Sternengötter
schlüpfrigen Marrarra zu fangen. Und mit jedem Tag, der verstrich, nahm der Verkehr über die ungepflasterte Straße zwischen Sierlen und Barazoft zu der unmarkierten und zuvor auch unbewachten Abzweigung zu.
In diesem Moment quälte sich ein großer Wagen über den sandigen Weg, der zu seinem Heim führte. Dabei handelte es sich um ein robustes, gut gebautes Fahrzeug mit hohen, vergoldeten Schnitzereien an den Seiten, wie man sie nur dank der Arbeit geübter Handwerker und sehr viel Geld bekommen konnte. Gezogen von einem Trio hochgewachsener Tethets, die man hintereinander angespannt hatte, wirkte der Wagen wie das standesgemäße Transportmittel eines reichen Händlers oder einer wohlhabenden Familie. Dieser Reichtum ließ sich nicht nur an dem wunderbaren Fahrzeug ablesen, sondern auch an dem bearbeiteten und polierten goldfarbenen Metall, mit dem die beschnittenen Hörner der Tethets überzogen waren, sowie den schönen Mustern, die man in ihr braunes, schwarzes und weißes Fell geschnitten hatte. Seine Vermutung – und Hoffnung – wurde bestätigt, als der Fahrer das elegante Gefährt direkt vor dem einfachen, aber unübersehbaren Tor zum Stillstand brachte. Ein Diener hüpfte herunter, um die seitlich angebrachte Wagentür zu öffnen.
Die beiden erwachsenen Fahrgäste benötigten nur einen einzigen Schritt, um aus dem Fahrzeug hinaus auf die Straße zu steigen, da dieses sehr bodennah gebaut worden war. Ihre eher kreisförmig geschnittene Oberkörperbekleidung sowie die konische Beinkleidung wurden von der Meeresbrise umhergewirbelt, als sie sich dem wartenden Ebbanai näherten, wobei sich auf den Gesichtern des Paares Neugier abzeichnete. Ihre Gewänder waren ebenso kostbar wie ihr Wagen. Ebbanai hätte den Großteil eines Jahres arbeiten müssen, um sich nur eines dieser Kleidungsstücke leisten zu können. Vielleicht hatte Storra sogar mühsam einige der Stoffe gewebt, aus denen man danach diese Kleider angefertigt hatte, dachte Ebbanai amüsiert. Doch als er genauer hinsah, wusste er, dass dem nicht so war. Die Stoffe waren viel zu fein und aus einem weitaus hochwertigeren Material als Seeshan angefertigt worden.
Gedankenverloren betrachtete er die Frau und stellte fest, dass die Roben an seiner achtenswerten Gefährtin deutlich besser ausgesehen hätten.
Normalerweise hätte ihn das Paar, das sich ihm nun näherte, herablassend behandelt, wenn er ihm zufällig in der Stadt begegnet wäre. Hier und unter diesen Umständen sah die Sache jedoch genau umgekehrt aus. Jetzt waren sie es, die sich bittend und fast schon unterwürfig an den einfachen Netzauswerfer wandten. Während die Frau sprach, warf der Mann vorsichtige Blicke auf das Gebiet jenseits des Tores, als könnten am Horizont jederzeit gewaltige Wunder oder Erscheinungen zu sehen sein.
»Bist du derjenige, den man Ebbanai nennt?«, fragte sie höflich.
»Der bin ich.« Man musste Ebbanai zugute halten, dass er, statt unter diesen Umständen ein gewisses Maß an Arroganz zur Schau zu stellen, gar nicht erst auf eine solche Idee kam, denn eine derartige Haltung war diesem durch und durch bescheidenen Wesen vollkommen fremd.
»Bist du derjenige, der uns Zugang zu dem Besucher verschaffen kann?«
Ebbanai reagierte mit einer Geste des Großmuts, die er sich in den vorangegangenen Tagen angeeignet hatte und die er nun immer öfter machte. »Der Besucher ist sehr beschäftigt und entscheidet selbst, wie er seinen Tag verbringt.«
Die Frau sah ihren Gefährten an, und Sorge zeichnete sich auf ihrem glatten, langen Gesicht ab. »Wird er uns empfangen?«
Ebbanai schuf eine Aura der Gleichgültigkeit um sich herum und legte seine Epidermallappen enger an den Körper an. »Vielleicht. Wer von euch ist der Bittsteller?«
»Es geht nicht um uns, sondern um unseren Nachkommen.« Sie drehte sich um und rief sanft etwas in den Wagen hinein.
Eine Nurset erschien. Von verkrüppeltem Wuchs und mit breiten Schultern und Hüften sowie einem zusätzlichen Greiflappen am Ende jedes Unterarms stellten die Aufzuchtspersonen junger Dwarra eine eigenständige Unterspezies der dominanten Wesen dar. Sie sahen aus wie zusammengequetschte Versionen derer, denen sie dienten. Doch ihre Beziehung war symbiotischer als die von Herren und Dienern. Ohne die Nursets waren die Dwarra nicht in der Lage, ihre Jungen aufzuziehen. Und ohne die Intelligenz und die Fähigkeiten der Dwarra konnten die Nursets nicht lange auf sich allein gestellt überleben.
Diese besonders gut,
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