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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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sind Narben von Mikrometeoroiden. Schauen Sie, wie gerade die sind.«
    »Stimmt«, sagte Dr. Turgenev, der mit Miss Karr herübergetrieben kam. »Jeden Tag dürfte Kreatur viele solche Einschläge erleiden.«
    »Das sieht fast so aus wie ein Blauwal«, sagte Tobias. »Ich hab mal einen gesehen. Die können bis zu hundert Fuß lang werden.«
    Dieses Ätheriol war zweimal so groß und ich schüttelte voller Staunen den Kopf. Die Matrosen früherer Zeiten mussten sich so ähnlich gefühlt haben, als sie sich weit über die Reling ihrer Schiffe beugten, um den ersten Blick auf diese großen Bewohner des Ozeans zu werfen.
    Und Tobias hatte recht. Wenn man so hinuntersah, mochte man es für einen Augenblick für einen Wal halten, denn auf seinem Rücken befanden sich zahllose Blaslöcher. Noch während ich hinsah, zuckte eines davon und weitete sich. Ein Geysir aus Gasdampf schoss heraus, und die Starclimber erzitterte heftig, als der Stoß sie traf. Das Ätheriol drehte gewandt ab, richtete sich mit einem weiteren, kleineren Ausstoß erneut aus und glitt dann langsam in Richtung des stärker werdenden blauen Lichts.
    Die Kreatur war jetzt vollständig unter dem Schiff hervorgekommen und ich bemerkte ein blassgrünes Glühen an dem sich verjüngenden Ende seines Körpers.
    »Da erzeugt er das Licht!«, sagte Kate aufgeregt und zeigte darauf. »Da, das Schwanzsegment!«
    Wie um zu beweisen, dass sie recht hatte, gab er einen grünen Lichtstoß ab, der uns zum Lachen brachte.
    Das war es, was Kate und ich vor all den Wochen vom Pariser Observatorium aus gesehen hatten. Ich blickte sie an und fragte mich, ob sie wohl dasselbe dachte. Ihr Gesicht war dicht bei meinem am Fenster und ich konnten den vertrauten Duft ihres Haares und ihrer Haut riechen. Aber ihre Augen waren auf die Ätheriolen gerichtet, und das machte mich traurig, denn zwischen uns schien jetzt alles anders und zerstört zu sein.
    Ich konnte nun die dunklen Umrisse des sich nähernden blauen Ätheriols ungefähr erkennen. Aufblitzend glitt der Grüne darauf zu, um es ungefähr eine Meile von uns entfernt zu treffen. Sein pulsierendes Licht wurde zu einem gedämpften, unregelmäßigen Stottern, als die beiden Kreaturen einander umkreisten.
    Dann plötzlich entluden sich ihre Schwänze in farbigen Blitzen – in grellen violetten, roten und orangefarbenen Tönen. Das sah alles so vergnügt aus, dass ich lachen musste und damit das Entzücken aller am Fenster wiedergab, das sie bei diesem ekstatischen Spiel der Farben im Dunkel des Weltraums empfanden.
    Auch Haiku schien von dem kosmischen Feuerwerk verzaubert zu sein. Bis dahin hatte er gegen die Kreaturen die Fäuste geschüttelt und seltsam jaulende Geräusche von sich gegeben. Doch nun neigte er mit neugierigem Blick den Kopf und sein Altmännergesicht legte sich in nachdenkliche Falten.
    Tobias kicherte bei der Beobachtung der Ätheriolen. »Die beiden scheinen ganz schön wild aufeinander zu sein.«
    »Das ist eine Art Balzritual!«, rief Sir Hugh aus.
    Ich blickte zu ihm hinüber und sah nicht den selbstgefälligen Einfaltspinsel, der versuchte, Kate niederzuhalten, sondern den jungen, neugierigen Mann, der immer schon die Natur geliebt hatte und sie sein Leben lang studieren wollte. Sein Gesicht strahlte.
    Das Blitzen der Ätheriolen wurde wilder und schneller, bis sie sich, umeinander wirbelnd, an den Seiten berührten. Dann, während wir alle wie gebannt zusahen, führten sie die schmalen Enden ihrer Schwänze zusammen, schienen zu verschmelzen und sich so verbunden zu drehen. Das vereinigte Licht ihrer Leuchtkammern strahlte wie ein einziger türkiser Stern.
    Sir Hugh räusperte sich. »Vielleicht ist das nicht für alle der Anwesenden gänzlich geeignet.«
    »Mir geht es sehr gut, danke«, sagte Kate und klang vollkommen fasziniert. »Ich nehme an, dass das Männchen gerade die Eier des Weibchens befruchtet. Wenn es ähnlich wie beim Zyklus der Leuchtkäfer ist, müsste das Weibchen die Eier eigentlich in ein paar Tagen legen. Mehrere Tausende davon, wenn das, was wir vor einigen Tagen gesehen haben, ein Indiz dafür ist.«
    Miss Karr schoss noch mehr Aufnahmen.
    Immer weiter wirbelten die beiden Ätheriolen umeinander und ich bewunderte ihre Hingabe.
    »Sie scheinen uns gar nicht wahrzunehmen«, sagte Sir Hugh. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich so dicht bei fremden Wesen paaren würden.«
    »Ich frage mich, wie lange es dauert, bis sie zur vollen Größe herangewachsen sind«, überlegte Kate

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