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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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abnahm. »Er hat seine Leinen nicht schnell genug lösen können.«
    »Ich hätte sie so machen müssen, dass sie leichter zu lösen sind«, sagte er und sah aus, als wäre ihm schlecht.
    »Es ist alles so schnell gegangen. Das Kabel ist gerissen, und er war schon außer Reichweite, als würde jemand ihn wegziehen. Es gab keine Möglichkeit, ihn zu halten.«
    »Ist es wirklich gerissen?«, fragte Tobias.
    »Es ist wirklich gerissen.«
    Als wir hinauf auf Deck B kamen, unterhielten sich Kate, Miss Karr und Sir Hugh im Salon, und mir wurde klar, dass sie noch gar nicht wussten, was geschehen war. Für sie war noch alles in Ordnung. Ich schloss die Augen und wünschte mir, ich könnte einer von ihnen sein, und wenn auch nur für zehn Sekunden.
    Kapitän Walken und Dr. Turgenev trieben hastig von der Brücke herunter. Beide sahen sehr ernst aus.
    »Was ist passiert?«, wollte Kate wissen.
    »Wo ist Mr Shepherd?«, fragte Miss Karr.
    »Die Pocken haben sich durch das Kabel genagt«, sagte ich.
    »Sie meinen, es ist gerissen?«, fragte Sir Hugh mit erhobener Stimme.
    »Ja«, sagte der Kapitän.
    »Und, kann es wieder zusammengefügt werden?«, fragte Miss Karr. »Und wo ist Mr Shepherd?«
    »Mr Shepherd…«, fing ich an und konnte dann nicht weitersprechen. Ich hatte das Gefühl, als würde eine Faust meine Kehle umklammern. Tränen sprangen mir in die Augen und trieben als kleine Kugeln davon.
    »Oh nein!« Kate schnappte nach Luft und schlug die Hände vor den Mund.
    »Mr Shepherd ist draußen gestorben«, sagte der Kapitän. »Als das Kabel gebrochen ist, wurde er weggezogen. Seine Nabelschnur ist gerissen.«
    »Wie schrecklich«, flüsterte Miss Karr.
    »Armer Mann«, sagte Dr. Turgenev.
    »Hatte er eigentlich Familie?«, fragte Sir Hugh. »Er hat nie über sich selbst gesprochen.«
    »Ich weiß, dass er verlobt war«, brachte ich mit zugeschnürter Kehle heraus.
    Einige Augenblicke lang konnte niemand etwas sagen. Ich sah immer noch vor mir, wie Shepherds Raumanzug in sich zusammenfiel, hörte, wie seine Worte sich im Knistern der Funkstörungen verloren.
    »Und was wird nun aus uns?«, fragte Sir Hugh leise.
    »Diese Moment«, sagte Dr. Turgenev, »wir sind befestigt an Gegengewicht. Nur Gegengewicht ist nicht an Erde befestigt. Es hat freien Flug.«
    »Wird es in seiner Umlaufbahn bleiben?«, fragte Kate.
    Dr. Turgenev schüttelte den Kopf. »Es hat große Menge Geschwindigkeit und wird bald aus Umlaufbahn ausbrechen.«
    »Und nimmt uns mit sich«, sagte ich benommen.
    »Sie meinen… tiefer ins All?«, fragte Miss Karr.
    »Genau«, sagte Dr. Turgenev. »Eventuell ganz aus Sonnensystem.«
    Sir Hughs Gesicht verlor alle verbliebene Farbe, und seine Brust fing an, sich unregelmäßig zu heben und zu senken, als würde er schluchzen.
    »Wir müssen vom Kabel weg«, sagte Kapitän Walken.
    Sir Hugh sah entsetzt aus. »Aber dann hält uns hier oben ja gar nichts mehr fest!«
    »Im Moment muss uns nichts halten«, sagte ich und merkte, wie ich mich langsam wieder unter Kontrolle bekam. »Wir sind immer noch schwerelos.«
    »Warum können wir uns nicht an die andere Hälfte des Kabels binden?«, fragte Sir Hugh.
    »Das wäre unklug«, sagte Dr. Turgenev. »Es wird schnell zur Erde zurückgezogen. Wenn wir dranhängen, es fällt nur noch schneller außer Kontrolle. Nein, Kapitän ist richtig. Wir müssen von Kabel weg.«
    »Werden wir weiter um die Erde kreisen?«, fragte ich den Wissenschaftler.
    »Wir sind jetzt bei zwanzigtausend Meilen. Nicht länger im geosynchronen Umlauf. Selbst jetzt, wenn wir sprechen, wir beschleunigen in verfallende Umlaufbahn.«
    »Verfallend?«, fragte Miss Karr und klang, als hätte sie es satt. »Dr. Turgenev, ich hätte hier gerne etwas mehr klare Worte. Was bedeutet das?«
    Dr. Turgenev rieb wie wild an seiner Brille herum. »Bedeutet, allmählich werden wir mit enormer Geschwindigkeit zurück in Erdatmosphäre gezogen und verglühen wie Sternschnuppe.«
    »Nein…«, stöhnte Sir Hugh und griff sich mit seinen großen Händen an den Kopf.
    »Wie viel Zeit haben wir?«, fragte Kapitän Walken.
    »Vielleicht einige Tage, aber Batterie ist lange davor erschöpft.«
    Ich schluckte. Daran hatte ich nicht gedacht. Da wir nun von der Bodenstation getrennt waren, wurden wir nicht länger mit Elektrizität versorgt. Wenn die sechs Stunden vorbei waren, würden wir ohne Licht sein, ohne Wärme und ohne die Energie, Sauerstoff durch das Schiff zu pumpen. Wir würden erfrieren und ersticken, noch

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