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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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träge erhob sich über der Spitze des Gegengewichts flatternd die kanadische Fahne in den Weltraum.
    »Das ist vielleicht ein Anblick«, meinte Shepherd, der neben mir in seinem Raumanzug schwebte.
    Weit unter uns hatte die Erde die Größe eines Golfballs, und es schien völlig unglaublich, dass wir noch immer mit ihr durch einen dermaßen schmalen Fadenstrang verbunden waren. Leise spielte die Sphärenmusik in meinem Kopf.
    Gegen Mittag waren wir am Ende des Kabels angelangt. Mr Lunardi hatte uns ein Glückwunschtelegramm des Premierministers gefunkt und ein weiteres vom König. Wir waren die ersten Menschen im Weltraum und waren höher hinausgereist als irgendjemand jemals davor – fünfundzwanzigtausend Meilen über der Erde.
    Wir hatten um das Vorrecht gelost, die Flagge auf dem Gegengewicht zu hissen, und Shepherd und ich hatten gewonnen. Eigentlich sollte ich mächtig stolz und zufrieden sein, denn wir hatten unserem Land Ehre gemacht, doch ich war immer noch zu niedergeschlagen wegen meines Gesprächs mit Kate an diesem Morgen.
    »Wie geht es euch dort oben?«, fragte Tobias aus der Luftschleuse.
    »Die Flagge ist gehisst und sieht großartig aus«, sagte ich.
    »Ich wünschte, wir könnten das von hier unten aus auch sehen«, sagte Tobias. Die Starclimber lag wie vorher schon direkt unter dem Gegengewicht, und die Sicht wurde wieder von den Antriebsmaschinen blockiert.
    »Ich habe ein paar schöne Bilder aufgenommen«, sagte Shepherd. Miss Karr hatte ihn mit einer ihrer Kameras ausgerüstet, die von einem Gurt gehalten neben seinem Anzug trieb. »Wir kommen jetzt rein.«
    Wir begannen mit unserem Abstieg zur Starclimber . Links von uns, viel größer als die Erde, hing der Mond. Er sah tatsächlich so aus, als könnte man ihn mit einem kräftigen Stoß aus der Luftpistole erreichen. Ich musste an Tobias denken und an seinen Traum, den Mond eines Tages zu betreten.
    »Hast du vor, ein Sternenschiffer zu bleiben?«, fragte ich Shepherd.
    »Vielleicht. Meine Tage als Testpilot sind gezählt.«
    Erstaunt blickte ich zu ihm hinüber, doch sein verspiegeltes Visier sagte mir noch weniger als seine übliche undurchschaubare Mine. »Die Migräne?«, fragte ich.
    »Wenn die Luftwaffe das herausfindet, werde ich an den Schreibtisch versetzt.«
    »Aber du weißt doch, wann du eine bekommst, oder?«
    »Das spielt keine Rolle. Es ist ein Schwachpunkt und deshalb werde ich abserviert.«
    »Das finde ich aber sehr ungerecht«, sagte ich. »Du bei einer Schreibtischarbeit, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Deshalb habe ich mich für das Weltraumprogramm beworben. Habe gedacht, das wäre vielleicht eine Möglichkeit, weiterhin hoch zu fliegen.«
    Das war die längste richtige Unterhaltung, die wir je geführt hatten. Vielleicht fühlte sich Shepherd hinter seiner verspiegelten Maske hier im Weltraum frei, zu sprechen, selbst wenn Tobias in der Luftschleuse mithören konnte. Ich fragte mich plötzlich, ob sein kühles, beherrschtes Gesicht nicht auch eine Art Maske war. Mir gegenüber hatte er nicht viel von sich gezeigt, außer seiner aufreizenden Arroganz und seinem Perfektionismus. Zum ersten Mal tat er mir leid. Die Migräne würde ihn seinen geliebten Job kosten, eine blamable Schwäche in seinen Augen. Er konnte es versuchen, wie er wollte, nie würde er vollkommen sein.
    »Jedenfalls«, sagte ich, »lässt dich der Kapitän noch Raumgänge machen.«
    »Er ist ein anständiger Mann«, meinte Shepherd. »Wir werden sehen, was passiert, wenn wir zurück auf der Erde sind. Vielleicht erteilt mir dann Mr Lunardi Flugverbot.«
    »Dann würde er einen Fehler machen.«
    »Und was ist mit dir, Cruse?«, fragte er. »Machst du weiter?«
    In Shepherds Visier spiegelte sich ein intensives grünes Licht. Ich schwenkte herum. Das Licht war nicht größer als eine Kerzenflamme und bewegte sich langsam durch den Himmel.
    »Schau mal!«, rief ich und zeigte darauf. »Kannst du es sehen?«
    »Ich sehe es«, antwortete er.
    »Tobias, wir haben ein grünes Licht entdeckt, das sich bewegt«, meldete ich.
    »Von hier unten kann ich nichts erkennen«, antwortete er. »Bleibt dran, ich verbinde uns mit der Brücke.«
    Shepherd hatte die Kamera vors Gesicht gehoben und nahm Bilder auf. Mein Blick folgte dem Licht durch den Himmel. Über Funk konnte ich hören, wie Tobias dem Kapitän berichtete, was los war. Dann, als es hinter dem Gegengewicht verschwand, verlor ich das Licht aus den Augen. Ich blickte zur anderen Seite, und wartete

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