Sternengötter
weitergetragen werden von jenen, die ihn auf ein Podest heben und als mehr ausgeben, als er wirklich ist.«
Sie bedeutete ihm, dass sie ihn verstand, zog ihre Fühler aber zurück. »Erstens beuten wir seine mitfühlende Art nicht aus, Liebster. Niemand zwingt ihn, die Kranken zu heilen. Dass ihn immer mehr aufsuchen, ist nicht unsere Schuld. Wir fordern sie nicht dazu auf. Sollte er den Wunsch verspüren, mit dem, was er tut, aufzuhören, könnte sich niemand beschweren. Vielleicht kämen einige leise Einwände, mehr jedoch nicht. Er müsste seine Bemühungen jedoch nicht fortsetzen, wenn ihm das Ergebnis keine Freude bereiten würde. Das ist keine Ausbeutung.«
»Und zweitens«, fügte sie brüsk hinzu, als Ebbanai so wirkte, als wäre er lieber ganz woanders, »sehe ich keinen Grund dafür, dass die Begriffe ›obszön‹ und ›Geld‹ im gleichen Satz genannt werden müssen. Wir ernähren ihn, wir gewähren ihm und seinem schlitzäugigen Haustier Unterschlupf – daher ist es durchaus angebracht, dass wir für unsere Mühe entschädigt werden.«
Ebbanai wandte den Blick ab und senkte die Stimme. »Wir wurden bereits derart entschädigt, dass du dir ein kleines Schloss kaufen könntest und für mich noch genug Geld für ein eigenes Schiff nebst Crew übrig wäre.«
»Und das ist auch gut so«, erwiderte sie und gestikulierte wild mit ihren vier Unterarmen, während ihre Hautlappen zitterten. »Ich persönlich sehe das nicht als etwas Schlechtes an. Und was jene angeht, die darauf bestehen, Flinx in ihr eigenes privates Pantheon zu erheben, steht es uns meiner Meinung nach nicht zu, ihren Glauben infrage zu stellen. Welches Recht hätten wir denn dazu?« Sie deutete auf den Raum, in dem sie sich befanden. »Wir leben noch immer in demselben Heim wie deine Ahnen. Es stimmt, dass wir von unserem glücklichen Treffen mit dem Besucher Flinx profitiert haben, aber nur monetär. Andere, die an schweren Krankheiten leiden, haben durch ihre Begegnung mit ihm weitaus mehr gewonnen als wir. Und diese Treffen wurden durch uns gefördert und möglich gemacht.« Sie machte sich so groß, wie es ihr Körperbau zuließ. »Ich bin jedenfalls stolz auf das, was wir getan haben, sehr, sehr stolz!«
Seine Gefährtin konnte so gut mit Worten umgehen, das wurde Ebbanai in diesem Augenblick wieder so richtig bewusst. Mehr als einmal hatte er schon gedacht, sie hätte sich durch die Beziehung zu ihm auf eine niedrigere Stufe begeben, da aus ihr auch eine gute Dorforganisatorin oder sogar eine drittrangige Beraterin am Hofe des Hochgeborenen geworden wäre. Und dennoch empfand er ihr gegenüber oftmals gemischte Gefühle.
Ähnlich verhielt es sich hinsichtlich des Fremden, der so plötzlich und unerwartet im Kochbereich erschienen war. Die drei Diener glotzten ihn mit einer Mischung aus Staunen und Furcht an.
Flinx spürte diese Emotionen natürlich sofort. Sie bestätigten nur das, was er gerade erst erfahren hatte. Mit finsterem Gesichtsausdruck deutete er auf das Trio, während er zu seinen Gastgebern sprach. Die fliegende Kreatur saß wie immer auf seiner Schulter und wirkte ungewöhnlich erregt.
»Ebbanai, Storra – wir müssen reden.«
»Natürlich.« Ebbanai ging etwas zur Seite und deutete auf die Vorratstruhe, die um eine hölzerne Rückenlehne ergänzt worden war und nun als ›Sitzplattform‹ des unnatürlich beweglichen Fremden diente. Als sich Flinx hinsetzte, schickte Storra die drei Küchenhelfer schnell und leise aus dem Haus.
»Gibt es ein Problem, Freund Flinx?« Storra stellte sich direkt vor ihrem Gast auf, sodass sie ihm den Blick auf die sich zurückziehenden Diener verstellte.
Doch das war ohnehin unnötig. Wie sich herausstellte, hätte sich Ebbanai gar nicht den Kopf zerbrechen müssen, ob sie den Besucher nun über die Abläufe, die sie nach und nach hinter seinem Rücken eingeführt hatten, informieren sollten oder nicht. Flinx wusste bereits Bescheid.
»Ebbanai«, begann Flinx ernst, »was muss ich da hören? Du nimmst den Kranken und Verwundeten Geld ab, damit sie dein Land betreten können, und verlangst noch eine weitere Gebühr, um sie zu mir zu bringen?«
Ebbanai schluckte schwer, was deutlich machte, wie schlecht er sich fühlte, und was aufgrund seines dünnen, steifen Halses außerordentlich gut zu sehen war. »Freund Flinx, viele von jenen, die kommen und um deine Hilfe ersuchen, haben fast alles, was sie besitzen, ausgegeben, um diese Reise machen zu können. Sie brauchen Nahrung und
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