Sternengötter
sind – aber um niemanden sonst. Keine neuen Fälle, keine weiteren Bittsteller. Danach mache ich mich auf den Weg.« Beiläufig streichelte er Pips glänzenden, dreieckigen Hinterkopf, dann lächelte er. »Ich habe meinen Aufenthalt hier sehr genossen und glaube, durchaus etwas Gutes bewirkt zu haben. Doch nun ist es Zeit, zu gehen und diesen lächerlichen ›Kult‹ zu unterbinden, bevor er sich noch weiter ausbreiten und Schaden anrichten kann. Wenn die Dwarra Götter verehren, dann sollten das zumindest ihre eigenen sein.«
Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Raum, um zu dem Teil der Scheune, in dem er sein Quartier aufgeschlagen hatte, zurückzukehren. Als sie sich sicher war, dass er sie nicht mehr hören konnte, drehte sich Storra zu ihrem Gefährten um.
»Warum musstest du ihm schon Lebwohl sagen? Konntest du denn nicht erkennen, dass ihm die Kranken, die gekommen sind, immer noch leid tun? Mit den richtigen Worten und Emotionen hätten wir ihn vielleicht davon überzeugen können, noch länger bei uns zu bleiben.«
Ebbanai war zwar daran gewöhnt, sich auf das Urteil seiner Gefährtin zu verlassen, machte nun aber eine Ausnahme. »Flinx ist entschlossen, abzureisen. Hast du es nicht gehört? Er hat andere Verpflichtungen. Wir sollten ihn lieber mit unserem Segen ziehen lassen, als uns an seine Knöchel zu klammern und ihn anzuflehen, noch zu bleiben. Vielleicht kehrt er dann eines Tages zu uns zurück.« Er drehte sich ein kleines Stück und versuchte, ihre Fühler mit den seinen zu berühren. Sic blieb, wo sie war, und zog ihre Fühler zurück. »Oder hattest du etwa vor, ihn mit Gewalt festzuhalten?« Er hatte das Gefühl, die Frage stellen zu müssen, auch wenn er sich vor der Antwort fürchtete.
»Daran habe ich durchaus gedacht«, gestand sie. »Aber das wäre sowieso zwecklos. Selbst wenn wir ihn von seinen Geräten trennen könnten, müssten wir immer noch einen Weg finden, seine fliegende Kreatur loszuwerden. Und wir wissen nicht einmal, was sie kann, nur, dass Flinx gesagt hat, sie sei giftig.« Ihr Blick wanderte wie ihre Gedanken in Richtung des Fremden, der gerade gegangen war. »Vielleicht hast du recht, Liebster. Lassen wir ihn gehen in der Hoffnung, dass er eines Tages zurückkehrt.«
Ebbanai machte eine zustimmende Geste. »Das ist der beste Weg. Vermutlich sogar der einzige. Ich freue mich, dass du meiner Meinung bist.«
Aber in seinem Herzen wusste ihr Gefährte, dass es höchst unwahrscheinlich war, Flinx nach seiner Abreise je wiederzusehen. Anders als Storra und der Großteil der anderen Dwarra hatte der Netzauswerfer zu viele Nächte allein am Meeresufer verbracht und zu den Sternen hinaufgestarrt. Er hatte sogar mal versucht, sie zu zählen, aber es waren einfach zu viele.
Doch vermutlich nicht für den Besucher Flinx, dessen Heim sie darstellten, in das er nun zurückkehren wollte.
* * *
Der Priester Baugarikk war nicht erfreut. Im Heiligtum in der Mitte von Wullsakaa hatte er seit einiger Zeit gehockt und darüber nachgedacht, was zu tun wäre. Es gab zahlreiche Möglichkeiten, doch sie konnten alle nur zu einem Ergebnis führen.
Akolyth Kredlehken glättete seine umherwirbelnden, dicht bestickten Roben an seinen Beinen. Er hatte sich dem Hohepriester vor mehr als einem Jahr angeschlossen und bisher geglaubt, ihn gut zu kennen. Doch bis jetzt war ihm nicht bewusst gewesen, mit welcher Intensität der ältere Dwarra seine mentalen Energien bündeln konnte. Es überraschte ihn aber auch nicht, dass die Götter nicht sofort reagierten. Wie er gelernt hatte, neigten sie dazu, ihren Willen auf eine Weise mitzuteilen, die ebenso raffiniert und mysteriös wie ihr Ursprung war.
An den Meditationen des Hohepriesters war jedoch absolut nichts Raffiniertes oder Mysteriöses. Sie rührten allein von der Ankunft eines fremden Wesens in der Nähe von Metrel her und bezogen sich auch auf dieses. Es beharrte zwar darauf, kein Gott zu sein, doch immer mehr einfache Leute waren inzwischen der Ansicht, das Leugnen der Kreatur solle nur dazu dienen, sie von ihrer Anbetung abzulenken, und überdies ihre wahre Natur verschleiern. Bei Rakshinn, sie wollten das Wesen als Gott verehren, obwohl es sich vehement dagegen wehrte!
Das Problem war, dass sie dadurch Rakshinn und seinen Heiligen Acht immer weniger Aufmerksamkeit schenkten. So waren die Verehrungszeremonien im Heiligtum neuerdings immer schlechter besucht, und die Kollekten
Weitere Kostenlose Bücher