Sternengötter
benötige ich einen Ort, an dem ich mich ausruhen kann.«
»Natürlich, natürlich!«, Ebbanai eilte auf die offenstehende Doppeltür zu. »In unserer Verwunderung haben wir das völlig vergessen, Storra. Komm in unser Heim, Flinx, und genieße die Gastfreundschaft meiner Familie.«
Das Kuppelhaus war überraschend gut eingerichtet und voller Schnitzereien und ansehnlicher Webarbeiten, die die hiesigen Materialien und Farben widerspiegelten. Erschreckenderweise gab es darin jedoch nicht ein einziges Möbelstück.
Ein wenig verunsichert machte Flinx eine entsprechende Bemerkung. »Ich sehe keine Stühle oder Bänke. Wo setzt ihr euch hin?«
»Setzen?« Die beiden blickten einander verwundert an, bevor sie zu ihrem Gast herübersahen. »Was ist sitzen ?«
Diesen Aspekt der Dwarra-Kultur hatte die Teacher offenbar nicht erfasst, wie Flinx feststellen musste. Aber als er darüber nachdachte, stellte er fest, dass er keinen der beiden Einheimischen in der ganzen Zeit, die sie jetzt zusammen waren, hatte sitzen sehen. Sie ließen ihren Oberkörper vielmehr auf den unteren Körperabschnitt herabsinken, der entsprechend breit genug war, um diesen zu stützen. Dank ihres Quartetts an Unterschenkeln brauchten sie dann auch gar kein Möbelstück mehr, um sich hinzusetzen, wenn man es vom menschlichen Gesichtspunkt aus betrachtete. Er fragte sich, ob sie körperlich überhaupt dazu in der Lage wären. Demzufolge fehlten im ganzen Haus natürlich die entsprechenden Sitzgelegenheiten. Es gab keine Stühle, keine Sofas, nicht einmal eine Bank. Dies ließ bei ihm die Frage aufkommen, in welcher Position sie eigentlich schliefen.
»Damit ich mein Bein behandeln kann, muss ich mich hinsetzen.« Er erklärte ihnen, was er dafür benötigte.
Ermüdeten die Beine des Fremden so schnell, dass sie ihn nicht mehr tragen konnten?, fragte sich Ebbanai verwundert. Es stellte jedoch kein großes Problem dar, dass sie keine für dieses Bedürfnis des Menschen angefertigten Möbelstücke besaßen, da eine alte Holzkiste der Familie, die man kunstvoll mit Schnitzereien verziert hatte, zu diesem Zweck entfremdet werden konnte. Mit vor Staunen und Faszination offen stehendem Mund wurden Storra und Ebbanai sodann Zeugen, wie ihr Besucher seinen Körper tatsächlich in der Mitte beugte , um sich auf der Kiste auszuruhen. Eine derart bemerkenswerte Flexibilität bei einem so klobigen Wesen war kaum zu glauben, wenn man sie nicht mit eigenen Augen sehen konnte, dachte Storra amüsiert.
Flinx öffnete einen der Beutel, die an seinem Gürtel hingen, holte ein kleines Röhrchen daraus hervor, schraubte es auf und drückte ein wenig von der Salbe, die es enthielt, auf seine geöffnete Handfläche. Pips Zunge schnellte augenblicklich in seine Richtung, und er musste sie mit der anderen Hand zurück auf seine Schulter drücken. Dann zog er sich den Stiefel vom rechten Fuß und trug die Paste auf sein geschwollenes und leicht gerötetes Fleisch auf. Sofort umgab eine beruhigende Wärme seinen verletzten Knöchel. Nach einigen weiteren derartigen Behandlungen sollte die Verstauchung ausgeheilt sein, vermutete er.
Solange würde er versuchen, sich zu entspannen und so viel wie möglich über seine Gastgeber zu lernen, bis die Zeit gekommen war, diese wieder zu verlassen. Er war froh, dass es sowohl in seinem Inneren als auch in seiner Umgebung sehr ruhig war, sah man mal von ihrer durchaus verständlichen Verwirrung ab.
»Wie ich sehe, lebt ihr recht abgeschieden«, murmelte er in das Mikrofon des Übersetzers.
»Oh nein.« Storra beeilte sich, dies zu korrigieren. »In der Nähe wohnen viele Nachbarn. Dies ist ein ertragreiches Fisch- und Anbaugebiet, das gut besiedelt ist.« Ihre Fühler neigten sich in seine Richtung, stellten aber keinen Kontakt her. »Weil sich Ebbanais Ahnen als Letzte auf dieser Halbinsel angesiedelt haben, liegt unser Heim eher am Rand, doch auf dem Weg bis nach Metrel gibt es mehrere Hundert Heimstätten sowie einige kleinere Dörfer.«
Das war unmöglich, dachte Flinx. Sobald eine Welt, auf der er sich befand, von Wesen besiedelt war, die auch nur ein Minimum an kognitiven Prozessen durchführen konnten, bewirkten ihre projizierten Gefühle unweigerlich, dass er sich einem ungebremsten Strom an Emotionen ausgesetzt sah. Diesen ständigen emotionalen Druck zu ignorieren, gehörte zu den Dingen, die ihm im Leben am schwersten fielen. Aus diesem Grund hatte er auch nichts dagegen, so viel Zeit mit dem Reisen zwischen den
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