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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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sicheren Abstand zu erreichen.
    »Immer weiter drehen, bis Nummer sagt 60«, wies mich Dr. Turgenev an.
    Mit der Nadelzange war das eine knifflige Angelegenheit, doch ich griff fest zu und schaffte es, die Wählscheibe zu drehen. Die Zahlen flimmerten auf: 20… 30… 40… 50… und da blieb sie stecken.
    »Es hat bei 50 aufgehört«, sagte ich.
    »Sie geht bis 60«, sagte Dr. Turgenev.
    Kapitän Walken kam zu mir und versuchte es, ohne mehr Erfolg zu haben. »Ich möchte nicht mit Gewalt drangehen.«
    »Nein, nein, nicht Gewalt!«, sagte Dr. Turgenev. Ich hörte, wie er sich räusperte. »Fünfzig Minuten nur…«
    Kapitän Walken und ich drehten uns einander zu. Durch das verspiegelte Visier konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, doch ich hatte den Eindruck, dass er dasselbe dachte wie ich. »Ist das genug Zeit?«, fragte ich leise.
    »Es gibt keine andere Möglichkeit«, sagte er. »Das Schiff braucht dreißig Minuten, um in sichere Entfernung zu kommen. Das bedeutet, wir müssen in zwanzig Minuten zurück sein. Das schaffen wir. Dr. Turgenev, bitte weitermachen.«
    »Finden Sie Zündungsknopf in Sektion A«, sagte der Wissenschaftler. »Drücken, bis grünes Licht kommt. Und dran denken, wenn Sie sehen grünes Licht, ist kein Anhalten mehr.«
    Ich fand den Zündungsknopf und drückte ihn fest.
    Im Weltraum gibt es kein lautes Geräusch, aber ich konnte eine stotternde Vibration fühlen, als würde eine Maschine bei kaltem Wetter versuchen zu starten.
    Wrrr… wrrr…wrrr…
    »Haben Sie grünes Licht?«, fragte Dr. Turgenev drängend.
    »Ich hab kein grünes Licht«, sagte ich. Ich drückte wieder und konnte dasselbe schwache Zittern auf dem Steg spüren.
    »Ich hab kein grünes Licht«, wiederholte ich. Ich drückte weiter.
    Alles war zu kalt, die Drähte, die Batterie, die Mechanik. Die Rakete war konstruiert worden, um von der Erde aus zu starten, nicht im eisigen Äther. Plötzlich wurden die Vibrationen unter meinen Füßen stärker und stockten auch nicht. Das Kontrolllicht flammte grün auf.
    »Ich habe grünes Licht!«, schrie ich.
    »Gehen los!«, rief Dr. Turgenev.
    Wir hatten nur zwanzig Minuten, also mussten wir jetzt umso schneller sein. Sofort stießen wir uns vom Steg Richtung Luke ab. Ich war am nächsten dran, schwamm als Erster durch und war nahezu geblendet vom Licht der Sonne und der Sterne, das von der silbrigen Außenwand des Gegengewichts zurückgeworfen wurde.
    Ich sah mich nach der Luke um und wartete, dass Kapitän Walken auftauchte. Er kam hindurchgeschossen, wurde aber plötzlich zurückgerissen. Voller Schreck sah ich, dass ein Teil seiner Nabelschnur immer noch im Gegengewicht steckte.
    »Ich habe mich irgendwo verhakt«, sagte er. »Gehen Sie schon vor, Mr. Cruse, ich bringe das in Ordnung.« Er drehte sich um und verschwand wieder im Inneren. Mit einem Stoß aus meiner Luftpistole folgte ich ihm.
    Er manövrierte sich bereits nach oben zu einem komplizierten System von Zahnrädern neben einem der leeren Zylinder. Im Licht unserer Helmlampen konnte ich erkennen, dass seine Nabelschnur sich mitten in dieser Maschinerie befand. Sie musste nach oben getrieben sein und sich dort während unserer Arbeit an der Steuerkonsole verfangen haben.
    »Sie haben nur noch fünfzehn Minuten, um zurückzukehren zu Schiff«, hörte ich Dr. Turgenevs Stimme.
    »Mr Cruse, das ist eine direkte Befehlsverweigerung«, sagte der Kapitän.
    Wir hatten beide die Stelle erreicht, wo die Nabelschnur festsaß. Mir wurde der Hals trocken, als ich das sah. Sie steckte zwischen den Zacken zweier ineinandergreifender Zahnräder. Ich hielt den Kapitän fest, während er sich bemühte, sie loszubekommen. Sie rührte sich nicht vom Fleck. Er versuchte es noch einmal, und diesmal bewegten sich die Zahnräder, doch sie schoben sich noch fester ineinander und drückten die Nabelschnur zusammen.
    »Zehn Minuten«, sagte Dr. Turgenev.
    »Mr Cruse…«, fing der Kapitän an.
    Meine Worte kamen in verzweifelten Stößen. »Sir, ich – gehe nicht – allein zurück.«
    »Wenn ich noch fester ziehe, zerreiße ich die Nabelschnur. Ich sitze fest, Matt. Sie müssen umkehren.«
    »Wir schneiden Sie los«, sagte ich und holte mein Messer aus der Gürteltasche. »Wir schneiden Ihre Nabelschnur ein paar Fuß von Ihrem Anzug entfernt los, und wenn Sie das Ende fest packen, verlieren Sie weder Luft noch Druck.«
    Ich log und das wussten wir beide. Ganz egal, wie fest er drücken würde, Sauerstoff und Wärme würden den

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