei Autodoks. Ihr Gesichtsausdruck war nicht mehr trotzig, sondern nur noch müde. Ihr Arztgeschirr gab leise, sirrende Geräusche von sich. Die empfindlichen Instrumente daran bebten sanft, als würden sie von zitternden Händen gehalten.
Sie stieg gerade so hoch, daß ihr Blasmund die Oberfläche durchbrach.
»Ich bitte um Entschuldigung«, summte sie. »Ich weiß, Takkata-Jim würde den Captainsrang nicht auf Dauer annehmen, ohne das entsprechende Votum des Schiffsrates zu haben.«
»Selbstverständlich würde er das nicht tun! Wir sind hier nicht auf einem Kriegsschiff. Die Aufgaben des Ersten Offiziers auf einem Forschungsschiff sind großenteils administrativer Natur, und seine Nachfolgerschaft als Kommandant muß durch einen Beschluß des Schiffsrates ratifiziert werden, sobald dieser in angemessener Form zusammentreten kann. Takkata-Jim ist sich der diesbezüglichen Vorschriften wohl bewußt. Stimmt’s, Lieutenant?«
»Ja.«
»Aber bis dahin müssen wir Takkata-Jims Autorität akzeptieren, oder das Chaos bricht aus. Es muß auf der Streaker einen genau geregelten Dienst- und Befehlsweg geben. Es gibt ihn aber erst, wenn Sie attestieren, daß Captain Creideiki seine Aufgaben nicht
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