Sternenfohlen 20- Ein Liebesbrief für Wolke
lauter Aufregung musste Wolke nach Luft schnappen.
„Ich glaube, ich werde ohnmächtig“, seufzte Stella.
„Alles in Ordnung ihr drei?“, wollte Gloria wissen. „Ich würde jetzt gern das Klassenzimmer abschließen.“
„Oh ja. Natürlich“, stammelte Wolke. „Entschuldige bitte, wir wollten dich nicht aufhalten.“
Eilig trabten die drei hinaus in den Gang und weiter in Richtung Mondscheinwiese,wo das Mittagessen bestimmt schon bereitstand.
„Wo wart ihr denn so lange?“, nuschelte Sturmwind mit vollem Mund, als Saphira, Wolke und Stella endlich kichernd an ihren Tisch kamen. „Euer Essen ist bestimmt schon ganz kalt.“
„Wahrscheinlich waren sie wieder mal damit beschäftigt, diesen Mister Unbekannt anzuhimmeln“, brummte Mondstrahl schlecht gelaunt.
„Stellt euch nur vor, Wolke wird sich nachher mit ihm treffen!“, jubelte Saphira. „Ist das nicht toll?“
Entsetzt sahen sich Mondstrahl und Sturmwind an. Was war nur mit den dreien los? So waren sie doch sonst nicht.
„Keine Ahnung, was an dem so toll sein soll“, murrte Sturmwind.
Mondstrahl nickte zustimmend. „Außerdem wolltet ihr doch nachher kommen und mich bei dem Freundschaftswettkampf gegen das Flugteam vom Mondhaus anfeuern.“
„War das heute?“, fragte Saphira.
„Tut mir leid, aber Wolke braucht unsere Unterstützung sicher dringender als du“, meinte Stella.
„Na, vielen Dank auch“, zischte Mondstrahl. „Komm, Sturmwind. Wir gehen!“
Dieser hasste es zwar, eine Mahlzeit überstürzt beenden zu müssen, aber noch weniger konnte Sturmwind es leiden, wenn seine Freunde sich zankten. Seufzend schnappte er sich noch einen schönen roten Apfel zum Nachtisch und trabte hinter Mondstrahl her.
„Mondstrahl, es ist doch nur ein Freundschaftswettkampf …“, rief Saphira ihnen noch hinterher, doch die beiden drehten sich nicht noch einmal um.
Mondstrahl war in allen Sportarten sehr ehrgeizig und konnte einfach nicht verstehen, dass es etwas gab, das Wolke, Saphira und Stella wichtiger war, als ihn zu unterstützen.
8
„Ich bin so aufgeregt, als hätte ich selbst eine Verabredung“, sagte Stella, während sie mit Wolke und Saphira auf dem Weg zum Schulgarten war. Ihre Freundinnen wollten Wolke begleiten und ein Stück vom Zauberbrunnen entfernt auf sie warten. Natürlich hofften die beiden, einen Blick auf Wolkes Bewunderer werfen zu können, aber das hätten sie niemals zugegeben. Bevor sie sich auf den Weg gemacht hatten, hatten Stella und Saphira ihrer Freundin noch geholfen, ihre strubbelige kurze Mähne zu glätten, und ihren Schweif in sanfte Wellen gelegt. So hübsch hatte sie noch nie ausgesehen, fand Wolke.
Plötzlich blieb Wolke wie angewurzelt stehen. „Ich … Ich kann das nicht“, flüsterte sie. „Was, wenn wir uns doch nicht mögen?“
„Ach, Wolke …“, meinte Saphira und stupste sie aufmunternd an. „Ich kann ja verstehen, dass du nervös bist. Aber du hast doch nichts zu verlieren.“
„Und du willst doch auch wissen, wer dir diese wundervollen Liebesbriefe geschrieben hat“, drängte Stella.
„Schon“, gab Wolke zu. „Aber es kribbelt so schrecklich in meinem Bauch. Können wir nicht doch zu Mondstrahls Flugwettkampf gehen?“
„Nein, können wir nicht“, erklärte Saphira sanft aber bestimmt. „ Du hast das Treffen vorgeschlagen, also musst du da jetzt auch hin. Sonst wäre es nicht fair.“
Wolke atmete ein paarmal tief durch. Sie wusste, dass ihre beste Freundin recht hatte:Wer auch immer ihr die Briefe geschrieben hatte, hatte eine Chance verdient. Und vielleicht war es ja wirklich einer der umschwärmten Fünftklässler, wie Stella vermutete. Wolke spürte, wie stolz sie bei diesem Gedanken auf einmal war: einer der älteren Schüler war verliebt in sie … Plötzlich fühlte sich das Kribbeln in ihrem Bauch herrlich an, als würden lauter Schmetterlinge darin herumflattern.
„Also gut“, sagte sie schließlich.
Schon von Weitem konnte Wolke ein großes, gut aussehendes weißes Einhorn mit einem silbernen Horn erkennen. Und als sie noch ein Stück näher herangekommen war, sah sie, dass Tizian aus dem Mondhaus am Zauberbrunnen auf sie wartete. Sie kannte ihn nur flüchtig, da er bereits in der vierten Klasse war, aber sie fand ihn ausgesprochen nettund war froh, dass er ihr heimlicher Verehrer war, obwohl sie das nie vermutet hätte.
„Hallo, Tizian“, begrüßte sie ihn. „Schön, dass du schon da bist.“
Erschrocken drehte sich der Viertklässler zu ihr
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