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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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auch immer, ist korrodierend. Sie ist…«
    »Verdammt«, murmelte Shepherd und starrte auf das Stück Kabel, das er gerade freigelegt hatte. »Sieht aus, als wäre es mit Säure behandelt worden.«
    Nun sah ich die feinen Risse, wie in angeknackstem Eis.
    »Mr Cruse, ist das Kabel noch intakt?«, fragt der Kapitän drängend.
    »Es ist noch intakt, aber schwer beschädigt«, sagte ich und erkannte meine eigene raue Stimme kaum wieder. »Wir haben ein paar Pocken abgestemmt und die Oberfläche darunter ist abgesplittert…« Ich konnte gar nicht mehr richtig denken. »Wir brauchen Tobias hier draußen, zum Schweißen. Es… es sieht nicht mehr sehr stabil aus…«
    »Zurück ins Schiff, sofort!«, befahl Kapitän Walken. »Mr Blanchard, holen Sie sie zurück.«
    »Warte noch, Blanchard«, sagte Shepherd. »Wir müssen noch aus unseren Geräten raus.«
    Wir beide fingerten nun an den Leinen an unseren Sicherheitsgurten herum, doch ich konnte meine Augen nicht von dem Kabel wenden. Mir war es immer schon schrecklich dünn vorgekommen, doch nun, so vernarbt und rissig, sah es so schwach aus wie ein Spinnwebfaden. Ich dachte an das Gegengewicht, das um die Erde herumwirbelte, an die Bodenstation, wo das Kabel in den Tiefen der Erde verankert war, und an die enorme Spannung, die dazwischen auf dem straffen Kabel lag.
    Und als mein Blick nervös über seine Oberfläche jagte, bemerkte ich, wie einer dieser haarfeinen Risse sich langsam über das ganze Kabel ausbreitete.
    »Es reißt!«, schrie ich.
    Genau in dem Moment, als das Kabel zerriss, sah Shepherd hin, und beide griffen wir instinktiv mit unseren behandschuhten Händen danach, versuchten unbeholfen, es zusammenzuhalten. Einen unmöglichen Augenblick lang schien das zu funktionieren. Wir hielten das Kabel an den entgegengesetzten Enden mit unseren Händen, hielten Himmel und Erde zusammen.
    Doch dann öffnete sich ein Spalt, erst nicht breiter als ein Finger, und es war fast schon komisch, denn der Spalt schien so eine kleine Sache zu sein, als könnte man ihn mit Nadel und Faden reparieren.
    Dann glitten die beiden Enden auseinander, denn die Starclimber war an das Gegengewicht gebunden, das sich viel schneller als die Erde bewegte, und nun hatte es sich losgerissen.
    Shepherd und ich waren immer noch an das Kabel angeleint, ich an dem Teil, der zum Schiff gehörte, er an dem, das zur Erde führte.
    »Deine Leinen!«, schrie ich. »Schneid sie durch!«
    Ich streckte die Hand nach ihm aus, doch er war schon zu weit weg.
    Ich sah, wie seine Nabelschnur rasend schnell aus der Luftschleuse abspulte, um mit ihm mitzuhalten. Er fummelte nach seinem Messer.
    »Shepherd treibt ab!«, schrie ich.
    Er war schon so weit von mir entfernt.
    »Seine Nabelschnur ist abgelaufen«, hörte ich Tobias brüllen.
    »Shepherd, schnell!«, keuchte ich.
    »Hilfe!«, schrie er, die Stimme heiser vor Entsetzen.
    Ich sah, wie sich seine Nabelschnur spannte, dann zurückschnappte und sich in sich selbst verdrehte, als das Ende sauber aus seinem Raumanzug riss. Sein Sauerstoff sprühte in den Weltraum. Sein silberner Anzug schrumpelte in sich zusammen, als er allen Druck verlor.
    »Stopp!«, schrie ich wie verrückt. »Wir müssen Shepherd hinterher!«
    »Matt, kommen Sie rein!«, befahl der Kapitän. »Er ist verloren!«
    Ich hörte Shepherd wieder um Hilfe rufen, die Stimme knisternd vor statischen Störungen.
    »Es tut mir leid, es tut mir so leid«, sagte ich.
    »Matt, ich hol dich jetzt rein – bist du so weit?«, blaffte Tobias.
    Meine zitternden Finger wurden nicht mit den Sicherungsleinen fertig, deshalb klemmte ich das ganze Gerät vom Kabel los. Ich hatte den Eindruck, als würde ich Shepherds Stimme noch einmal über Funk hören, doch ich schluchzte und konnte seine Worte nicht verstehen. Dann spürte ich den Zug an meiner Nabelschnur, die mich zurück zur Starclimber zerrte. Shepherd konnte ich nicht mehr sehen, aber ich konnte nicht aufhören, mir vorzustellen, was mit ihm geschah, wie sein Körper Wärme und Sauerstoff verlor, kalt wurde wie Eis und immer kälter, während er heimwärts gezogen wurde.

26. Kapitel
Abgeschnitten
    Die Luftschleuse wurde wieder unter Druck gesetzt, und ich fing in meinem Anzug so heftig an zu zittern, dass ich dachte, in Stücke zu zerspringen. Tobias legte seine Hände auf meine Schultern. Sein fester Griff beruhigte mich. Allmählich ebbte mein Zittern ab.
    »Seine Nabelschnur ist einfach rausgerissen«, keuchte ich, als mir Tobias den Helm

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