Sternenfohlen 12 - Wolkes neue Freunde
Missmutig stapfte sie am Strand entlang, ohne zu beachten, welch wunderschöne Farben die untergehende Sonne an den Himmel malte.
Plötzlich fiel ihr siedend heiß ein, dass sie gar nicht mehr an ihre Bücher gedacht hatte, als sie vorhin so überstürzt aus der Redaktion gerannt war. Die musste sie unbedingt holen, denn morgen früh würde sie sie im Unterricht brauchen.
„Auch das noch“, seufzte Wolke und trottete in Richtung der Schülerzeitung.
Zum Glück lagen die Bücher noch genau dort, wo Wolke sie hatte liegen lassen. Siemochte sich gar nicht ausmalen, was für einen Ärger sie bekommen hätte, wenn sie sie im Fundbüro beim Oberelf hätte abholen müssen. Schnell schnappte sie sich ihre Büchertasche und machte sich auf den Weg in den Stall. Bald war Schlafenszeit und der Wachelf hatte sie diese Woche schon mehrfach ermahnt. Heute musste sie einfach pünktlich im Stall sein.
7
Als Wolke über den Versammlungsplatz ging, zuckte sie plötzlich zusammen. Da hatte doch etwas geraschelt, oder? Sie blieb stehen und spitzte die Ohren. Ob es ein Tier war, das sich hier zur Schule verirrt hatte? Dann hörte sie wieder etwas, aber diesmal klang es wie ein Zischen oder Tuscheln. Das Geräusch kam aus den Büschen neben dem Sprechenden Baum.
Ob ich mal nachsehen soll?, überlegte Wolke. Aber was, wenn es ein gefährliches wildes Tier ist?
Sie atmete tief durch und schlich sich vorsichtig an die Büsche heran. So leise sie konnte, flüsterte sie „Licht!“ und schon erglomm die Spitze ihres Horns.
„Ach, ihr seid das!“, rief Wolke überrascht. „Was macht ihr denn so spät noch hier?“
„Pssst“, zischte Jasmina. „Nicht so laut, sonst hört dich noch ein Elf! Und stell den Lichtzauber ab.“
Rosalia, Jasmina und Amira kamen aus dem Gebüsch hervorgeklettert.
„Warum versteckt ihr euch denn in den Büschen?“, wollte Wolke wissen.
„Wir haben etwas ganz Tolles vor heute Abend“, wisperte Rosalia Wolke vertraulich ins Ohr.
„Was denn?“
„Wir wollen zum Strand hinunter und dort eine Mitternachtsparty feiern. Kommst du mit?“, erklärte Amira.
„Aber das ist doch verboten! Gleich ist Schlafenszeit, da darf sich niemand mehr auf dem Schulgelände aufhalten oder gar zum Strand gehen. Außerdem ist das gefährlich“, sagte Wolke.
„Ach, komm schon, Wolke. Sei doch nicht so. Wir haben das schon oft gemacht, und gefährlich ist es bestimmt nicht“, forderte Jasmina Wolke auf.
„Ja, komm mit. Mit dir zusammen ist es bestimmt noch viel lustiger. Wir haben sogar was zu essen dabei“, bettelte Rosalia.
„Ich weiß nicht ...“ Wolke zögerte. Es war schon verlockend, sich mit den dreien an den Strand zu schleichen. Bestimmt sah das Meer des Schweigens im Mondlicht noch schöner aus als bei Sonnenschein. Außerdem bewunderte sie den Mut ihrer drei Freundinnen, nachts allein zum Strand zu gehen. Und sie würden bestimmt nicht jeden einladen mitzukommen.
Trotzdem, es war allen Schülern verboten, sich nach der Schlafenszeit außerhalb der Ställe aufzuhalten. Und sie war immerhin der Lehrling des Hausvorstands und musste allen Schülern ein Vorbild sein.
„Sei kein Spielverderber, Wolke!“, unterbrach Jasmina plötzlich schroff Wolkes Gedanken.
„Ja, genau. Sei kein Baby“, pflichteten Amira und Rosalia ihr bei.
„Aber es ist doch verboten“, wiederholte Wolke. „Und ich muss als Lehrling des Hausvorstands ein gutes Vorbild sein. Lasst uns lieber schnell zurück in unsere Ställe gehen, bevor wir noch Ärger mit dem Wachelf bekommen.“
„Tja, du kannst ja in den Stall gehen, wir gehen jetzt runter zum Strand. Wir sind nämlich nicht zu feige“, erwiderte Rosalia schnippisch.
Amira und Jasmina nickten zustimmend und grinsten Wolke höhnisch an.
„Aber …“, sagte Wolke. „Das muss ich Dora melden.“
„Wolke, das kannst du doch nicht machen. Ich dachte, wir wären Freundinnen!“, rief Amira empört.
„Das sind wir auch. Aber als Lehrling desHausvorstands muss ich das nun mal melden, sonst bekomme ich große Schwierigkeiten“, murmelte Wolke.
Sie hatte plötzlich einen dicken Kloß im Hals und musste schlucken. Was, wenn Jasmina, Amira und Rosalia nun böse auf sie wurden und nicht mehr ihre Freundinnen sein wollten? Was sollte sie nur tun? Sollte sie wirklich Dora verständigen?
„Das ist uns doch egal! Wir gehen jetzt zum Strand hinunter und du wirst gefälligst den Mund halten, wenn du weiterhin unsere Freundin sein willst!“, herrschte Jasmina Wolke
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